Uruguay war vor 33.425 Zuschauern in Rustenburg die bessere Mannschaft. Erstmals seit 1990 haben die Südamerikaner wieder ein Achtelfinale erreicht. Mexiko scheiterte 2006 an Argentinien (1:2 n.V.).
Nachbetrachtung:
Vorab galt diese Gruppe als ausgeglichen - wenn sich dann eine Mannschaft mit drei Punkten Vorsprung und ohne Gegentor durchsetzt, hat das Aussagekraft. Mit Diego Forlan hatte die Celeste auch den überragenden Mann der Gruppe A in ihren Reihen: Forlan überzeugte spielerisch, läuferisch und kämpferisch und ist zum Saisonhöhepunkt offensichtlich in Top-Form.
Die Mischung bei den Südamerikanern scheint zu stimmen. Uruguay war in allen drei Spielen das bessere Team, extrem laufstark, hatte stets Kontrolle und steht verdient im Achtelfinale. Dort muss nicht zwangsläufig Schluss sein, denn alle Gegner aus der Gruppe B (außer Argentinien) sind machbar.
Den Mexikanern merkte man diesmal erneut an, dass bei einem Rückstand niemand da ist, der das Spiel an sich reißen könnte. Giovani Dos Santos ist dafür (noch) zu inkonstant, Cuauhtemoc Blanco zu alt, Rafael Marquez meist defensiv gebunden.
Unverständlich zudem, welchen Narren Javier Aguirre an Stürmer Guillermo Franco gefressen hat. Der 33-Jährige wirkte erneut wie ein Fremdkörper und schoss nicht einmal gefährlich aufs Tor. Im Achtelfinale sollte Aguirre vielleicht auf Javier Hernandez setzen, der sein Talent bei der WM bereits andeutete.
Reaktionen:
Javier Aguirre (Trainer Mexiko): "Die FIFA kann sicher sein, dass wir nicht auf Remis gespielt haben. Wir haben viele Fehler gemacht. Uruguay war sehr stark, sehr konzentriert. Wenn Du ein Spiel verlierst, dann bist du enttäuscht. Jetzt sind wir aber in der nächsten Runde, das war unser Ziel. Jetzt werden wir uns erholen, und dann sehen, gegen wen wir spielen."
Rafael Marquez (Mexiko): "Es hängt alles nur von uns ab. Argentinien hat eine sehr gute Mannschaft mit einem starken Angriff, aber wir haben gegen Frankreich gezeigt, was wir können."
Oscar Tabarez (Trainer Uruguay): "Einige Äußerungen vor dem Spiel waren nicht nach meinem Geschmack. Vielleicht waren einige der Meinung, dass wir nicht gewinnen wollen, weil ein Remis reichen würde. Man muss ehrlich sein: Es war ein schwieriges Spiel. Mexiko hat uns das Leben schwer gemacht. Uruguay ist jetzt ein schwieriger Gegner für jede Mannschaft."
Diego Forlan (Uruguay): "Es war wichtig, dass wir gewonnen haben, noch wichtiger aber, dass wir weitergekommen sind. Das war eine großartige Partie von uns. Jetzt aber wird's richtig schwierig, egal gegen wen wir spielen müssen."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Zwei Änderungen bei Mexiko. Guardado ersetzt den gesperrten Juarez im Mittelfeld. Blanco spielt für den verletzten Vela auf dem linken Flügel und trägt die Kapitänsbinde.
Bei Uruguay spielt Victorino in der Innenverteidigung für den angeschlagenen Godin. Zusamnmen mit Lugano und M. Pereira bildet er die Dreierkette.
6.: Riesenklops von Moreno, der am Sechzehner über den Ball tritt. Suarez ist durch, halbrechte Position. O. Perez verkürzt den Winkel - und Suarez schlenzt den Ball links am Tor vorbei.
21. Suarez schickt A. Pereira links den Flügel runter, Osorio steht irgendwo. Pereira zieht in die Mitte, ist dann eigensinnig und zieht ab - Außennetz. Forlan wäre in der Mitte gewesen.
22.: Guardado. 35 Meter. Ein Schuss, ein Strich - die Latte erzittert! Muslera wäre da nie und nimmer ran gekommen.
