Außerdem berichtet Groß von sieben Neckarauer Jungs, die einst nach Hoffenheim zogen und dort B-Jugendmeister wurden. Von seinem WG-Leben mit Hakan Calhanoglu und Marco Terrazzino in Karlsruhe. Und von seiner Abneigung gegenüber sozialer Medien.
Herr Groß, Sie spielen seit fast zwei Jahren in der Premier League. Wie läuft es für Sie?
Pascal Groß: Der Wechsel war der richtige Schritt. Sportlich spiele ich auf dem weltweit allerhöchsten Niveau und menschlich ist es eine super Erfahrung für mich. In einem fremden Land lernt man, selbstständiger zu sein. Ich muss Dinge organisieren, an die ich zuvor nicht einmal gedacht hätte. Außerdem verbessere ich mein Englisch, was mir im Leben nur weiterhelfen kann.
Wer war Ihr bisher härtester Gegenspieler in der Premier League?
Groß: In einem meiner ersten Spiele hier trafen wir auf Leicester City mit Harry Maguire. Er war der härteste Gegenspieler, den ich bis heute hatte. Er verfügt einerseits über eine enorme Kraft, ist aber andererseits auch schnell und extrem stark am Ball. Es wunderte mich nicht, dass er bei der WM so groß aufspielte.
Manchester City und der FC Liverpool duellieren sich an der Tabellenspitze um den Meistertitel. Welche Mannschaft ist schwerer zu bespielen?
Groß: Liverpools Tempo ist schon unangenehm, aber Citys Dominanz noch deutlich unangenehmer. Es macht einen extrem müde, wenn der Gegner zu 80 Prozent den Ball hat. Und wenn man ihn dann mal erobert, ist er meistens auch gleich wieder weg. Guardiola hat seine Spielweise mit City perfektioniert.
Zuletzt hieß es, Liverpool soll Interesse an einer Verpflichtung von Ihnen haben.
Groß: Es ehrt mich natürlich, wenn solche Gerüchte aufkommen, aber Konkretes habe ich noch nicht gehört.
Tony Bloom, der Besitzer und Präsident Ihres Klubs, hat sein Geld beim Pokern verdient. Was ist er für ein Typ?
Groß: Ich habe ihn als sehr netten und höflichen Menschen kennengelernt. Er kommt aus Brighton, ging hier zur Schule und ist seit jeher Fan des Klubs. Als er die finanziellen Mittel dazu hatte, führte er ihn nach oben. Er ist vergleichbar mit Dietmar Hopp bei meinem Ex-Klub TSG Hoffenheim, der ebenfalls aus der Region kommt. Für Tony Bloom ist Brighton eine Herzensangelegenheit und die Fans lieben ihn dafür.
Wie involviert ist er ins Tagesgeschäft?
Groß: Er ist zwar nicht permanent da, aber immer im Bilde und trifft letztlich die Entscheidungen. Wenn es ernst wird, läuft nichts ohne sein Einverständnis. Er ist der Boss. Uns Spieler lädt er manchmal zum Essen ein. Dabei hatte ich bereits die Möglichkeit, mich mit ihm auszutauschen. Er fragte mich nach dem Stand der Dinge in der Bundesliga, über das Pokern unterhielt ich mich noch nie mit ihm. Nach dem gelungenen Klassenerhalt hat er aber die ganze Mannschaft, das Trainerteam und den übrigen Staff für vier Tage nach Las Vegas eingeladen - und dort kannte er sich bestens aus.
Wurde auch gezockt?
Groß: Es war keine Pflicht, aber ich habe natürlich mitgemacht. Das gehört doch dazu, wenn man schon mal in Las Vegas ist. Wir haben mehr für den Spaß als um große Beträge gespielt und die Zeit miteinander genossen. Das Gemeinschaftsgefühl im Verein ist ohnehin eine unserer großen Stärken.
Als Pokerspieler kennt sich Bloom sicherlich gut mit Statistiken aus. Spielt das im Klub eine Rolle?
Groß: Statistiken und Zahlen sind ihm sehr wichtig und er ist in diesem Bereich auch extrem begabt. Als wir uns vor meinem Wechsel trafen, wusste er genau, dass ich in der Bundesliga die meisten Chancen vorbereitet hatte. Ein paar andere Statistiken erwähnte er auch noch.
Blicken wir ein bisschen weiter zurück: 2008 gewannen Sie mit der TSG Hoffenheim die B-Jugend-Bundesliga. Was sind Ihre Erinnerungen daran?
Groß: Das war eine super Zeit. Vor der Saison bin ich mit sechs Kumpels von meinem Heimatverein VfL Neckarau - wo ich seit ich vier Jahre alt war spielte - nach Hoffenheim gewechselt. Unter anderem waren noch Manuel Gulde und Marco Terrazzino dabei, die jetzt beide beim SC Freiburg spielen. Für Neckarau war das natürlich etwas ganz Besonderes: so eine gute Generation gab es vermutlich noch nie zuvor.
Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp investierte zum Zeitpunkt Ihres Wechsels erst seit knapp zwei Jahren in großen Umfang in den Klub. Wie waren die Bedingungen?
Groß: Es war schon damals alles top-professionell, aber natürlich noch einen Tick kleiner als heute. Während meiner Zeit in Hoffenheim entwickelte der Klub die Infrastruktur enorm weiter, baute unter anderem das neue Trainingszentrum in Zuzenhausen und das Stadion in Sinsheim. Alles wurde größer und besser. Es war schön, diese verrückte Zeit bei diesem Klub mitzuerleben.
Hatten Sie damals als Jugendspieler Kontakt mit Dietmar Hopp?
Groß: Bei großen Siegen kam er hin und wieder in die Kabine. Ein-, oder zweimal habe ich auch mit ihm persönlich gesprochen. Über diesen Menschen gibt es jedenfalls nur Positives zu sagen - und zwar auf allerhöchstem Niveau. Er unterstützt seinen Herzensverein und die ganze Region profitiert von ihm. Alles, was er tut, ist positiv und für den guten Zweck. Er setzt sich für die Jugend, Krankenhäuser und hunderte andere tolle Sachen ein.
Was denken Sie über die stetigen Attacken gegnerischer Fans auf seine Person?
Groß: Das ist das Allerletzte.