Wenn Spieler zur Ware werden

Douglas wurde als Ersatz für Dani Alves angekündigt
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Der Transfer von Rechtsverteidiger Douglas von Sao Paulo zum FC Barcelona warf viele Fragen auf. Monate später hat er keine Handvoll Einsätze für die Mannschaft von Luis Enrique gemacht. Weil er nie kam, um zu spielen.

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Der FC Barcelona blickt auf zahlreiche Erfolge zurück, wenn es um Spieler aus Südamerika geht. Sei es das Tridente, dass man derzeit mit Luis Suarez, Lionel Messi und Neymar auf den Platz schickt oder Legenden wie Ronaldinho oder Rivaldo.

Barca und Südamerika, das passt. Die Spieler sprechen meist spanisch und finden sich in der multikulturellen Truppe schnell zurecht. Sie sind technisch gut ausgebildet und kommen auch in der Stadt Barcelona schnell an.

Ein Alves-Ersatz aus Brasilien

Dem gegenüber stehen - natürlich - ein paar Ausnahmen. Kein Verein weist eine makellose Weste auf, wenn es um Einkäufe geht. Schon gar nicht, wenn die Neuen von einem anderen Kontinent kommen. Im Falle Douglas scheint sich ein weiterer Flop anzubahnen.

Doch etwas ist anders beim Transfer des Rechtsverteidigers vom FC Sao Paulo. 5,5 Millionen Euro legte Barca für den jungen Brasilianer auf den Tisch und erntete dafür Kopfschütteln. Kein anderer Verein war an Douglas interessiert gewesen, der es nicht einmal in der brasilianischen Liga auf regelmäßige Einsätze als Stammspieler gebracht hatte.

Schnell wurde er zum angekündigten Alves-Ersatz berufen. Vielleicht, so die allgemeine Meinung, habe der FC Barcelona einen ungeschliffenen Diamanten aufgespürt, den niemand anderes auf dem Schirm hatte.

Douglas wird zur Kultfigur

Monate später muss man konstatieren, dass Douglas dem Niveau des FC Barcelona nicht gewachsen ist. Trotz einiger halbherziger Verteidigungsversuche von Luis Enrique stand der Brasilianer bisher nur in vier Partien auf dem Platz. Bei keiner einzigen hinterließ er nachhaltig Eindruck.

Trauriges Ergebnis seiner bisherigen Zeit in Katalonien: Er ist zur Witzfigur unter den Fans geworden. Was Nicklas Bendtner in Deutschland ist, ist Douglas in Spanien. Dem Spieler will man keinen Vorwurf machen: Wer die Chance hat, nach Barcelona zu gehen, der ergreift sie im Normalfall - noch dazu, wenn man zu diesem Engagement kommt wie die Jungfrau zum Kind.

Henrique und Keirrison

Wer die bisher 236 Einsatzminuten zu verantworten hat, wird schnell klar. Die sportliche Führung rund um Ex-Präsident Sandro Rosell und Josep Maria Bartomeu wollten den Brasilianer unbedingt. Gleich drei hochrangige Mitarbeiter des Klubs wurden nach Südamerika geschickt, um den Deal zu fixieren.

Es stellt sich die Frage nach dem Warum, hatte doch Rosell selbst bei seinem Amtsantritt noch gegen die überteuerten Neuzugänge von Übersee gewettert. Er kündigte sogar eine Untersuchung der Transfers von Henrique und Keirrison an. Beide hatte Vorgänger Joan Laporta für insgesamt fast 50 Millionen Euro verpflichtet. Keiner von ihnen absolvierte jemals ein Spiel für die Katalanen.

Traffic und das große Geschäft

Ein Ergebnis blieb aus, nur um Jahre später den nahezu gleichen Transfer erneut abzuwickeln. Wie Henrique und Keirrison entstammt auch Douglas dem Werksklub Desportivo Brasil Ltda. Dieser wiederum gehört zu Traffic, der mächtigsten Agentur im brasilianischen Fußball. Traffic besitzt nicht nur einen eigenen Klub, sondern hält einen Großteil der TV-Rechte, veröffentlicht Sendungen sowie Zeitungen und ist extrem aktiv auf dem Spielermarkt.

