Barca für ter Stegen "vielleicht zu früh"

Von Adrian Franke
In seiner ersten Saison bei Barca kommt ter Stegen hauptsächlich im Pokal zum Einsatz
© getty

Ex-Gladbach-Keeper Jörg Stiel hat sich in einem Interview zur Entwicklung von Marc-Andre ter Stegen geäußert und befürchtet, dass der Wechsel von der Borussia zum FC Barcelona womöglich zu früh kam. Darüber hinaus äußerte er sich zu den Entwicklungen der vergangenen Jahre - die Meinung, dass Manuel Neuer das Torhüter-Spiel neu erfunden habe, sei "totaler Schwachsinn".

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Ter Stegen erlebt eine durchwachsene Debütsaison bei Barca, der 22-Jährige darf nur in den Pokalwettbewerben spielen. In der Liga erhält dagegen Konkurrent Claudio Bravo den Vorzug. "Er durchlebt keine einfache Phase", betonte Stiel im Gespräch mit Goal.com: "In der Meisterschaft pausieren zu müssen, lediglich in Copa del Rey und Champions League aufzulaufen, ist problematisch für einen jungen Profi. Vielleicht kam der Schritt zu früh."

Das komplette Interview von Jörg Stiel bei Goal.com

Immerhin hätte der vierfache Nationalspieler "genauso in zwei Jahren" noch zu Barca gehen können. Doch Stiel zeigte auch Verständnis: "Wobei du dem Verein natürlich nicht absagst, wenn er dich holen will - ganz klar. Seine Entwicklung bei Gladbach ging stetig bergauf. Er konnte sich einen Namen machen. Den Trubel in Ruhe zu verarbeiten, wäre sicher nicht hinderlich gewesen. Trotzdem: Marc-Andre wird sich durchsetzen."

Ter Stegen sei schließlich "mit dem Fuß sehr stark, genau das braucht die Mannschaft. Sein geradliniger Charakter wird ihm dabei helfen, sich den Nummer-eins-Status zu erarbeiten. Claudio Bravo ist zwar gut, Marc-Andre jedoch besser."

Torwart-Revolution "totaler Schwachsinn"

Absolut nichts hält der 47-Jährige dagegen von der vermeintlichen Revolution des Torhüter-Spiels über die vergangenen Jahre durch den aggressiv und risikofreudig agierenden Manuel Neuer: "Das ist totaler Schwachsinn. Seine Leistung gegen Algerien war der Hammer, daran besteht kein Zweifel. Ohne ihn wäre Deutschland sang- und klanglos ausgeschieden. Aber Revolution? Die liegt weiter zurück."

So hätten sich zu seiner aktiven Zeit die Leute schon gewundert, "warum ich vor dem Strafraum gestanden bin. Unser Revier hat sich im Lauf der Zeit verändert. Früher war es die Grundlinie, dann Fünfer und Strafraum. Heutzutage muss ein Keeper eben 30 Meter beherrschen. Manuel hat nichts revolutioniert, er hat es fast perfektioniert. Für mich war sein Auftritt das Resultat einer Entwicklung."

Auch die verbesserte fußballerische Qualität der Torhüter kommt für Stiel nicht überraschend. "Ein Tormann wird zunehmend in das Training integriert, in Mannschaftsübungen. Annahme, Ballhalten, Weitergabe - Pässe über fünf bis zehn Meter unter Druck gewinnen an Bedeutung. Heutzutage muss man kicken können", betonte der Ex-Gladbacher und resümierte: "Mittlerweile braucht es also ein breites Repertoire."

Marc-Andre ter Stegen im Steckbrief

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