Vor 28.042 Zuschauern in Bloemfontein war der Außenseiter aus Mittelamerika dem Sieg am Ende näher als die Schweizer. Hitzfeld hatte Kapitän Alex Frei 69 Minuten auf der Bank schmoren lassen, dieser konnte dann auch nicht mehr die Wende einleiten.
Ein 2:0-Sieg hätte den Schweizern in jedem Fall fürs Achtelfinale gereicht. So beendet das Hitzfeld-Team die Gruppe nur als Dritter. Honduras holte den ersten WM-Punkt seit 1982.
Nachbetrachtung:
Dass die Schweiz ausgeschieden ist, müssen sich Mannschaft und Trainer gleichermaßen ankreiden. Die Offensive der Eidgenossen war in allen drei Spielen unterirdisch und konnte nicht mal gegen Honduras Druck aufbauen - das genügte den Ansprüchen einer WM nicht.
Hitzfeld schaffte es zudem nicht, sein Team zu einer Einheit zu machen. Ein Leader auf dem Platz war nicht auszumachen. Dass Rechtsverteidiger Lichtsteiner noch der einzige war, der sich in der Schlussphase mit aller Macht gegen die Niederlage stemmte, sagt vieles aus.
Frei, vor dem Turnier noch der Chef im Team, war erst verletzt und verweigerte dann Interviews, was ihm in der Heimat negativ ausgelegt wurde. Er wollte seine Antwort auf dem Platz geben, wurde aber von Hitzfeld zum Bankdrücker degradiert. Warum der Ex-Bayern-Trainer dafür an Nkufo festhielt, wird sein Geheimnis bleiben. Hitzfelds Zukunft im Verband? Nach dem WM-Aus völlig offen.
Honduras-Coach Rueda wird sich indes grämen, dass er erst im dritten Spiel zu einer funktionierenden Mannschaft gefunden hat. Wären die elf Mann, die die Schweiz in Schach hielten, schon vorher zusammen aufgelaufen, wäre vielleicht mehr als ein Punkt drin gewesen.
Reaktionen:
Ottmar Hitzfeld (Trainer Schweiz): "Wir haben lange gebraucht, um ins Spiel zu finden. In der zweiten Halbzeit war es ein offener Schlagabtausch. Wir haben es leider nicht verdient, weiterzukommen, weil wir kein Tor geschossen haben. Die Enttäuschung sitzt sehr tief. Wir hatten uns viel vorgenommen nach dem Sieg gegen Spanien. Aber die Niederlage gegen Chile mit zehn Mann war ein Rückschlag, von dem wir uns nicht erholt haben. Uns bleibt der Sieg gegen Spanien, wir müssen erhobenen Hauptes nach Hause gehen. Dann müssen wir sehen, wie es weitergeht."
Hakan Yakin (Schweiz): "Wir versuchten über 90 Minuten das Tor zu schießen. Ich kann nicht mal sagen, dass der Torwart gut gehalten hat. Wir waren im Strafraum einfach ungenügend. Es war Unvermögen. Wir waren nicht eiskalt vor dem Tor. Wir gewinnen als Mannschaft und gehen als Mannschaft unter."
Reinaldo Rueda (Trainer Honduras): "Das war ein sehr schwieriges Spiel für uns. Am Ende wurde es offener, aber hat uns die Reife, die Präzision und der letzte Pass gefehlt, um ein Tor zu schießen. In der zweiten Halbzeit haben wir gut gespielt, da waren unsere Angriffe konstruktiv. Die Spieler haben ihr Bestes gegeben, wir hoffen, dass wir in Zukunft von den Erfahrungen hier profitieren können."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Die Schweiz mit der Elf, die Spanien am ersten Spieltag mit 1:0 schlug. Ausnahme: Von Bergen ersetzt erneut den verletzten Senderos. Behrami fehlt rotgesperrt, Frei schmort nur auf der Bank.
Honduras mit einer kleinen Aufstellungsrevolution: Sechs Neue tummeln sich auf dem Spielfeld. Sabillon, Bernardez, Thomas, Alvarez, Nunez und J.N. Palacios spielen für Mendoza, Izaguirre, Guevara, Turcios, Martinez und Espinoza. Dazu ein Systemwechsel von 4-2-3-1 auf 4-4-2. Guevaras Kapitänsbinde trägt Keeper Valladares.
