Vor 36.000 Zuschauern im Nelson Mandela Bay Stadion in Port Elizabeth erzielte Jermain Defoe (22.) das Tor des Tages für die Engländer.
Damit sicherte sich England den zweiten Platz in Gruppe C und trifft im Achtelfinale am 26. Juni auf Erzrivale Deutschlannd, das die Gruppe D mit einem 1:0 gegen Ghana als Erster abschloss. Als Gruppensieger zieht auch die USA in Achtelfinale ein, das zeitgleich gegen Algerien gewann.
Nachbetrachtung:
Die gute Nachricht für England: Die Mannschaft steht verdient im Achtelfinale und dürfte damit auch die zuletzt reichlich gereizte Stimmung im Umfeld der Mannschaft etwas beruhigen. Die schlechte Nachricht: Noch immer wirkt die Elf von Fabio Capello phasenweise ziemlich verunsichert und labil: Der viel beschworene Teamspirit ist nach wie vor kaum zu spüren, die Mannschaft wirkt selten als geschlossene Einheit.
Das Spiel nach vorne war auch gegen Slowenien in der Anfangsphase zu ängstlich und verkrampft, vor allem von den Außenverteidigern kommt deutlich zu wenig Druck. Auch hinten entstehen häufig Lücken, wenn Barry und Lampard zu hoch stehen. Insgesamt war England auch im dritten Spiel nicht in der Lage, 90 Minuten lang Konzentration und Tempo hoch zu halten und musste deshalb auch gegen einen vergleichsweise schwachen Gegner in der Schlussphase noch zittern.
Allerdings kommen die Schlüsselspieler offenbar zur rechten Zeit in Form: Rooney wirkte körperlich und geistig wieder deutlich frischer, Gerrard tankte viel Selbstvertrauen und Lampard suchte nicht mehr überhastet die Chance im Strafraum, sondern stellte sich mehr in den Dienst der Mannschaft und schaltete sich häufiger als Anspielstation in den Aufbau mit ein. Die individuelle Klasse der Three Lions steht ohnehin außer Frage, nun also zeigt auch die Formkurve deutlich nach oben - ein schwieriger Gegner für jede Mannschaft im Achtelfinale.
Die Slowenen dagegen sind verdient ausgeschieden. Am Ende reichte einfach die Qualität nicht. Die Mannschaft ist gut organisiert und die meisten Spieler können auch ganz ordentlich kicken - allerdings nur, wenn sie Zeit haben. Dem Tempo der Spitzenmannschaften aber ist der Neuling bei dieser WM noch nicht gewachsen.
Reaktionen:
Fabio Capello (Trainer England): "Wir haben wieder den Geist gezeigt, den wir gegen Algerien verloren hatten. Wir haben sehr gut gespielt. Ich bin sehr glücklich mit der Vorstellung meiner Mannschaft, wir haben engagiert gespielt, sind jeden Zweikampf mit der richtigen Einstellung angegangen - so muss man spielen, wenn man gewinnen will. Ob Deutschland oder Serbien, das ist doch egal. Wir müssen weiterkommen."
Matjaz Kek (Traner Slowenien): "Natürlich bin ich enttäuscht, aber inzwischen macht sich mehr Stolz breit - über das, was meine Spieler hier geschafft haben. Das ist ein sehr emotionaler Moment, eigentlich unbeschreiblich. Als ich gehört habe, dass die USA mit 1:0 in Führung gegangen waren, war ich sprachlos. Doch jetzt bin ich stolz. Wir haben uns bei diesem Turnier viel Respekt erspielt und müssen in Zukunft unseren Weg weitergehen."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Spiel: Capello bleibt bei seinem 4-4-2-System und auch der von Fans und Mannschaft geforderte Joe Cole sitzt zunächst auf der Bank. Im Sturm allerdings beginnt Defoe für Heskey, Milner kommt für Lennon in die Mannschaft. Nach der Gelbsperre von Carragher und der Verletzung von King rückt Upson wie erwartet in die Innenverteidigung.
Slowenien dagegen mit derselben Aufstellung wie zuletzt beim 2:2 gegen die USA.22., 0:1, Defoe: Milner flankt den Ball von der rechten Auslinie perfekt in die Mitte an den Fünfer. Halbhoch kommt die Kugel an, Defoe ist einen Schritt schneller als Suler und trifft mit dem rechten Spann mittig ins Tor. Handanovic ist noch dran, kann aus kurzer Distanz aber nicht mehr entscheidend klären.
