Kommentar zum Abschied von Sergio Ramos bei Real Madrid: Den Karriere-Traum selbst torpediert

Sergio Ramos wird Real Madrid nach 16 Jahren verlassen.
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Nach 16 Jahren endet die Ära von Sergio Ramos bei Real Madrid auf unrühmliche Art und Weise. Der größte Verlierer dieser Vertragsposse ist der 35-Jährige selbst. Denn er ist es, der sich verpokert und somit seinen selbst formulierten Traum torpediert hat. Ein Kommentar.

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Real Madrid und Sergio Ramos, das glich schon seit Jahren einer immer mal wieder kriselnden Liebesbeziehung. Besonders kompliziert wurde sie immer dann, wenn es um einen neuen Vertrag für den Kapitän - also um bares Geld - ging. Denn Ramos war und ist niemand, der sich im wahrsten Sinne des Wortes unter Wert verkaufen wollte.

So war das schon 2015, als er offenkundig mit einem Wechsel zu Manchester United liebäugelte. Ramos sprach damals von "Problemen", er sei persönlich enttäuscht gewesen. Rio Ferdinand sprach hinterher das aus, was die meisten dachten: "Er hat United nur benutzt, um einen besseren Vertrag bei Real zu erhalten."

Vier Jahre später kursierten Gerüchte über einen bevorstehenden Ramos-Wechsel nach China. Die AS berichtete gar, Ramos habe Präsident Florentino Perez gebeten, ihn ablösefrei gehen zu lassen. Am Ende stellte sich alles nur als Schall und Rauch heraus, der Imageverlust des Kapitäns - gerade bei den Fans, die ihn fortan als Raffzahn sahen - war jedoch gewaltig.

Da halfen selbst ausschweifende Liebesbekundungen ("Würde auch ohne Bezahlung für Real spielen") auf einer eigens initiierten Pressekonferenz nichts. Erst mit dem Gewinn der Meisterschaft in der darauffolgenden Saison schien die China-Posse in Vergessenheit geraten zu sein. Doch nun ist sie wieder aktueller denn je, denn jetzt hat es Ramos zu weit getrieben. Angesichts seines 2021 auslaufenden Vertrags, dessen Verlängerung er angeblich zweimal ausschlug, pokerte er.

Real Madrid: Ramos folgt Modrics Vorbild nicht

Anstatt sein fortgeschrittenes Fußballer-Alter zu akzeptieren und seine zunehmende Verletzungsanfälligkeit zu realisieren - was aus Sicht der Real-Verantwortlichen berechtigterweise keinen neuen Zweijahresvertrag zu gleichen Konditionen mehr zuließ - beanspruchte der Top-Verdiener der Königlichen qua Status als Klublegende eine Sonderrolle für sich.

Eine Rolle, die auch Luka Modric zugestanden hätte, auf die der Kroate aber offensichtlich in seinen Verhandlungen über eine Verlängerung über 2021 hinaus nicht bestanden hatte. Anders als Ramos habe Modric (ebenfalls 35) laut Marca und AS einer Gehaltssenkung um zehn Prozent zugestimmt. Das Resultat: Vertragsverlängerung bis 2022 - ganz ohne Drama.

Bei Ramos aber tauchten inmitten der Verhandlungen Retweets seines Bruders und Beraters Rene von kritischen Äußerungen eines TV-Journalisten in Richtung Real bezüglich des Umgangs mit Ramos auf. Und plötzlich folgte Ramos einigen PSG-Stars auf Instagram, als Gerüchte über einen Wechsel des 35-Jährigen in die französische Hauptstadt aufkamen.

Ramos bei Real: 22 Titel und ein unrühmlicher Abgang

Das alles geschah in einer Zeit, in der Ramos längst nicht mehr den Status des Unverzichtbaren innehatte. Corona, Muskelfasereinriss, Meniskusriss, Sehnenverletzung - kaum ein Real-Spieler verpasste in der abgelaufenen Saison mehr Spiele als der Kapitän. Gleichzeitig präsentierten sich Spieler wie Eder Militao oder Nacho Fernandez immer mehr als brauchbare Alternativen im defensiven Zentrum, wo nach dem Sommer auch noch David Alaba spielen könnte.

Und weil Ramos trotz der widrigen Voraussetzungen in einen Vertragspoker ging, torpedierte er am Ende seinen eigenen, im Mai 2019 formulierten Traum vom Karriereende bei Real Madrid höchstselbst.

Dennoch wird er, der insgesamt 22 Titel mit den Königlichen holte, in die Klubgeschichte eingehen. Als Anführer, als Kapitän, als Dauerbrenner (671 Pflichtspiele), als Mann für die wichtigen Tore (CL-Finale 2014), als Legende. Aber eben auch als jemand, der es verpasst hat, sich endgültig und für immer ein Denkmal in der spanischen Hauptstadt mit einem Karriereende bei Real zu setzen - des Geldes und auch des eigenen Stolzes wegen.

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