Reaktionen:
Pep Guardiola (Trainer FC Barcelona): "Ich dachte, dass es die beste Mannschaft sei, die ich heute auf den Platz schicke. Aber es war offenbar nicht so. Wir waren weit davon entfernt, viele Tore zu schießen. Es gibt Tage, an denen das Gefühl im Abschluss ein bisschen fehlt."
Aitor Karanka (Co-Trainer Real Madrid): "Die Meisterschaft ist natürlich nicht entschieden. Es stehen noch einige Spiele aus. Heute wurde die Mannschaft für ihre Arbeit belohnt, aber es sind noch viele Punkte zu vergeben. Wir haben noch zwei Heimspiele. Wenn wir die gewinnen, sind wir Meister. Heute ist ein weiterer großer Tag für diese Mannschaft und ein weiterer großer Tag für Real Madrid. Aber noch ist nichts entschieden, theoretisch kann Barcelona immer noch Meister werden."
Nachbetrachtung:
Pep Guardiola gibt kaum Interviews. Nur nach den Spielen muss er halt, das ist entweder eine Pflichtveranstaltung oder zumindest vom Verband gewünscht. Eigentlich verlaufen aber diese Gesprächsrunden dann auch relativ unspektakulär, weil der FC Barcelona eigentlich auch oft gewinnt.
Gegen Real Madrid hat Barca jetzt nicht gewonnen, am Ende sogar das Spiel mit 1:2 und damit sehr wahrscheinlich auch die Meisterschaft 2012 verloren. Also sprach Guardiola offen und ehrlich in die Mikrophone.
"Ich möchte Real Madrid zum Sieg heute und zum Titel in der Meisterschaft beglückwünschen! Für uns endet dieser Wettbewerb heute. Wir haben heute so gut gespielt, wie es eben ging, aber es hat nicht gereicht."
Dann gab er mögliche Fehler bei der Besetzung der Startelf zu und dass die Mannschaft in den letzten Tagen eine schwere Zeit durchgemacht habe. Man kennt solche Töne vom FC Barcelona schon gar nicht mehr.
Unter Guardiola eilte die Mannschaft von Titel zu Titel und hat ja auch in dieser Saison noch zweimal die Chance auf Silberware. Und dennoch bedeutet die verpasste Meisterschaft und auch die Art und Weise, wie dominant Real Madrid diese in drei Wochen eingefahren haben wird, eine kleine Zäsur.
Xavi, 32, plagen schon seit mehr als eineinhalb Jahren chronische Kniebeschwerden, in unwichtigeren oder früh entschiedenen Spielen wird das Herz der Mannschaft von Pep gerne auch schon nach gut einer Stunde ausgewechselt und im Gegenzug etwa ein Spieler wie Thiago näher an die Mannschaft und Xavis Aufgaben herangeführt.
Real Madrid hat mit Jose Mourinho jetzt so oft gegen Barca gespielt und dabei so vieles ausprobiert - jetzt scheint die Mannschaft die richtige Balance zwischen purem Mauerfußball und aggressiver Kontertaktik gefunden zu haben.Für Guardiola und den Klub ist dieser verpasste Titel - und vielleicht ja auch noch der in der Königsklasse oder in der Copa del Rey aber auch eine Chance. Es gibt nach den schwindelerregenden Triumphzügen der letzten Jahre wieder neue Ziele und Herausforderungen.
Ein kleiner Umbruch innerhalb der Mannschaft wird über kurz oder lang erforderlich sein, nicht umsonst hat Pep die zweite Garde aus der eigenen Jugendakademie schon in den Zeiten des totalen Triumphs ans Team herangeführt. Und der Hunger nach neuen Würden wird schon bald neue Stimulanz erhalten."Wir versuchen uns jedes mal wieder zu steigern, den inneren Schweinehund zu überwinden und uns neu zu motivieren", sagt er.
Für Guardiola, der seine Zukunft immer noch nicht entscheiden hat, vielleicht eine verlockendere Aussicht als wieder der Gejagte zu sein, in jedem Wettbewerb und jedem Spiel - und ein großes Argument, doch noch bei seinem FC Barcelona zu bleiben.
FC Barcelona - Real Madrid: Daten zum Spiel