Es ist das Frühjahr 1995. Zinedine Zidane spielt bei Girondins Bordeaux. Längst ist der damals 22-Jährige den Experten ein Begriff. Seine überdurchschnittliche Technik, sein glänzendes Spielverständnis und seine Eleganz sind nicht zu übersehen. Davon, eine große Nummer im Weltfußball zu sein, ist Zidane aber noch weit entfernt.
Und dennoch feiert Zizou, wie er von allen gerufen wird, in diesem Frühjahr 1995 seinen ersten großen Erfolg - er wird einer der größten seines Lebens bleiben. In einem Krankenhaus in Bordeaux kommt am 24. März sein erster Sohn zur Welt. Aus Bewunderung für das uruguayische Fußballidol Enzo Francescoli geben seine Frau und er dem Filius den Namen Enzo.
Psyeudonym Enzo Fernandez
Zidanes Karriere startet anschließend durch. Mir Girondins erreicht er 1996 als krasser Außenseiter das UEFA-Cup-Finale (Niederlage gegen den FC Bayern) und wechselt zur neuen Saison zu Juventus Turin und später zu Real Madrid. Mit Juve, Real und der französischen Nationalmannschaft gewinnt Zidane alles, was es zu gewinnen gibt und wird zum besten Spieler seiner Zeit.
Der kleine Enzo bekommt von all dem zunächst nur sehr wenig mit. Der Vater schützt ihn, wo es nur geht. Sein Privatleben hat in der Öffentlichkeit nichts zu suchen. Als Enzo sich entscheidet, einem Fußballverein beizutreten, meldet Zidane ihn absichtlich unter dem Namen seiner Mutter an: Enzo Fernandez.
Die Maßnahme hilft zunächst. Enzo kann unbehelligt kicken. Die Öffentlichkeit nimmt kaum Notiz, dass ein neuer Zidane am Ball ist. Aber lange bleibt Enzo nicht unentdeckt. Dafür ist er schlichtweg zu gut. Und deshalb spielt er inzwischen auch für Real Madrid und trainiert in der Jugendakademie der Königlichen.
Dort ist er einer von vielen, aber keiner wie alle anderen. Ein Video, das in verschiedensten Videoportalen bereits weit über sechs Millionen Mal geklickt wurde, zeigt ihn, wie er mit seinen Gegenspielern vom FC Barcelona Katz und Maus spielt. Die Pirouette, die sein Vater in Perfektion beherrschte, zeigt Enzo dabei in nahezu derselben Ausführung.
"Wenn ich ihn sehe, sehe ich mich selbst"
Es scheint, als habe der Filius vom Vater das Talent in die Wiege gelegt bekommen. Und wie Zidane senior ist auch der Sohnemann Spielmacher bei den Königlichen. "Wenn ich ihn sehe, sehe ich mich selbst", sagt Zinedine Zidane.
Jose Mourinho, Cheftrainer der Profis bei Real, sieht das offenbar ähnlich. Der Portugiese beorderte den 16-jährigen Enzo vor kurzem zum Training mit der Profimannschaft. Auf einmal stand wieder ein Zidane zwischen den Real-Superstars.
Zahlreiche europäische Top-Klubs waren zuvor schon auf Enzo aufmerksam geworden. Arsenal, Juventus Turin und Manchester United sollen bei Real angefragt haben. Bislang vergeblich.
Wie der "Daily Mirror" berichtet, scheint sein Vater aber zumindest das Interesse von Manchester gar nicht so schlecht zu finden: "Zinedine scheint zu glauben, dass es der Karriere seines Sohnes helfen könnte, wenn er zu Manchester United wechselt, da Sir Alex den Ruf hat, jungen Spielern ihre Chance zu geben", schrieb die englische Zeitung.
Frankreich oder Spanien?
Noch spielt Enzo allerdings für Real. Und weil er das bislang richtig erfolgreich macht, ist er mittlerweile auch für die Jugend-Nationalmannschaft interessant geworden. Die Frage ist nur: für welche?
Da Mutter Veronique Spanierin ist und Enzo dort aufwuchs, wäre Enzo sowohl für Spanien, als auch für Frankreich spielberechtigt. Beide Verbände bekundeten längst ihr Interesse. Derzeit deutet vieles darauf hin, dass Enzo sich für die spanische Auswahl entscheiden wird. Eine Berufung für die U 16 im Oktober scheint nur noch Formsache sein.
Beckenbauer oder doch Maldini?
Und dann? Tritt Enzo tatsächlich in die Fußstapfen des Vaters? Kann er tatsächlich eine große Karriere hinlegen? Die Liste der Spieler, die die großen Fußstapfen ihrer Väter nicht ansatzweise ausfüllen konnten, ist lang.
Man denke nur an Stefan Beckenbauer, Jordi Cruyff oder Diego Armando Maradona Junior, die ob ihrer Väter allesamt als große Hoffnungen des Fußballs auserkoren wurden, auch den Sprung in den Profi-Fußball schafften, aber dennoch eher bescheidene Karrieren hinlegten.
Es gibt allerdings auch andere Beispiele. Frank Lampard, Superstar beim FC Chelsea, beispielsweise. Sein Vater war bereits englischer Nationalspieler, an die Erfolge seines Sohnes kommt er aber bei weitem nicht heran. Oder Paolo Maldini, dessen Vater Cesare in den 50er- und 60er-Jahren ein passabler Abwehrspieler beim AC Milan war. Der Sohn hingegen stellte den Vater in den Schatten und ist die Klub-Legende der Rossoneri schlechthin.
Weltfußballer? 1:8!
Enzo Zidane soll den Lampards und Maldinis nun nacheifern. Für seinen Karriereverlauf gibt es in spanischen Wettbüros bereits eine ganze Palette an Wettmöglichkeiten.
Vom ersten Profieinsatz bis hin zur Wahl zum Weltfußballer wird spekuliert. Die Weltfußballerwahl wird gerade einmal mit einer Quote von 1:8 dotiert. Ein Ligadebüt noch in diesem Jahr bringt bei zehn Euro Einsatz immerhin 300 Euro ein.
Traum von Zidane-Achse
Bis zum Profi-Debüt ist es allerdings noch ein weiter Weg für Enzo. Ob er es tatsächlich eines Tages ins Real-Trikot schaffen wird, ist offen. Die Fans der Königlichen träumen allerdings schon jetzt von einer neuen Zidane-Ära und bekommen feuchte Hände beim Blick auf den Familien-Stammbaum der Zidanes.
Neben Enzo hat Zinedine nämlich mit Luca (12), Theo (9) und dem zweijährigen Elyaz drei weitere Söhne. Die beiden älteren kicken ebenfalls. Luca ist Torhüter und Theo Stürmer. Und beide spielen, na klar: bei Real Madrid.
Real Madrid: Kader, Ergebnisse, Termine