FC Bayern Reserve: Wie ist die Trainer-Situation?
Martin Demichelis überlegte bei einer Presserunde am Mittwoch ein paar Sekunden lang, dann sagte er: "Ich bin der Chef. Der Chef muss entscheiden, wer spielt und wie der Kader aussieht." Und damit war es endgültig vorbei mit der gleichberechtigten Zusammenarbeit zwischen dem 40-jährigen Argentinier und dem fünf Jahre älteren Danny Schwarz. In der Saison 2019/20 betreuten die beiden Ex-Spieler gemeinsam die U19, in der Schlussphase der vergangenen Spielzeit übernahmen sie dann die abstiegsbedrohte Reserve von Holger Seitz.
"Mit Danny Schwarz und Martin Demichelis haben wir kürzlich eine Einigung erzielt, dass beide gemeinsam als Duo ab der Saison 2021/22 Holger beerben sollen. Diese Entscheidung ziehen wir nun im Interesse aller vor", sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic im März. Den Abstieg konnten die beiden nicht verhindern, in acht Spielen gelang kein Sieg.
Nun die etwas überraschende Kehrtwende: Demichelis ist fortan der klare Chef, Schwarz fungiert genau wie Stefan Buck als sein Assistent. Anders als Schwarz besitzt Demichelis keine Fußballlehrer-Lizenz, anders als in der 3. Liga ist das in der Regionalliga aber keine Voraussetzung für eine Tätigkeit als Cheftrainer. "Der Verein hat so entschieden", begründete Demichelis den Schritt. Angriffslustigen und dominanten Fußball solle seine Mannschaft spielen. "Ich bin kein Mann, der tief stehen will und wartet, was passiert."
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FC Bayern Reserve: Wie sieht der Kader aus?
Was der Reserve des FC Bayern aktuell wohl am meisten fehlt, ist ein greifbarer Kader. Weil die Profimannschaft wegen der zahlreichen EM-Urlauber akut ausgedünnt ist, trainieren derzeit neun Reservespieler - allesamt Startelfkandidaten - regelmäßig bei Julian Nagelsmann: Johannes Schenk, Josip Stanisic, Chris Scott, Remy Vita, Torben Rhein, Taylor Booth, Malik Tillman, Jamie Lawrence und Armindo Sieb.
Ob sie Demichelis beim Eröffnungsspiel beim FC Augsburg II am Samstag (14 Uhr) zur Verfügung stehen? Unklar, weil die Profis am selben Tag in Villingen ein Freundschaftsspiel gegen den 1. FC Köln bestreiten. Wann sie fest zurückkehren? Ebenfalls unklar. "Ich muss versuchen, flexibel zu bleiben", sagte Demichelis. "Wenn alle Profis da sind, wird es für uns einfacher." Die französischen EM-Fahrer werden am 26. Juli zurückerwartet, die deutschen vier Tage später. Aktuell besteht die Reserve zu großen Teilen aus hochgezogenen U19-Spielern, deren Ligasaison erst am 15. August beginnt. Mit U19-Trainer Danny Galm tausche sich Demichelis "mehr aus als mit meiner Frau".
Unabhängig von den Abstellungen an die Profimannschaft hat die Reserve qualitativ wohl an Substanz verloren. Angelo Stiller (Hoffenheim), Daniels Ontuzans (Freiburg II), Dennis Waidner (Würzburg), Michael Wagner (Türkgücü), Nicolas Kühn (Aue, Leihe), Sarpreet Singh (Regensburg, Leihe) und Fiete Arp (Kiel, Leihe) gelang der Schritt zu höherklassigen Klubs. Der vielversprechende US-amerikanische Innenverteidiger Justin Che (17) kehrte zunächst zum Kooperationsklub FC Dallas zurück. Nach Ende der MLS-Spielzeit im Herbst könnte er aber fest zum FC Bayern wechseln.
Neu dazu kamen neben etlichen aufgerückten U19-Spielern die Leihrückkehrer Oliver Batista Meier (Heerenveen), Taylor Booth (St. Pölten), Alex Timossi Andersson (Klagenfurt), Jonas Kehl (Ulm), Marvin Cuni (Großaspach), Jahn Herrmann (Hannover II) und Jakob Mayer (Rosenheim). Einziger externer Neuzugang ist der 18-jährige Österreicher Emilian Metu vom SKN St. Pölten. Weitere Neuzugänge schloss Demichelis kategorisch aus, auf der Abgabe-Seite könne dagegen noch etwas passieren.
Stabilität sollen der zusammengewürfelten Mannschaft weiterhin die drei altbekannten Routiniers geben: Kapitän und Abwehrchef Nicolas Feldhahn (34) sowie die beiden Mittelfeldspieler Timo Kern (31) und Maximilian Welzmüller (31). "Sie sind elementar wichtig für die Entwicklung unserer Jungs, für unseren Weg und unsere Saison", erklärte Demichelis. Welzmüller fehlt vorerst aber verletzt, genau wie der angedachte Stammkeeper Johannes Schenk (18). Er zog sich beim Profitraining eine Handblessur zu und wird mehrere Wochen ausfallen.
Beim letzten Testspiel vor dem Saisonstart, einem beachtlich 1:0-Sieg gegen den Bundesligaaufsteiger Greuther Fürth, vertraute Demichelis auf folgende Mannschaft: Schenk - Kehl, Arrey-Mbi (73. Marusic), Feldhahn (60. Janitzek), Brückner - Rhein (60. Metu), Mosandl (60. Wenig), Kern (60. Aydin), Vidovic (60. Copado) - Batista-Meier (73. Kabadayi), Motika (73. Mamedova).