30.: Schöne Kombination der Engländer: Rooney, zieht im Strafraum vier Mann auf sich und legt dann in die Mitte zu Gerrard zurück. Der versucht, flach rechts einzuschieben, aber Handanovic ist schnell genug unten.
58.: Rooney startet im richtigen Moment und bekommt den Ball am Elfmeterpunkt. Er steht völlig frei nicht im Abseits, müsste nur einschieben. Aber Handanovic kommt mit den Fingerspitzen ran und lenkt die Kugel an den Pfosten.
68.: Dedic gewinnt an der Strafraumgrenze das Kopfballduell und dann hat Novakovic den Ball. Der wird allerdings geblockt und legt dann noch Mal zu Dedic ab. Auch der schießt sofort und wird geblockt. Versuch Nummer drei von Birsa landet neben dem Tor.
Fazit: In der Schlussphase wirkte England alles andere als souverän, trotzdem ist der Sieg völlig verdient. Die beste Leistung der Three Lions in diesem Turnier - auch wenn die Mannschaft noch viel Luft nach oben hat.
Der Star des Spiels: Jermain Defoe. Kam mit Milner neu in die Partie - und prompt entstand aus der Co-Produktion der beiden die Führung. Auch wenn beide bis dahin genauso fahrig und nervös agierten wie der Rest der Mannschaft, stehen sie symbolisch für die Wende. Nach der Führung wurde England auf einen Schlag selbstbewusster und sicherer.
Für die SPOX war James Milner der "Man of the Match"!
Die Gurke des Spiels: Milivoje Novakovic. Der Kölner erwischte einen üblen Tag. In der Spitze bekam er keine Bälle, im Spielaufbau vertändelte er sie immer wieder durch leichte Stockfehler. Fiel vor allem in der ersten Halbzeit eigentlich nur durch übermotivierte Abeitsstellungen, unnötige Fouls und unkonzentrierte Fehlpässe auf.
Die Pfeife des Spiels: Wolfgang Stark. Ein Deutscher pfeift England? Die FIFA-Ansetzung sorgte auf der Insel für viel Aufregung, doch Stark leitete die Partie ruhig und sicher. Ließ gegen den Trend der WM viel laufen, hielt sich auch mit Gelben Karten erfreulich zurück und hatte das Spiel dennoch jeder Zeit unter Kontrolle. Insgesamt ein überzeugender Auftritt des Schiedsrichter-Gespanns.
Analyse: England begann unglaublich nervös und mit vielen Fehlern. Der Druck und das Theater im Vorfeld schienen die Spieler zu lähmen, kaum ein Pass fand über fünf Meter den Mitspieler. Nach ein paar verunglückten Aktionen fielen die Three Lions fast neurotisch zurück in alte Muster: Drei, vier Mal hinten rum - und dann der lange Ball. Weil weder Defoe noch Rooney die Bälle in der Spitze behaupten konnten, hatten die recht biederen Slowenen jedoch auch damit wenig Mühe.
Ausgerechnet die beiden neuen Offensivkräfte, die bis dahin allerdings ein schwaches Spiel ablieferten, brachten die Wende: Milner flankt, Defoe trifft. Plötzlich begann England richtig Fußball zu spielen, wurde im Passspiel sicherer und schneller, erarbeitete sich weitere Chancen und verdiente sich die Führung bis zur Pause.
Nach dem Seitenwechsel drängten die Engländer weiter auf das 2:0, vor allem Gerrard und Rooney entwickelten phasenweise echten Spielwitz. Nur der Pfosten und der starke Keeper Handanovic verhinderten eine höhere Niederlage für Slowenien.
Auch wenn sich die Mannschaft durch einige Nachlässigkeiten in der Schlussphase noch einmal selbst unter Druck brachte: Ein hoch verdienter Sieg für England, das vor allem aufgrund der individuellen Klasse jeden Gegner im Achtelfinale vor große Probleme stellen kann.Und auch wenn die Mannschaft von Fabio Capello weiterhin mit einigen Problemen zu kämpfen hat (vor allem auf den defensiven Außenbahnen), scheint der Formaufbau zu stimmen. Gegen Slowenien zeigten die Three Lions zwar beileibe keine Gala - aber die mit Abstand beste Turnierleistung.
Slowenien - England: Daten zum Spiel