Gianluigi Buffon, Fabio Cannavaro und Hernán Crespo liegen sich jubelnd in den Armen. Mit einer rauschenden Party feiern die aufstrebenden Jungstars aus Parma ihren Triumph im Europapokal. Was sie nicht wissen: Der Sieg im UEFA-Cup 1999 wird wahrscheinlioch der letzte große internationale Titel des so ruhmreichen AC sein.
Heute, 16 Jahre und etliche Skandale später, ist der Verein am Ende. "Chiuso per Rapina" - "wegen Raubes geschlossen" prangt auf Stofffetzen am gepfändeten Stadiontor. Der Klub, der inzwischen FC Parma heißt, ist pleite.
Als Antonio Cassano seinen Vertrag Ende Januar kündigte, hatte auch der letzte große Star den Ernst der Lage erkannt. "Ich lasse mich nicht verschaukeln", sagte der 32-Jährige. Drei Millionen Euro pro Jahr wurden ihm versprochen - die letzten acht Monate sah er wie seine Mannschaftskollegen keinen einzigen Cent. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Klubbosse.
200 Millionen Schulden erdrücken den Verein
Der dreimalige italienische Pokalsieger bricht unter seiner rund 200 Millionen Euro schweren Schuldenlast zusammen. Die Stadt Parma zog im Sumpf die Reißleine und ließ Anfang März das Stadio Ennio Tardini schließen. Der einstige Stolz der Region steht bei ihr tief in der Kreide, Strom und Wasser fließen seit Wochen nicht mehr. Das letzte bisschen Hab und Gut aus der Mannschaftskabine wird zwangsversteigert. Kein Tag ohne Hiobsbotschaft.
Am 19. März soll der abgeschlagene Tabellenletzte dem Insolvenzverwalter übergeben werden. Das Ende in der Serie A könnte jedoch schon früher kommen: bei der vierten selbstverschuldeten Spielabsage sieht das Reglement den sofortigen Ausschluss vor. Und am vergangenen Wochenende konnte Parma bereits zum zweiten Mal in dieser Saison nicht antreten. Die Auswärtsfahrt ins rund 200 Kilometer entfernte Genua war zu teuer und die angedachte Fahrt mit Privatwagen zu demütigend für die einst so stolzen FC-Profis.
Parmalat meldet 2003 Konkurs an
Um die Jahrtausendwende sprudelte Geld noch wie Wasser aus den Böden der Emilia-Romagna. Subventioniert vom Lebensmittelkonzern Parmalat waren Luxuseinkäufe wie Juan Sebastián Verón (17,5 Millionen Euro), Savo Milosevic (25 Mio) oder Borussia Dortmunds Evanilson (17 Mio) die Regel. Man träumte in der Glitzerwelt vom Champions-League-Sieg - stattdessen musste Italiens Politik den Glamour-Klub vor dem Zwangsabstieg retten, als der Parmalat-Konzern 2003 nach einem großen Steuerskandal Konkurs anmeldete.
Die Ganovenpolitik ging weiter. Ende des vergangenen Jahres wurde der FCP noch vom mutmaßlichen albanischen Steuersünder Rezart Taci angeführt. Er träumte in der Winterpause von Mario Balotelli - passiert ist nichts. Sein Nachfolger, Giampietro Manenti, der sechste Präsident in acht Wochen, verspricht den Spielern seither Gehaltszahlungen - passiert ist weiterhin nichts. Aus den glänzenden Vereinstrophäen wurde ein großer Scherbenhaufen.
Parma-Kapitän sauer
Erst in den letzten Wochen sollen sich die Liga-Bosse über die desaströsen Zustände erkundigt haben. "Sie kommen zu spät. Wo waren sie vorher? Was haben sie kontrolliert?", schimpft Kapitän Alessandro Lucarelli. "Man könnte sagen, dass Parma wie Griechenland ist, aber das wäre falsch. Es ist schlimmer", kommentierte die Gazzetta dello Sport.
Ob das Team am Sonntag gegen Atalanta Bergamo den Liga-Betrieb wieder aufnimmt, erscheint äußerst fraglich. Klub-Boss Manenti versprach seinen Kickern zwar für diese Woche erneut Gehaltszahlungen. Doch woher das Geld kommen soll, weiß niemand. Der einst ruhmreiche Klub steht vor dem Absturz in die Bedeutungslosigkeit.
Alle News zum FC Parma