Porträt und Spielweise von Michy Batshuayi: Batsman weckt Erinnerungen

Michy Batshuayi wechselte im Sommer 2016 für rund 39 Millionen Euro von Olympique Marseille zum FC Chelsea.
© getty

Ein Mittelstürmer, der Tore gerne mit Saltos feiert, sich im Batman-Kostüm zeigt und im Laufe seiner Karriere bereits disziplinäre Mängel offenbarte: Sollte der 24-jährige Belgier Michy Batshuayi vom FC Chelsea zu Borussia Dortmund wechseln, würde er Erinnerungen wecken.

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"Call me Batsman", schrieb Michy Batshuayi Ende September auf Twitter, bebilderte den Spitznamenwunsch mit einer passenden Fotomontage von sich im Batman-Kostüm und fügte erklärend hinzu: "Wenn das Spiel einen Siegtreffer in der 94. Minute braucht." In Chelseas Champions-League-Partie bei Atletico Madrid war er beim Stande von 1:1 in der 82. Minute eingewechselt worden. Und hatte dann eben in der Nachspielzeit zum Sieg getroffen.

Es war eine Episode, die Batshuayis bisherige Zeit bei Chelsea gut zusammenfasst. Seit seinem Wechsel 2016 war er nämlich vor allem eines: treffsicherer Ersatzstürmer. In der vergangenen Saison hinter Diego Costa, in dieser hinter Alvaro Morata. Trotz geringer Einsatzzeiten erzielte Batshuayi beachtlich viele Tore für Chelsea. In 53 Spielen kam er wettbewerbsübergreifend zum Einsatz und traf 19 Mal. Im Schnitt alle 93 Spielminuten.

Batshuayis Tor zu Chelseas Premier-League-Titel

Die Mehrzahl dieser Tore erzielte er aber in nationalen Pokalspielen gegen Vereine wie Nottingham Forest oder die Bristol Rovers. Dann, wenn die Stammspieler geschont wurden. Und wenn es wieder wichtig wurde, saß Batshuayi zumeist erneut nur auf der Bank und wurde erst in höchster Not eingewechselt.

Zum Beispiel am drittletzten Spieltag der vergangenen Saison bei West Bromwich Albion. Chelsea brauchte einen Sieg, um die Meisterschaft perfekt zu machen. Batshuayi kam in der 76. Minute auf den Platz - und traf sechs Minuten später zum 1:0. Neben dem Treffer in Madrid war es das Highlight seiner bisherigen Zeit bei Chelsea.

"Dieses Tor gab mir einen Schub", sagte Batshuayi später. Einen Schub, von dem er sich wünschte, dass er ihn nie mehr in eine ähnliche Situation bringen würde. Beim nächsten wichtigen Spiel wollte Batshuayi nicht mehr von der Bank kommen. Er wollte in der Startelf stehen. Ob er denn eine weitere Saison als Ersatzstürmer mitmachen würde, wurde er im Sommer gefragt. "Nein, nein", sagte Batshuayi und nochmal: "Nein." Sagte es und wurde enttäuscht, denn an seiner Rolle änderte sich nichts.

Im zweiten Anlauf zu Borussia Dortmund?

Deshalb sucht er nun trotz eines Vertrags bis 2021 offenbar einen Ausweg, der ihn aller Voraussicht nach per Leihe zu Borussia Dortmund führen wird. Im zweiten Anlauf. Vor den Verpflichtungen von Ciro Immobile und Adrian Ramos wurde 2014 nämlich auch der 20-jährige Batshuayi als potenzieller Nachfolger des abgewanderten Robert Lewandowski gehandelt.

Batshuayi absolvierte damals gerade seine erste Saison als Stammspieler von Standard Lüttich und beeindruckte mit 21 Ligatoren. Trotz seiner Jugend war Lüttich bereits der zweite belgische Topklub, für den er spielte. Der RSC Anderlecht hatte ihn zuvor wegen Disziplinlosigkeiten aus der Jugendabteilung geschmissen. "Sie hatten recht", sagte Batshuayi. "Denn ich war damals kein Engel, um es freundlich auszudrücken."

Aufgewachsen ist Batshuayi im Nachbarbezirk des berüchtigten Brüsseler Viertels Molenbeek, das Fußballspielen lernte er im Park. Dort, wo sich der Stärkere durchsetzt. Batshuayi hatte Probleme, sich Autoritäten unterzuordnen. Wie Anderlecht musste er später auch die belgische U21-Nationalmannschaft unfreiwillig verlassen. Nach Verstößen gegen den Verhaltenskodex wurde er 2013 gemeinsam mit einem Lüttich-Kollegen rausgeschmissen, später aber immerhin wieder begnadigt. Mittlerweile spielt er für die A-Nationalmannschaft und nahm auch an der EM 2016 teil.

Sein Empfehlungsschreiben für die Turnier-Nominierung waren zwei starke Spielzeiten bei Olympique Marseille. Nach dem gescheiterten Wechsel zu Dortmund hatte Batshuayi Belgien Richtung Marseille verlassen, wo sein Name erstmals der breiten Fußballöffentlichkeit bekannt wurde: Mi-shee Bat-sh-wah-yee. "Keiner der 15 besten Klubs der Welt ist nicht an ihm interessiert", tönte Marseille-Präsident Vincent Labrune.

Batshuayis Spielweise beim FC Chelsea

Für rund 39 Millionen Euro wechselte Batshuayi schließlich zu Chelsea - als erste Verpflichtung des damals neuen Trainers Antonio Conte. "Er hat großes technisches Potenzial, ist beidfüßig und außerdem sehr schnell", sagte Conte bei Batshuayis Vorstellung. Das englische Fachmagazin FourFourTwo lobte "seinen tödlichen Abschluss, seine exzellente Ballführung sowie physische Kraft" und verglich ihn mit Didier Drogba.

Am liebsten lauert Batshuayi auf Höhe der gegnerischen Innenverteidiger auf Zuspiele, womit er sich von seinem alten Rivalen Diego Costa und neuen Morata unterscheidet. Sie lassen sich auch mal ins Mittelfeld fallen und nehmen so eher an Ballzirkulationen teil. Dadurch profitieren bei Chelsea die übrigen wendigen Offensivspieler Eden Hazard, Willian und Pedro, die gelegentlich selbst ins Sturmzentrum vorstoßen können.

"Mit Batshuayis Spielweise ist deren Tempo dagegen verschwendet", erklärte vor einigen Monate der Taktikexperte von SkySports, Danny Higginbotham. Der 1,85 Meter große Batshuayi blockiert zumeist die Position in der Mitte. Er blockiert zwar die Position, aber garantiert dafür Treffer. In 253 Pflichtspielen für all seine Profivereine traf er 100 Mal. Nach manchen Toren schlägt er Saltos, bei den ganz wichtigen wird er zu Batsman. Alles schon einmal gesehen in Dortmund.

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