Vor 60.000 Zuschauern in Durban erzielte Wesley Sneijder (53.) das Siegtor für die Mannschaft von Bert van Marwijk, die aber trotz der maximalen Punkteausbeute wieder nicht überzeugen konnte.
Am letzten Gruppen-Spieltag am Donnerstag trifft die Niederlande auf Kamerun, Japan kämpft gegen Dänemark um das Weiterkommen in die K.o.-Phase.
Nachbetrachtung:
Bereits vor der WM warnte Paul Bosvelt, ehemaliger niederländischer Nationalspieler und Schützling von Bert van Marwijk, dass die Tiefe auf den Offensiv-Positionen "unsere größte Stärke - aber auch die größte Schwäche sein kann".
Van Marwijks größte Herausforderung sei es, bei all den flexibel einsetzbaren Stars aus unzähligen Aufstellungsvarianten die richtige zu finden. Nach dem Japan-Spiel muss konstatiert werden: Bisher ist es dem Bondscoach nicht gelungen.
Der zuletzt nörgelnde van der Vaart ("Ich bin immer der Sündenbock") ist als Robben-Vertreter nicht geeignet und dürfte seinen Stammplatz an den wesentlich dynamischeren Elia verloren haben. Ebenfalls zur Disposition steht der nicht fitte van Persie, Huntelaar lauert.
Auch bei Japan sind vor dem "Endspiel" gegen Dänemark personelle Veränderungen nötig. Das Spiel gegen den Ball ist überdurchschnittlich, die Aufstellung ohne gelernten Stürmer ist jedoch ingesamt zu defensiv. Der nach seiner Einwechslung engagierte Torjäger Okazaki kommt wohl in die Startelf, um Spielmacher Honda zu entlasten.
Reaktionen:
Trainer Bert van Marwijk (Niederlande): "Wir haben ziemlich kontrolliert gespielt. In der zweiten Halbzeit musste ich allerdings viele Anweisungen geben, weil die Mannschaft wachsam bleiben musste. Wir können und müssen noch besser spielen. Vor zwei Jahren habe ich meinen Spielern gesagt, dass wir auch dreckige Spiele gewinnen müssen. Nun sind wir sehr viel stabiler. Wir sind hierhergekommen, um einen Preis zu gewinnen - die WM. Aber das ist noch weit weg. Wenn wir stabil und selbstbewusst bleiben, können wir jedenfalls weit kommen."
Rafael van der Vaart (Niederlande): "In Holland erwartet man immer, dass wir schön spielen und zwei, drei Tore schießen. Aber so geht es nicht. Wenn man auch die schlechten Spiele gewinnt, bedeutet das etwas."
Trainer Takeshi Okada (Japan): "Die Niederländer haben stark gespielt. Meine Spieler haben ihr Bestes gegeben. Leider hat es nicht gereicht. Wir haben nicht viel Zeit, um uns zu erholen. Jetzt müssen wir uns zielstrebig auf die Partie gegen Dänemark vorbereiten."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Beide Teams verzichten auf personelle und taktische Veränderungen.
Der angeschlagene Robben muss weiter pausieren.
38.: Nach einer Flanke von Komano kommt Honda an den Ball, der auf Matsui zurücklegt. Ihm läuft bei der Ballannahme ein Fehler und muss aus 23 Metern volley abziehen. Stekelenburg hält sicher.
48.: Van Bronckhorst setzt sich auf der linken Außenbahn mal durch und geht fast bis zur Grundlinie. Die Flanke kommt fünf Meter vors Tor. Van Persie steigt hoch, köpft aber in Bedrängnis nur auf den Keeper.
53., 1:0, Sneijder: Japan bringt eine Flanke von links nicht aus dem Strafraum, van Persie legt auf Sneijder ab. Leicht links aus 18 Metern zieht der Inter-Star kräftig ins kurze Eck ab. Torwart Kawashima patzt jedoch bei der Faustabwehr und lenkt den Ball ins eigene Tor. Krasser Torwartfehler.
85.: Traumpass von Elia aus der eigenen Hälfte in den Lauf von Afellay. Der zieht von links in die Mitte, den Schuss aus sechs Metern pariert Kawashima.
88.: Kuyt bedient wunderbar Huntelaar, der direkt auf Afellay weiterleitet. Der zieht aus acht Metern ab, aber gemeinsam klären die Japanar zur Ecke.
90.: Fast der Ausgleich. Okazaki kommt fünf Meter vor dem Tor zum Abschluss. Er erwischt den Ball aus der Drehung gut, haut ihn aber knapp drüber.
Fazit: Kein Glanzstück. Dank der Chancen-Überzahl in der zweiten Hälfte gewinnt die Niederlande aber verdient.
Der Star des Spiels: Mark van Bommel (SPOX-Note: 2). Überzeugte nicht nur als resoluter Zweikämpfer, sondern auch als heimlicher Quarterback aus dem defensiven Mittelfeld. Er lief, er rackerte - und er zog die Strippen. Wunderbar, wie er kurz nach der Pause mit einem präzisen 40-Meter-Diagonalpass van Persie in Position brachte.
Auch für die SPOX-User war van Bommel der "Man of the Match"!
Die Gurke des Spiels: Rafael van der Vaart (SPOX-Note: 5). Dass die Position auf dem linken Flügel nicht seine liebste ist, mag sein. Doch das ist keine Entschuldigung dafür, wie kreativlos und wehleidig er seine Rolle interpretiert. Seine Offensivkollegen überzeugen ebenfalls nicht, aber immerhin sorgen sie für den Siegtreffer (Sneijder) plus Torvorbereitung (van Persie) oder helfen dem Außenverteidiger in der Rückwärtsbewegung (Kuyt). Nicht verwunderlich, dass van der Vaart als erster Niederländer ausgewechselt wurde.
Die Pfeife des Spiels: Hector Walter Baldassi. Wenige Fouls, keine Nickeligkeiten: Der Argentinier brachte die leicht zu führende Partie ohne Probleme über die Runde.
Analyse: Die Niederlande hat zwei Siege auf dem Konto, zu überzeugen wusste die Oranje-Elf aber erneut nicht. Wie gegen Dänemark konnten sie sich eher auf ihre Effizienz, ihr Glück und einen schwachen Kontrahenten verlassen.
Das größte Manko: Die vier Offensiv-Spieler sind von den sechs Defensiv-Spielern fast komplett isoliert. Ein gemeinsamer Spielaufbau oder Nachrücken wie beim 1:0, als sich van Bronckhorst mit nach vorne einschaltete, findet nur selten statt. Ohne "Übersetzer" van Bommel wäre der Spielaufbau in den ersten 70 Minuten zum Erliegen gekommen.
Was aber nicht die Leistung der Japaner schmälern soll. Nippon ist offensiv weiterhin nicht existent, Honda als Mittelstürmer verschenkt, die bevorzugte Flanken-Taktik wegen der körperlichen Unterlegenheit zum Scheitern verurteilt.
Defensiv jedoch waren die Asiaten sehr gut oranisiert, besonders die ballsichere, gleichzeitig aber auch giftige Dreier-Mittefeld-Reihe Endo/Abe/Hasebe ärgerte den Gegner.
Niederlande - Japan: Daten zum Spiel