Vor 27.967 Zuschauern im Royal Bafokeng Stadion in Rustenburg brachte Keisuke Honda Japan mit einem direkten Freistoß in Führung (17.). Yasuhito Endo erzielte, ebenfalls per Freistoß, das 2:0 (30.). Shinji Okazaki markierte kurz vor Schluss den 3:1-Endstand (88.). Für Dänemark verkürzte Jon Dahl Tomasson zwischenzeitlich per Nachschuss nach Foulelfmeter auf 1:2 (81.).
Damit zieht Japan zum zweiten Mal nach 2002 ins Achtelfinale ein und trifft dort am 29. Juni auf Paraguay. Dänemark dagegen fliegt bei der vierten WM-Teilnahme zum ersten Mal schon nach der Vorrunde aus dem Turnier.
Nachbetrachtung:
Die Japaner im Achtelfinale sind die bislang wohl größte Überraschung des Turniers. Und während die Elf von Takeshi Okada die Gegner bislang eher durch ihre destruktive Spielweise nervte, überzeugte sie diesmal auch fußballerisch.
Die wichtigste Waffe der Japaner bleibt sicher ihre läuferische Stärke: Gegen den Ball ist die Mannschaft trotz kleinerer taktischer Defizite äußerst unangenehm, und die Konter werden in der Regel mit vier Mann konsequent zu Ende gelaufen.
Mit Keisuke Honda hat gegen Dänemark nun auch der beste Fußballer im Team sein Potential abgerufen. Der überragende Mann auf dem Platz initiierte praktisch jede gefährliche Aktion. Mit diesem Selbstvertrauen wird Japan auch für Paraguay eine sehr harte Nuss - das Achtelfinale muss nicht die Endstation sein.
Dänemark dagegen verabschiedet sich mit einer enttäuschenden Leistung. Vor allem der Einbruch der routinierten Spieler nach dem Rückstand war doch erschreckend und ernüchternd.
Insgesamt zeigten die Dänen im Turnierverlauf vor allem im taktischen Bereich einen deutlichen Rückstand gegenüber den Spitzenmannschaften: Die Abwehr steht häufig zu tief, die Abstände der Mannschaftsteile sind zu groß, unter Druck spielte Dänemark fast nur lange Bälle. Zudem sind einige Schlüsselspieler über den Zenit - vieles deutet auf einen größeren Umbruch hin.
Reaktionen:
Morten Olsen (Trainer Dänemark): "Wir sind natürlich enttäuscht, das müssen wir auch sein, weil wir weiterkommen wollten. Wir haben gut angefangen und hatten die Situation unter Kontrolle. Aber der Unterschied war, dass sie ihre Chancen nutzten - und wir nicht. Es war wirklich unnötig, dass wir ausgeschieden sind. Das ganze Spiel ist durch diese beiden Freistöße entschieden worden."
Takeshi Okada (Trainer Japan): "Uns hätte ein Remis gereicht, aber wir wollten nicht passiv spielen. Meine Spieler haben sehr gut dagegengehalten. Sie waren sehr couragiert, keine Feiglinge, haben sehr stark gespielt. Sie haben Stärken, die andere nicht haben. 23 Spieler und der Stab sind eine Einheit. Wir haben gezeigt, dass Fußball ein Teamsport ist. Wir haben unser Ziel noch nicht erreicht."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Spiel: Dänemark muss den gesperrten Kjaer ersetzen, für ihn beginnt Kroldrup in die Innenverteidigung. Der Wolfsburger Kahlenberg kommt außerdem für Grönkjaer ins Mittelfeld.
Japan zum dritten Mal mit derselben Startaufstellung. Honda spielt wieder die einzige Spitze.
13.: Doppelchance für Japan! Okubo flankt von links, in der Mitte vergibt Matsui per Volley, er scheitert an Sörensen. Kurz darauf ist Hasebe durch über rechts, sein Bolzer rauscht haarscharf am rechten Winkel vorbei.
17., 0:1, Honda: Freistoß aus 27 Metern halbrechts: Honda tritt den Ball mit links Richtung lange Ecke. Halbhoch schlägt der Flatterball ein! Sieht schön aus, ist allerdings nicht unhaltbar für Keeper Sörensen.
30., 0:2, Endo: Wieder Freistoß, diesmal aus 23 Metern zentral. Endo schlenzt die Kugel wundervoll ins rechte Eck. Sörensen hat diesmal nichts zu halten, aber die Mauer hätte ruhig auch hochspringen dürfen...
