FC Valencia: Der finanzielle Kollaps droht

Von Stefan Maurer
Die Superstars des FC Valencia müssen wohl verkauft werden: David Silva (l.) und David Villa
© Getty

Der Schuldenberg ist groß, der dritte Präsident in wenigen Tagen am Werk, die Bauarbeiten am neuen Stadion gestoppt und die Spieler bekommen seit Monaten kein Geld mehr - die Lage ist prekär beim FC Valencia. Und der Ausverkauf der Superstars David Villa und David Silva im Sommer kaum noch zu vermeiden. Quo vadis, Valencia?

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Die Geschichte des FC Valencia beginnt im Jahr 1919 in einer kleinen Bar der Stadt am Mittelmeer. Dort wurde der Verein gegründet und dort wurde der erste Präsident "gewählt". Octavio Augusto Milego Diaz hieß der Mann, der durch einen Münzwurf ins Amt kam.

Die Chancen standen also 50:50 - ein nicht sehr solider Start für den jungen Verein, der 1923 unter einem neuen Präsidenten das Gelände kaufte, auf dem noch heute das Estadio Mestalla steht, das dem Club de Futbol als Heimat dient.

Die ersten Kredite

316.439 Peseten musste der Präsident damals berappen, um das Gelände zu kaufen. Wie er das schaffte? Er lieh sich von mehreren Personen Geld.

Das Leben auf Pump ist also fast schon eine Tradition - die vor allem in den letzten Jahren überhand nahm und letztlich fast zum Bankrott des Traditionsvereins führte, der in seiner neunzigjährigen Geschichte sechs Mal spanischer Meister und sieben Mal Pokalsieger wurde.

Schon Mitte der achtziger Jahren stand es ganz schlecht um den Verein. 2 Billionen Peseten betrugen die Schulden damals, Spieler wurden nicht bezahlt und der Klub stand kurz vor dem finanziellen Untergang.

Abstieg in die Segunda Division

Auch sportlich befand sich der einst stolze Verein auf Talfahrt und musste in der Saison 1985/86 nach 55 Jahren Erstligazugehörigkeit in die Segunda Division absteigen.

Die Mannschaft schaffte den direkten Wiederaufstieg in Spaniens höchste Spielklasse und auch wirtschaftlich erholte sich der Klub, der um die Jahrtausendwende ein unglaubliches Hoch erlebte und zwei Mal im Finale der Champions League stand. Dort scheiterte das Team aber an Real Madrid und Bayern München.

650 Millionen Schulden

Das neue Jahrtausend hatte so gut begonnen, dass heute gar nicht klar ist, wieso der Verein einen solchen Absturz erleben muss. Sportlich geht es dem Verein einigermaßen gut: Platz sechs in der abgelaufenen Spielzeit. Aber wirtschaftlich stehen die Vorzeichen schlecht in Valencia.

In Deutschland würde der Verein schon seit Jahren keine Lizenz mehr erhalten. 2008 betrugen die Verbindlichkeiten nach Angaben des damaligen Präsidenten Vicente Soriano 650 Millionen Euro. Sechshundertfünfzig Millionen.

Ungefähr die Hälfte dieser Summe entstand durch den ambitionierten Stadion-Neubau des Klubs, die andere Hälfte wurde in den vergangenen Jahren durch eine Reihe von überteuerten Transfers angehäuft.

Alleine in der Saison 2007/08 verzeichnete der Verein ein Transferminus von 61,5 Millionen Euro. Unter anderem war Valencia bereit, 18 Millionen für Ever Banega von den Boca Juniors, 14 Millionen für Nikola Zigic von Racing Santander und 12 Millionen für Javier Arizmendi von Deportivo La Coruna auszugeben. 

Soriano verlässt das sinkende Schiff

250 Millionen dieser immensen Summe müssen mittelfristig abgebaut werden. Davon ist der Verein jedoch meilenweit entfernt.

Nun, in dieser großen Krise, aus der es keinen Ausweg zu geben scheint, trat auch noch Soriano zurück. Er hinterließ einen Scherbenhaufen und mit Javier Gomez einen Nachfolger, der für den Verein schon einiges getan hat - aber trotzdem nicht in der Lage war, das Rad neu zu erfinden.

Schon wenige Tage nach Sorianos Rücktritt gab auch Gomez das provisorische Amt wieder ab. Der Aufsichtsrat beschloss, Manuel Llorente zum neuen Präsident zu ernennen.

Zaubern kann aber auch der nicht. Dabei benötigt es fast schon Magie, will Valencia der Schuldenfalle noch entgehen. Drei Präsidenten in nur wenigen Tagen helfen auch nicht gerade, um wieder Stabilität und Ordnung in den in Schieflage geratenen Verein zu bringen.

Der Präsidenten-Job ist kein Spaß

Der neue Mann am Ruder kommt vom Basketball-Klub Pamesa Valencia und legte bei seiner Antrittsrede gleich den Grundstein für eine schwierige Regentschaft, die vor allem daran gemessen werden wird, ob Valencia sich wirtschaftlich konsolidieren kann.

"Die Rolle des Präsidenten ist keine, die mit schönen Erfahrungen verbunden ist. Alle, die in der Führung mitarbeiten, werden viele Opfer bringen müssen. Nichtsdestotrotz ist es vor allem eine große Ehre, diesen Verein zu führen. Diese Möglichkeit zu erhalten, erfüllt mich mit Stolz. Aber wir sind uns der heiklen Lage bewusst, in der wir uns befinden, und werden sie mit all unserem Wissen angehen. Deshalb glauben wir fest daran, dass wir den Verein mit der nötigen sportlichen und wirtschaftlichen Lebensfähigkeit ausstatten können."

Baustopp am Nuevo Mestalla

Die ersten Maßnahmen zur Rettung sind schon längst getroffen: Die Bauarbeiten am Nuevo Mestalla, der 79.000 Zuschauer fassenden Multifunktionsarena, sind unterbrochen. Den Spielern werden seit Monaten keine Gehälter mehr bezahlt.

Die Transfersummen für Neuverpflichtungen halten sich bisher in Grenzen und die besten Spieler David Villa, David Silva und Raul Albiol wird der Verein im Sommer wohl abgeben müssen, um wenigstens einen Teil der Schulden durch die Transfereinnahmen abzubauen. Im Klartext heißt das: Auch der Sparkurs hat seinen Preis.

Villa und Silva werden seit Wochen mit Real Madrid in Verbindung gebracht. Vor allem im Fall David Villa wird in den nächsten Tagen eine Entscheidung erwartet. Bisher konnten sich die Königlichen und die Che, wie die Valencianos im Volksmund genannt werden, noch nicht auf eine Ablösesumme einigen.

Investor als letzte Hoffnung

Ein weiterer Hoffnungsschimmer für die Klub-Verantwortlichen ist der Verkauf des Geländes, auf dem das Estadio Mestalla steht. Lange Zeit fand sich kein Käufer.

Ende Mai ließ der Verein verlauten, dass ein Investor bereit sei, 400 Millionen für das Gelände zu bezahlen. Weitere Wasserstandsmeldungen seitdem? Fehlanzeige.

Das Investment scheint auf ähnlich wackligen Beinen zu stehen, wie die "Wahl" des ersten Präsidenten. Es bleibt zu hoffen, dass es der Vereinführung gelingt, die Zukunft des Vereins auf einer solideren Basis aufzubauen.

Der Kader des FC Valencia