Jetzt könnte der Wunsch von Horacio Gaggioli nun doch in Erfüllung gehen und seine Serviette wandert bald ins Museum.
Seit Jahren liegt der Spielerberater den Verantwortlichen des FC Barcelona schon mit seiner Idee in den Ohren, eine mittlerweile fast 21 Jahre alte Serviette im Barca-Museum auszustellen.
Immerhin ist auf dem Zellstofftüchlein handschriftlich die wohl wichtigste Absichtserklärung in der jüngeren Geschichte des Weltfußballs verzeichnet.
"Am 14. Dezember 2000 und in Anwesenheit der Herren Mingella und Horacio, verpflichtet sich in Barcelona Carles Rexach, Technischer Direktor des F.C.B., auf eigene Verantwortung und trotz einiger gegenteiliger Meinungen, den Spieler Lionel Messi unter Vertrag zu nehmen, solange wir uns an die vereinbarten Beträge halten", steht da drauf.
Lionel Messi beim FC Barcelona: Nicht alle wollten ihn
Unterschrieben wurde das Papier von Rexach, dem damaligen Barca-Berater Jose Maria Minguella und Horacio Gaggioli, der damals die Interessen der Familie Messi in Europa betreute und der die Serviette aufbewahrt und bis heute in einem Bankschließfach in Andorra verwahrt hat.
Mit diesen paar Zeilen auf besagter Serviette begann vor fast 21 Jahren diese fürs ganze Leben gedachte Liebesbeziehung zwischen dem damals 13 Jahre alten und angeblich nur 1,43 Meter großen Lionel Andres Messi Cuccitini und dem FC Barcelona, die nun doch zu Ende gegangen ist.
"Die Situation war damals folgende: Jorge Messi, Leos Vater, stand schon seit einiger Zeit mit dem FC Barcelona im Kontakt. Der Verein wurde jedoch nicht wirklich konkret. Sie sagten zwar, dass sie Leo wollten, aber es passierte nichts. Wie man hörte, wollten einige das Risiko nicht auf sich nehmen, einen 13-jährigen, kleingewachsenen Argentinier zu holen", sagte Horacio Gaggioli einmal in einem Interview der 11Freunde. Mit zehn Jahren hatte sein Sohn aufgehört zu wachsen.
Lionel Messis Vater droht mit anderem Klub
An jenem 14. Dezember 2000 trafen sich die Parteien in einem Restaurant, die Messi-Seite drohte, dann eben bei einem anderen Klub zu unterschreiben. "Rexach gefiel das gar nicht, er wollte Leo unbedingt und zückte die Serviette. Er unterschrieb, dass man seinen Sohn verpflichten werde. Vater Messi war beruhigt. Der Rest ist Geschichte", sagte der Berater.
Gaggioli, gebürtiger Argentinier aus Rosario wie die Messis, hatte schon Romario und Hristo Stoichkov zum FC Barcelona gebracht, heute betreut er etwa noch Real Madrids Marco Asensio.
Im Oktober 2000 hatte er ein Probetraining für einen jungen argentinischen Wunderspieler mit Wachstumsstörungen beim FC Barcelona vereinbart. "Ich brauchte nur fünf Minuten und dann wusste ich sicher, dass wir ihn verpflichten mussten", erinnerte sich Rexach vor drei Jahren in einem Interview mit SPOX und Goal.
Messi sei brillant gewesen, "mir war klar, dass wir ihn uns nicht entgehen lassen konnten. Allerdings gab es einige Hindernisse", sagte Rexach. Gemeint waren Messis Wachstumsstörungen, die im Alter von zehn Jahren aufgetreten waren und mit einer sehr teuren Hormontherapie behandelt wurden. Die Krankenversicherung der Messis hatte die Kostenübernahme für die Therapie nach zwei Jahren eingestellt, und kein argentinischer Klub sah sich inmitten der argentinischen Finanzkrise imstande, die Kosten zu übernehmen.
Lionel Messis Hormonspritzen kosteten 900 Dollar pro Monat
Bedingung der Familie Messi für den Wechsel nach Europa also: Der Klub müsse die Hormonspritzen zahlen. Kosten: Rund 900 Dollar pro Monat. Jorge Messi, Lionels Vater, wollte außerdem noch rund 40.000 Dollar im Jahr haben. Schließlich wollte die ganze Familie nach Europa ziehen.
Messi war also auch als 13-jähriger Floh nicht billig. Und damals konnte keiner abschätzen, ob die - zudem sehr schmerzhafte - Hormontherapie wirklich helfen würde und Messi noch ein paar Zentimeter wachsen würde.
Aber Rexach glaubte an sein Potenzial. Also schuf er Fakten, gab auf der Serviette seine Absichtserklärung ab. Die Messis waren beruhigt, bereiteten den Umzug von Argentinien nach Katalonien vor, Rexach schaffte es, Messi auch tatsächlich in Barcas Jugendakademie La Masia unterzubringen.
Der Weg blieb zunächst steinig. "Leo erhielt zuerst keine Spielerlaubnis, die Freigabe von seinem alten Klub Newells zog sich hin. Dazu fühlte sich der Rest der Familie in Barcelona nicht wohl und gingen wieder zurück nach Rosario. Leo und Vater Jorge blieben allein in Spanien", sagte Gaggioli 11Freunde.
Lionel Messi: Profidebüt mit 17 Jahren
Bis Februar 2002 erhielt Messi die Wachstumshormone, die Therapie schlug an. Mittlerweile misst der Floh von einst knapp einssiebzig.
Am 16.Oktober 2004 feierte Messi im Alter von 17 Jahren, drei Monaten und 22 Tagen sein Pflichtspieldebüt für Barcelonas erste Mannschaft. Beim 1:0 im Derby über Espanyol wurde Messi in der 84. Minute für den damaligen Superstar Deco eingewechselt.
Seinen ersten Profivertrag hatte Messi bereits ein paar Monate vorher unterschrieben. Inklusive einer Ausstiegsklausel von 30 Millionen Euro. Diese betrug zuletzt 700 Millionen Euro - die Messi in der vergangenen Saison durch seine Kündigung via Burofax umgehen zu können glaubte. Obwohl er blieb und sich eine Saison später sogar über eine Vetrragsverlängerung zu deutlich geringeren Konditionen einig war, verlässt er Barca nun doch.
Wenigstens Gaggiolis alter Wunsch könnte nun erfüllt werden, die Serviette ins Museum zu bringen. Nach Gaggiolis erstem Vorstoß antworteten die Klub-Bosse ihm, dass sie diesen vertraulichen Vertrag erst der Öffentlichkeit zugänglich machen wollten, wenn Messi seine Karriere beendet habe oder den Klub verlassen würde.
Das eigentlich Unvorstellbare ist nun wahr geworden.