Eine Anti-Korruptions-Einheit der Guardia Civil durchsuchte die Räume des Verbandes RFEF in der spanischen Hauptstadt und verhaftete dabei auch Villars Sohn Gorka sowie drei weitere hochrangige Funktionäre. "In Spanien werden Gesetze befolgt, und diese Gesetze gelten für alle. Niemand steht über dem Gesetz", sagte Íñigo Méndez de Vigo, Spaniens Minister für Bildung, Kultur und Sport.
Die ersten Ermittlungen hatten vor über einem Jahr begonnen und reichen bis in die Jahre 2009 und früher zurück. Villar soll durch die willkürliche Verwendung von Verbandsgeldern Geschäfte mit Firmen eingeleitet haben, die mit seinem Sohn in Verbindung gebracht werden. Obwohl noch kein genauer Betrag bekannt ist, sollen sich beide so bereichert haben. Außerdem geht es um Gefälligkeiten Villars zu einigen Staatsmännern. Der ehemalige spanische Nationalspieler soll sich dank der RFEF-Gelder auch immer wieder selbst im Amt gehalten haben.
Villar im Mai zum siebten Mal gewählt worden
Villar ist seit 29 Jahren Präsident des spanisches Verbandes, wurde zuletzt im Mai zum siebten Mal wiedergewählt. In der UEFA und im Weltverband FIFA ist er Vizepräsident. Nach der Suspendierung von Michel Platini arbeitete er in der UEFA knapp ein Jahr lang als Interimspräsident, bis der Slowene Aleksander Ceferin im September vergangenen Jahres gewählt wurde.
Lange galt Villar als großer Strippenzieher im internationalen Fußball, blieb allerdings meist im Hintergrund. Über sein Netzwerk nahm der Jurist großen Einfluss auf wegweisende Entscheidungen in der FIFA und der UEFA, gehörte zu den mächtigsten Fußballfunktionären. Nachdem das Imperium von Ex-FIFA-Präsident Joseph S. Blatter zusammengebrochen und auch Platini suspendiert worden war, sank allerdings auch Villars Stern. Gerüchte über mögliche Verfehlungen gab es schon lange, Beweise allerdings nicht.
Im November 2015 hatte die FIFA-Ethikkommission Villar zu einer Geldstrafe in Höhe von 25.000 Schweizer Franken verurteilt, nachdem dieser im Aufklärungsprozess um die umstrittene WM-Vergabe 2018 nach Russland nicht kooperiert haben soll. Villar war damals Chef der gemeinsamen Bewerbung von Spanien und Portugal.
1,2 Mio. Euro an öffentlichen Zuwendungen verschwunden
Nun könnte es allerdings noch dicker kommen: Neben der Einheit unter Vorsitz des Richters Santiago Pedraz, die in diesem Fall ermittelt, untersucht eine zweite Abteilung ein weiteres Vergehen Villars. Er und seine Kollegen können demnach nicht erklären, wo öffentliche Zuwendungen in Höhe von 1,2 Millionen Euro geblieben sind, die durch den spanischen Sportausschuss an vier Bildungsprojekte in Afrika und Mittelamerika hätten gehen sollen.
Die Einheit der Guardia Civil hörte drei Monate lang die Telefone der Hauptverdächtigen ab. Die Mitschriften füllten über 2000 Seiten. Außerdem fanden sie heraus, dass Villars Sohn Gorka, bis Sommer 2016 Generalsekretär des Südamerika-Verbandes CONMEBOL, aber nie in der spanischen RFEF angestellt, "die totale Kontrolle über fast alles hat, was im Verband hin- und herbewegt wird".