Desportivo Brasil bildet Spieler aus, um sie im Alter von 18 Jahren abzugeben. Meist an Palmeiras, mit denen man einen Vertrag abgeschlossen hat, 80 Prozent der Transfers untereinander abzuwickeln. Werden die Spieler weiterverkauft, hält Traffic weiter Anteile, meist 40 Prozent. So fließen auch Jahre danach noch riesige Summen in Richtung Academia Traffic de Futbol, der fast 12,5 Hektar großen Ausbildungsakademie.

"Wir sind Geschäftsleute"

Das Interesse ist dementsprechend groß, Spieler aus dem eigenen Nachwuchs an Klubs in Europa weiterzuverkaufen. "Wir sind Geschäftsleute. Uns interessiert nur der Profit", gab Vize-Präsident Rodolfo Canavesi gegenüber 11Freunde unverblümt zu. Rund 25.000 Euro jährlich kostet die Ausbildung eines Spielers, das Geld muss wieder erwirtschaftet werden.

Einen Verbündeten gefunden hat man dabei im FC Barcelona, respektive in Andre Cury. Dieser ist Spieleragent in Brasilien und eng befreundet mit Ex-Präsident Sandro Rosell. Beide lernten sich kennen, als Rosell noch für die brasilianische Abteilung von Nike tätig war. Der Kontakt riss nie ab.

Cury tritt in Erscheinung

2012 war Cury plötzlich Mitarbeiter des FC Barcelona, er trat erstmals bei der abgeschlossenen Neymar-Verpflichtung in Erscheinung. Er war der, der den Katalanen dazu riet, im Voraus zehn Millionen Euro an den FC Santos zu überweisen, um einen Transfer zu Real Madrid zu verhindern.

Inzwischen ist er offiziell Südamerika-Beauftragter des Klubs und somit mitverantwortlich für den Transfer von Douglas, ebenso wie er bereits zuvor als freier Mitarbeiter die Deals mit Henrique und Keirrison einfädelte, damals noch als Direktor von Traffic.

Der FC Barcelona erhielt dreimal einen Spieler, der ins Bild zu passen schien. Mit Henrique einen aufbausicheren Verteidiger, mit Keirrison den amtierenden Torschützenkönig Brasiliens, mit Douglas einen Spieler auf der Problemposition. Rein theoretisch, denn sportlich konnte niemand der Genannten weiterhelfen.

Traffic baute seine Position aus und verlieh seinen Spielern einen gewissen Ruf. Wer einmal beim FC Barcelona war, der findet immer wieder einen Arbeitgeber.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Es passt ins Gesamtbild, dass die spanische Staatsanwaltschaft laut verschiedenen Medienberichten, unter anderem von Cadena Ser, Ermittlungen eingeleitet hat. Der Transfer von Douglas soll nicht sauber sein, offenbar verschwanden rund 6,5 Millionen Euro auf dem Weg nach Brasilien.

Atair Gil Guerreiro, Präsident des FC Sao Paulo, hatte angekündigt, einen der teuersten Transfers der Geschichte Brasiliens abgewickelt zu haben. Mit den vom Staat veranschlagten zwölf Millionen Euro würde sich Douglas zumindest unter den Top-20 befinden, mit den vom Klub angegeben 5,5 Millionen nicht einmal unter den ersten 100.

Die Hintergründe machen klar, weshalb Douglas noch nicht Fuß gefasst hat. Er ist nie gekommen, um zu spielen. Er ist nur der Leidtragende seines eigenen großen Traums und zwielichtiger Transfermechanismen, die im Fußball schon lange Einzug gehalten haben.

Barcelonas Douglas im Steckbrief