Moritz Leitner im Interview: "Ich habe mich eher gewundert, dass ich da mitspiele"

Von Robin Haack
Moritz Leitner kommt bisher auf 44 Pflichtspieleinsätze für Norwich City.
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Am ersten Spieltag treffen Sie direkt auf Champions-League-Sieger FC Liverpool mit Jürgen Klopp. Sie kennen Ihn aus Dortmunder Zeiten bestens. Welche Rolle hat er in Ihrer Karriere gespielt?

Leitner: Eine wichtige, denn unter ihm habe ich mich beim BVB enorm weiterentwickelt.

Was ist die prägendste Szene Ihrer gemeinsamen Zeit mit Klopp?

Leitner: Das war natürlich mein erster Einsatz in der Champions League. Da habe ich als Junge von geträumt und plötzlich stand ich da auf dem Platz. Das war der Wahnsinn.

Inwieweit hat er sich seit seiner Zeit in Dortmund verändert?

Leitner: Ich finde, er ist immer noch der, der er war. Ein super Trainer und besonderer Mensch mit Ecken und Kanten und viel Humor.

Wie wird er in England wahrgenommen?

Leitner: Die Leute und die Medien lieben ihn. Sie sehen ihn als einen echten Gewinn für die Liga. Und nach dem Triumph in der Champions League ist er natürlich noch populärer.

Moritz Leitner (l.) stand zwischen 2011 und 2016 in Dortmund unter Vertrag, wurde aber mehrfach verliehen.
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Moritz Leitner (l.) stand zwischen 2011 und 2016 in Dortmund unter Vertrag, wurde aber mehrfach verliehen.

Moritz Leitner über die Gefahren von Erfolg

Schon in jungen Jahren durften Sie mit Borussia Dortmund miterleben, wie es sich anfühlt, Erfolge zu feiern. Direkt in Ihrer ersten Bundesligasaison haben Sie unter Jürgen Klopp das Double gewonnen. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?

Leitner: Das war natürlich damals völlig irre, so richtig habe ich das gar nicht begriffen damals. Das war wie ein Film, der ablief und ich habe mich eher gewundert, dass ich da mitspiele.

Was war damals der Schlüssel zum Erfolg?

Leitner: Es war eine tolle Mannschaft, eine echte Einheit. Und wir hatten natürlich einen Trainer, der uns unfassbar motiviert hat.

Welche Rolle hatte Mario Götze damals in dieser Mannschaft?

Leitner: Mario war Teil dieser Truppe und hatte natürlich besondere Fähigkeiten. Der konnte an einem Sahnetag ein Spiel ganz alleine entscheiden.

Welche Geschichte über Mario erzählen Sie besonders gern?

Leitner: Die soll er lieber selber erzählen, ich freue mich, wenn er happy ist.

Nach Ihren ersten zwei Jahren beim BVB lief es für Sie persönlich in Deutschland allerdings nicht mehr so gut. Was sind die Gründe dafür?

Leitner: Da kam einiges zusammen. Fußball ist ein komplexes Gebilde. Verein, Mannschaft, Trainer, aktuelle Situation - es gibt so viele Faktoren, die einen Einfluss auf die eigene Situation haben. Und man selbst ist schließlich auch nicht immer perfekt. Wenn da ein paar Dinge nicht optimal zusammenpassen, hat man schnell einen negativen Lauf.

In einem Interview mit dem Westfälischen Anzeiger haben Sie gesagt: "Erfolg macht immer Spaß, bringt aber auch Gefahren". Wie meinen Sie das?

Leitner: Naja, es besteht die Gefahr, dass man abhebt und meint, es geht immer so weiter, ohne dass man weiterhin hart arbeitet.

Haben Sie sich nach dem Double mit dem BVB vielleicht zu sehr auf den Erfolgen ausgeruht und vorausgesetzt, dass es einfach so weitergeht?