43., 0:1, Suarez: Forlan mit der Balleroberung im Mittelfeld, dann rechts raus zu Cavani. Salcido steht im Nichts. Cavani flankt aus vollem Lauf lang an den Fünfer. Rodriguez steht ebenfalls falsch, Suarez lässt ihn nur über den Scheitel tropfen. Sein erstes WM-Tor.
54.: Forlan tritt einen Freistoß von rechts an den Elfmeterpunkt. Lugano rauscht heran und köpft wuchtig aufs Tor. Perez klatscht nur ab, A. Pereiras Nachschuss blockt Salcido kurz vor der Linie zur Ecke.
65.: Flanke Barrera von rechts. Innenverteidiger Rodriguez hat sich an den gegnerischen Fünfer gestohlen und muss per Flugkopfball nur noch einnicken - unfassbar, dass der Kopfball links vorbei geht. Das muss das 1:1 sein.
Fazit: Die beiden besten Mannschaften der Gruppe A stehen im Achtelfinale. Uruguay war die reifere Mannschaft gegen in der zweiten Halbzeit harmlose Mexikaner.
Der Star des Spiels: Diego Forlan (SPOX-Note 2). Der dritte starke Auftritt des Spielers von Atletico Madrid bei dieser WM. Gegen Mexiko nicht in der Rolle des Goalgetters, sondern als hängende Spitze und Ballverteiler. Forlan war an jedem Angriff beteiligt, spielte öffnende Pässe auf die Außenbahnen, nahm aber auch mal das Tempo raus, wenn es nötig war.
Für die SPOX-User war Luis Suarez Man of the Match
Die Gurke des Spiels: Francisco Rodriguez (SPOX-Note 5). Ein schrecklicher Auftritt des mexikanischen Innenverteidigers. Ließ sich in den Zweikämpfen plump überrumpeln und stand bei Uruguays Führungstor meterweit weg von Torschütze Suarez. Schlechte Abstimmung mit Nebenmann Moreno. Den Ball in der 65. Minute aus vier Metern am Tor vorbei zu köpfen, muss man auch erstmal hinkriegen.
Die Pfeife des Spiels: Viktor Kassai aus Ungarn. Ein klasse Schiedsrichter. Verzichtete auf Gelbe Karten für Bagatellvergehen und lag meist richtig bei der Beurteilung von Zweikämpfen.
Analyse: Wer Mauschelei oder jegliche andere Art von Wettbewerbsverzerrung befürchtete, wurde schnell eines Besseren belehrt. Beide Mannschaften drückten aufs Tempo und gingen in den Zweikämpfen beherzt zur Sache.
Das Angriffsspiel von Uruguay war sehr variabel. Forlan ließ sich oft zurückfallen, schleppte die Bälle und verteilte sie auf die Flügelspieler Cavani und Alvaro Pereira. Während Suarez in vorderster Front in Position lief, kam Forlan aus der Tiefe. Dadurch griff Uruguay praktisch mit vier Stürmern an.
Im defensiven Mittelfeld stopfte der kompromisslose Arevalo Rios die Löcher. Dafür offenbarte die Abwehr um Kapitän Lugano einige Schwächen. Uruguay hatte Probleme mit den Positionswechseln der Sturmreihe Mexikos.
Trainer Tabarez reagierte nach der Einwechslung von Barrera und beorderte Fucile links in die Viererkette. Uruguay zog sich im Laufe der zweiten Halbzeit weit zurück, machte die Räume eng und ließ gegen einfallslos anrennende Mexikaner kaum Chancen zu.
Uruguay machte den insgesamt reiferen Eindruck und hat in Lugano, Arevalo Rios und Forlan in jedem Mannschaftsteil einen Chef, der den Takt vorgibt. Die Mannschaft ist sehr homogen, das Umschalten auf Offensive und die Rückwärtsbewegung stimmen. Nicht ausgeschlossen, dass Uruguay erstmals seit 1970 wieder das Viertelfinale erreicht.Mexiko muss sich aller Voraussicht nach mit Argentinien auseinandersetzen. Eine Mammutaufgabe, aber vor vier Jahren in Deutschland hatte Mexiko die Albiceleste bereits am Rande einer Niederlage.
Mexiko - Uruguay: Daten zum Spiel