WM

Die Grüne Revolution

Von SPOX
Der Rasen der Zukunft? Bei der WM 2010 wurde das Desso GrassMaster System getestet
© DessoSports

Am 11. Juni erlebte die Fußball-Welt das erste WM-Spiel auf afrikanischem Boden. Zwei Tage später folgte eine weitere Premiere. Bei der Partie zwischen Algerien und Slowenien in Polokwane gab ein neuartiges Rasenkonzept seinen WM-Einstand. Das "Desso GrassMaster System", auch im Mbombela-Stadion von Nelspruit eingesetzt, hat sich in England und den USA längst bewährt. Folgt nun auch die Bundesliga dem Trend?

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Im heißen Meisterschaftskampf hatte Uli Hoeneß plötzlich ein neues Reizthema. Nach Bayern Münchens Erfolg im Pokal-Halbfinale bei Schalke 04 Ende März nahm sich der Präsident des Rekordmeisters die Verantwortlichen des großen Titelrivalen zur Brust.

"Es ist nicht in Ordnung, dass man in einer so wichtigen Phase so einen Fußballplatz anbietet", giftete der Bayern-Präsident. So regiere einzig der Zufall auf dem Grün. Hoeneß' Attacke war wohlüberlegt, denn wenige Tage später trat der Rekordmeister erneut bei den Königsblauen an - zum vorentscheidenden Bundesligaspiel.

Letztlich ging alles gut - kein Spieler verletzte sich, die Bayern holten beide Titel. Dennoch war eine neue Diskussion eröffnet. Eine, der sich auch die Macher bei Borussia Dortmund oder dem Hamburger SV gegenübersahen.

Naturrasen verstärkt mit Kunstrasenfasern

In diesen Sommertagen waren die Bundesliga-Scouts auf der Suche nach Zugängen auf den Tribünen der WM-Arenen zuhause. Vielleicht aber haben sie auch einen Blick auf eine neue Entwicklung im Fußball riskiert.

Denn in Polokwane und Nelspruit wurden erstmals WM-Partien auf einem mit Kunstfasern verstärkten Naturrasen ausgetragen. In England und den USA wird das so genannte "Desso GrassMaster System" längst genutzt, auch Klubs aus den Niederlanden und Belgien haben es für sich entdeckt.

Mit den Spielen in Südafrika soll die Innovation nun die Welt erobern. Und warum nicht die Bundesliga? "Nach dem großen internationalen Erfolg und dem Einsatz bei der WM sehen wir nun den richtigen Zeitpunkt, um auch auf dem deutschen Markt aktiv zu werden", gibt Matthias Stuke, Technische Leitung "Desso GrassMaster", den Plan vor.

Nutzungskapazität wie drei Naturrasenplätze

Das System ist so simpel wie vorteilhaft. Der auf dem Spielfeld verlegte Naturrasen wird mit über 20 Millionen Kunstrasenfasern (Gesamtlänge: 40.000 Kilometer) verstärkt. Diese werden etwa 20 Zentimeter unter der Erdoberfläche in die Halme implantiert.

Durch die Stabilisierung ist der Naturrasen besser vor Tacklings und Slidings geschützt. Dies verlängert die Lebenszeit. Das "Desso GrassMaster System" verfügt über dieselbe Nutzungskapazität wie drei herkömmliche Naturrasenplätze.

Reuter als Kompetenzpartner

So werden die Spieleigenschaften von Naturrasen und die Dauerhaftigkeit von Kunstrasen vereint. Das unterstreicht auch Stefan Reuter, der zum Kompetenzteam der Münchner Agentur "Brand Icons" gehört: "Ich habe bereits in Anfield auf dem 'GrassMaster' gespielt und es ist wirklich ein hervorragender Fußballrasen, der scheinbar unzerstörbar und extrem widerstandsfähig ist."

Der Welt- und Europameister steht klar hinter der Rasen-Revolution, denn sein Arbeitgeber "Brand Icons" ist Partner der Münchner Sportmarketing-Agentur mm sports GmbH, die mit dem Vertrieb im deutschsprachigen Raum beauftragt worden ist.

Nur zwei Wochen Einbauzeit

Daher betont Stefan Schuster, Geschäftsführer mm sports: "Es sollte im Interesse aller am Fußball Beteiligten sein, dass die Spielflächen aller Stadien jederzeit den höchsten internationalen Ansprüchen genügen." Er sehe im Vergleich mit der Premier League hierzulande "noch erhebliches Verbesserungspotenzial".

Immerhin ist das "Desso GrassMaster System" auch etwas für Kurzentschlossene. Die Einbauzeit beträgt nur zwei Wochen. Dann ist der Rasen sofort nutzbar.

Vielleicht haben einige Bundesligisten in der Sommerpause Gefallen an dem neuen Rasensystem gefunden und setzen es demnächst ein. Hoeneß würde sich sicher freuen.

Von Polokwane über Nelspruit bis Kapstadt - die WM-Stadien