Leitner: Rückblickend kann das durchaus sein. Damals hätte ich das natürlich nicht so gesehen.

Wenn in Deutschland über Sie gesprochen wird, fällt regelmäßig der Begriff "ewiges Talent". Was sagen Sie dazu?

Leitner: Was soll ich dazu noch sagen? Ich gebe meine Antworten diesbezüglich am liebsten auf dem Platz.

Moritz Leitner über das kurze Kapitel Lazio Rom

Haben Sie das Gefühl, in der Bundesliga gescheitert zu sein?

Leitner: Wann ist man gescheitert? Das sind Schubladen, in die irgendwelche Leute einen stecken. Ich habe aufgehört, mich damit zu beschäftigen, konzentriere mich lieber auf Fußball, das bringt mehr.

Welche Rolle spielte es bei Ihrem Transfer zu Norwich, dass Sie in England weniger im Fokus der Öffentlichkeit stehen als in der Bundesliga?

Leitner: Ich wollte vor allem wieder regelmäßig spielen, das stand im Vordergrund. An die Öffentlichkeit habe ich dabei nicht in erster Linie gedacht. Norwich war damals ein ambitionierter Verein mit einem tollen Umfeld und einem Klasse-Trainer. Ich wollte helfen, das Ziel Premier League zu erreichen. Das ist gelungen, daher kann ich jetzt sagen: Alles richtig gemacht.

Neben Deutschland und England durften Sie auch schon Erfahrungen in Italien sammeln. Wie haben Sie die Zeit bei Lazio Rom in der Serie A in Erinnerung?

Leitner: Als kurze Episode ohne große Bedeutung.

Sie kamen in sechs Monaten in Rom kaum zum Einsatz. Warum haben Sie Lazio so schnell wieder verlassen?

Leitner: Mein Ziel waren Einsatzzeiten, aber die Chance gab es dann nicht. Um auf der Bank zu sitzen, musste ich nicht in Italien sein. Daher habe ich das Kapitel schnell wieder beendet.

Was haben Sie dennoch in Rom gelernt?

Leitner: Klare Entscheidungen zu treffen - wie die, einen schnellen Cut zu machen.

Moritz Leitner: "Ich bin mit mir selbst im Reinen"

War der Wechsel rückblickend ein Fehler?

Leitner: Wenn man gewusst hätte, dass es so kommt, mit Sicherheit. Aber es hätte ja auch anders laufen können. Daher ist jede Erfahrung eine, die einen in Summe weiterbringt.

Gibt es Taten oder Entscheidungen in Ihrer Karriere, die Sie rückblickend bereuen?

Leitner: Nein, vor allem würde es mich nicht weiterbringen, wenn ich irgendwas bereuen würde. Alles ist für irgendwas gut. Ich blicke immer nach vorne, denke positiv, darauf verwende ich meine Energie.

Reizt es Sie, noch einmal in die Bundesliga zurückzukehren, nachdem Sie dort in den vergangenen Jahren wenig Chancen hatten, sich zu zeigen?

Leitner: Mich reizt jetzt vor allem erst mal die Premier League. Darauf freue ich mich riesig. Die Bundesliga ist auch immer spannend, aber aktuell bin ich hier. Daher ist das für mich jetzt kein Thema.

Haben Sie das Verlangen, Ihren Kritikern zu beweisen, dass Sie mehr sind als nur ein gescheitertes Talent und sich dauerhaft in der Bundesliga durchsetzen können?

Leitner: Ich habe hier in Norwich sehr viel Wertschätzung erfahren, darüber habe ich mich sehr gefreut. Ich bin mit mir selbst im Reinen, externe Kritik gehört immer dazu. Man kann es sowieso nie allen recht machen, daher umtreibt es mich nicht, es irgendwelchen Leuten zu zeigen. Ich gebe mein Bestes, will mit meiner Mannschaft und dem Verein Erfolg haben. Das treibt mich an.

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