11.: Inler wird am Strafraum freigespielt. Schnelle Körpertäuschung und Abschluss mit links. Flach einen Meter rechts vorbei.
17.: Barnetta flankt scharf aus dem rechten Halbfeld an den Fünfer. Derdiyok kommt angeflogen und köpft knapp links vorbei.
53.: Alvarez vernascht Grichting auf rechts. Aus vier Metern kommt Suazo zentral zum Kopfball, setzt die Kugel aber knapp am langen Eck vorbei. Glück für die Schweiz.
60.: Barnetta schließt einen Schweizer Konter mit einem platzierten aber schwachen Schuss aus 15 Metern ab. Valladares hat ihn im Nachfassen.
69.: Endlich, aus Schweizer Sicht, wird Frei eingewechselt. Nkufo geht runter.
71.: Konter Honduras. Suazo bedient Alvarez zentral vor dem Tor. Der macht eigentlich alles richtig, schließt hoch gegen die Laufrichtung von Benaglio ab. Der hechtet das Ding jedoch mit einem unfassbaren Reflex raus.
80.: W. Palacios lässt sich am Sechzehner beim Schuss zu viel Zeit. Schwupps, ist der Ball weg. Der Schweizer Konter rollt. Lichtsteiner rechts am Sechzehner frei, zieht ab - zwei Meter drüber.
90.+1: Nächster Konter. Welcome schießt aus acht Metern, von Bergen rettet zur Ecke. Der Eckball segelt im Fünfer an drei Honduranern vorbei.
Fazit: Die Schweiz ohne Druck, ohne Selbstvertrauen, ohne Tor. Honduras war ebenbürtig und dem Sieg am Ende deutlich näher.
Der Star des Spiels: Diego Benaglio (SPOX-Note 2). Dass die Schweiz nach der Vorrunde raus ist, liegt bestimmt nicht am Schlussmann. Gegen Spanien überragend, auch gegen Chile mit vielen Paraden - diesmal mit einem unfassbar guten Save gegen Alvarez (71.).
Auch für die SPOX-User war Diego Benaglio Man of the Match
Die Gurke des Spiels: Blaise Nkufo (SPOX-Note 5). Dass der ehemalige Hannoveraner den Vorzug vor Frei erhalten sollte, sorgte schon im Vorfeld für Irritationen. Das Spiel tat sein Übriges dazu. Nkufo spielte wie gelähmt, war kaum ins Spiel eingebunden und hatte keine gefährliche Aktion. Unverständlich, wieso Hitzfeld bis zur 69. Minute wartete, bis er ihn erlöste.
Die Pfeife des Spiels: Hector Baldassi (Argentinien). Hatte keine Mühe mit dem Spiel, das ohne böse Fouls auskam. Einziger Fehler: Alvarez stand in der 78. Minute knapp nicht im Abseits, wäre frei durch gewesen.
Analyse: Honduras stand mit der neuen Taktik deutlich sicherer als gegen Spanien - Thomas und W. Palacios räumten im Mittelfeld auf, die Außen im Mittelfeld hielten ihre Positionen konsequenter. Die Schweiz verschlief die Anfangsviertelstunde total, hatte dann mehr Ballbesitz, aber kaum Torchancen.
Zur Pause brachte Hitzfeld Yakin und stellte auf 4-2-3-1 um - mit Yakin zentral und Derdiyok auf Rechts, Barnetta wechselte auf Links. Das hatte allerdings zur Folge, dass Derdiyok nun gar nicht mehr ins Angriffsspiel eingebunden wurde und auch Barnette noch mehr abtauchte.
Erst mit der Hereinnahme von Frei spielte sich das Spiel optisch wieder näher am Tor der Honduraner ab. Die Schweiz rannte jedoch blind an und ermöglichte Honduras durch das kopflose Spiel mehrere Konterchancen.
Honduras bot über 90 Minuten seine beste Turnierleistung, vor allem defensiv. Nach vorne liefen die Angriffe jedoch meist zu unkoordiniert ab. Der letzte Pass kam stets nicht an, in aussichtsreichen Situationen fehlten im entscheidenen Moment Ruhe und Cleverness. So geht es mit einem Achtungserfolg, aber ohne Tor nach Hause.
Schweiz - Honduras: Daten zum Spiel