48.: Sörensen ist völlig verunsichert: Endo mit einem Freistoß aus gut 40 (!) Metern. Sörensen steht zu weit vor dem Kasten und unterschätzt den Ball. Mit den Fingerspitzen kann er die Kugel noch an den Pfosten lenken.
80.: Elfmeter für Dänemark! Hasebe schubst Agger leicht in Strafraum. Muss man nicht pfeifen, sehr harte Entscheidung.
81., 1:2, Tomasson: Schwach in die Mitte geschossen, Kawashima kann nach vorne abwehren. Erst im Nachschuss versenkt Tomasson die Kugel.
87., 1:3, Okazaki: Traumhaft gemacht! Überzahl-Situation im gegnerischen Strafraum. Honda legt uneigennützig quer in die Mitte, wo Okazaki Danke sagt und ins leere Tor einschiebt.
Fazit: Völlig verdienter Sieg für Japan, das nach der besten Turnierleistung ins Achtelfinale einzieht. Dänemark spielte nur 15 Minuten lang Fußball, verlor nach dem Rückstand aber völlig den Faden.
Der Star des Spiels: Keisuke Honda (SPOX-Note 1). Spielt in Moskau eigentlich hinter den Spitzen, muss bei Japan aber aus Mangel an torgefährlichen Alternativen als Alleinunterhalter im Angriff agieren. Gegen Dänemark machte er das Beste aus seiner anfänglichen Einsamkeit im Sturm, behauptete viele Bälle und leitete mit klugen und präzisen Diagonalpässen gefährliche Konter ein. Krönte seine starke Leistung mit dem wichtigen Tor zum 1:0.
Für die SPOX-User war ebenfalls Keisuke Honda der "Man of the Match"
Die Gurke des Spiels: Thomas Sörensen (SPOX-Note 5). Der dänische Torhüter spielte bislang ein gutes Turnier und hielt auch gegen Japan in der Anfangsphase stark. Das 0:1 aber geht auf seine Kappe - und damit war der 34-Jährige komplett von der Rolle. Beim 0:2 stand die Mauer zumindest diskussionswürdig, in der zweiten Halbzeit konnte er fast keinen Ball mehr festhalten. Ganz bitterer Abend für den erfahrenen Mann.
Pfeife des Spiels: Jerome Damon. Der Südafrikaner war sehr kommunikativ und manchmal etwas üppig in seiner Gestik. Zudem wild entschlossen, aufs Tempo zu drücken - zeigte in den ersten 25 Minuten bereits zwei Japanern Gelb wegen Zeitspiels. Gewöhnungsbedürftiger Stil, aber letztlich immerhin ohne spielentscheidende Fehler. Der Elfmeter für Dänemark allerdings war zumindest sehr fraglich.
Analyse: Dänemark begann sehr routiniert und ballsicher. Die Offensivreihe rochierte viel, hielt das Tempo hoch, brachte die Japaner ins Laufen und fand damit immer wieder auch Lücken in der massierten Abwehr des Gegners - ohne jedoch entscheidend für Gefahr zu sorgen. Dafür offenbarte die Mannschaft von Morten Olsen erneut große individuelle und taktische Probleme in der Abwehr und hätte durch Konter der Japaner schon früher in Rückstand geraten können.
Für die endgültige Wende aber sorgten die Asiaten schließlich durch zwei direkt verwandelte Freistöße, vor allem beim ersten von Honda sah der bislang starke dänische Torhüter Sörensen nicht gut aus. Damit riss bei den Dänen der Faden komplett, selbst die erfahrenen Spieler verfielen plötzlich in Hektik. Die erneut sehr laufstarken und disziplinierten Japaner hatten wenig Mühe in der Abwehr und brachten die Führung sicher in die Pause.
Auch nach dem Seitenwechsel fanden die Dänen nicht zurück zu ihrer spielerischen Linie und spielten fast nur hohe Bälle in die Spitze. Dort konnte sich aber weder der unglückliche Tomasson noch der formschwache Bendtner behaupten: Die wieder gut organisierten Japaner zeigten, dass sie sich auch physisch durchaus zu wehren wissen.Mit dem Selbstvertrauen und der Führung im Rücken spielte die Mannschaft dann auch zeitweise richtig gefällig Fußball. Auch wenn Dänemark durch einen geschenkten Elfmeter zwischenzeitlich noch einmal verkürzen konnte, zieht Japan nach der besten Turnierleistung souverän und verdient ins Achtelfinale ein.
Dänemark - Japan: Daten zum Spiel