Alvaro Morata hat als Kind viel und oft geträumt - zumindest, wenn man sich seine vergangenen Vorstellungs-Pressekonferenzen zu Gemüte führt. Egal ob Juventus, Real Madrid, der FC Chelsea oder Atletico Madrid: Stets war es schon seit vielen Jahren sein sehnlichster Wunsch, für den jeweiligen Verein aufzulaufen.
Ob der FC Barcelona ebenfalls einen Platz in der Traumwelt des 29-Jährigen eingenommen hat, ist nicht übermittelt. Für Aufklärung könnte der aktuell von Atletico an Juve verliehene Morata demnächst selbst sorgen, denn der Spanier steht nach Informationen von SPOX und GOAL vor einem Wechsel zu den Katalanen. Dort ist er der Wunschkandidat von Cheftrainer Xavi.
Doch ausgerechnet Morata, der in den vergangenen Jahren nicht gerade viel Eigenwerbung betrieb, soll nun nach dem gesundheitlich bedingten Karriereende von Sergio Agüero und der Unzufriedenheit der Verantwortlichen mit Sommerneuzugang Luuk de Jong die Ideallösung für die Position in vorderster Front sein?
Trotz hin und wieder ansprechender Torquote (beispielsweise 15 Tore in der LaLiga-Saison 2016/17 für Real, elf Treffer in der Premier-League-Saison 2017/18 bei Chelsea und in der vergangenen Serie-A-Spielzeit für Juve) war der spanische Nationalspieler anscheinend nirgends angekommen. Vielmehr gleicht Moratas Karriere einer Achterbahnfahrt mit einer ständigen Suche nach Anerkennung.
Morata und die Suche nach dem Traumort
In den vergangenen sieben Jahren vollzog Morata fünf Vereinswechsel. Stolze 189 Millionen Euro an Ablösen wurden kumuliert für den Rechtsfuß dabei überwiesen. Beim Auftakt der vergangenen Europameisterschaft gegen Schweden und Polen wurde der oft als Chancentod bezeichnete Angreifer sogar vom eigenen Anhang ausgepfiffen und bedroht - um nur ein Spiel später trotz verschossenen Elfmeters beim 5:0 gegen die Slowakei mit Standing Ovations vom Platz begleitet zu werden.
"Ich habe nach dem Spiel gegen Polen neun Stunden nicht geschlafen", erzählte Morata im Gespräch mit dem spanischen Radiosender Cope: "Ich erhielt Nachrichten mit fürchterlichen Beleidigungen, meine Familie wurde angegriffen. Einige schrieben, dass sie sich den Tod meiner Kinder wünschen würden."
Auch bei seiner aktuellen Station Juventus gab es zuletzt Wirbel um den Stürmer. Morata und sein Trainer Massimiliano Allegri lieferten sich am Rande des 2:0-Erfolgs gegen Genua Anfang Dezember ein hitziges Wortgefecht.
Letzterer wechselte seinen Schützling aus, nachdem dieser sich trotz Verwarnung nicht beruhigt hatte. "Was habe ich denn gemacht?", war von Morata über die Außenmikrofone zu hören, ehe Allegri ihn daraufhin zurechtwies: "Du hast gefoult, Du solltest die Klappe halten."
Das passt ins Bild, denn sportlich kann Morata bei seinem zweiten Engagement (nach 2014 bis 2016) bei der Alten Dame nicht überzeugen. In 18 Ligaspielen der laufenden Saison traf der Angreifer fünfmal, in der Königsklasse waren es zwei Tore in fünf Auftritten.
Morata und Barca: Nur das Juve-Veto ist wohl noch im Weg
Dass Morata nun woanders einen Neuanfang wagen könnte, kommt ebenfalls nicht überraschend. Dass es in diesem Fall voraussichtlich Barca wird, dagegen schon.
Trainer Xavi soll laut der AS Morata höchstpersönlich kontaktiert haben, der ihm daraufhin seine derzeitige Unzufriedenheit mitteilte und gestand, dass er gerne zu den Blaugrana wechseln würde. Morata soll sogar bereit sein, auf Teile seines Gehalts zu verzichten. Praktisch für die Katalanen, die derzeit aufgrund ihres Gehaltsgefüges und des Salary Caps der Liga die Neuzugänge Ferran Torres und Dani Alves nicht registrieren können.
Während AS nach Zustimmung von Stammklub Atletico den Fortschritt des Deals auf "95 Prozent" beziffert und die offizielle Verkündung noch in dieser Woche erwartet, berichtet Transferexperte Fabrizio Romano, dass Juve Morata nicht gehen lasse, bevor man keine adäquaten Ersatz gefunden hat. Zuletzt wurden Marseilles Arkadiusz Milik, Florenz-Shootingstar Dusan Vlahovic und Mauro Icardi von PSG als Optionen gehandelt. Das nach Informationen von SPOX und GOAL von Barca vorgeschlagene Tauschgeschäft mit Memphis Depay überzeugt die Verantwortlichen der Bianconeri nicht.
So droht der Wunsch Xavis, Morata bereits im Halbfinale des Supercups am 12. Januar ausgerechnet gegen seinen Ex-Verein und Barca-Rivalen Real Madrid einzusetzen, zu scheitern.
Alvaro Morata: Wird Barca die nächste Krisenakte?
Sollte der Deal über die Bühne gehen, würde sich Morata innerhalb einer Saison dem zweiten aktuell strauchelnden Klub anschließen. Während sich Juventus zwar nach einem desaströsen Saisonstart einigermaßen gefangen hat, aber immer noch weit hinter den Erwartungen agiert (nur Platz fünf und zwölf Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Inter), kämpft Barca seit längerer Zeit mit einer finanziellen und sportlichen Krise.
Ob dieses Ziel für den bis dato holprigen Karriereweg Moratas ideal geeignet ist, ist ebenso fraglich wie Moratas nötige Voraussetzungen, Barcelona aus der Krise zu führen.
Zumindest hätte Moratas Wechsel einen historischen Aspekt: Er wäre nach Bernd Schuster und Miquel Soler erst der dritte Spieler, der für alle drei spanischen Top-Klubs aufgelaufen ist.