The trend is your enemy

Pep Guardiola und Jose Mourinho gehen durch erste Täler mit den Manchester-Klubs
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Bereits zum zweiten Mal in der noch jungen Saison treffen sich Manchester United und City zum Stadtderby - diesmal im League Cup (ab 21 Uhr live auf DAZN und im LIVETICKER). Prestige hin oder her: Für die Intimfeinde auf den Trainerbänken, Jose Mourinho und Pep Guardiola, kommt die Partie nicht zum günstigsten Zeitpunkt. Der Trend ist derzeit nicht der Freund der beiden Edelklubs. Dennoch sind die Situationen unterschiedlich.

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10. September. Schon am vierten Spieltag steht das wohl am heißesten erwartete Duell der neuen Premier-League-Saison an: Old Trafford, Manchester United gegen Manchester City, Jose Mourinho gegen Pep Guardiola, neun Punkte aus drei Spielen gegen neun Punkte aus drei Spielen, Aufbruchstimmung gegen Aufbruchstimmung.

Und die Partie hält, was sie verspricht: Es geht auf hohem Niveau zur Sache, ein echtes Topspiel zweier potentieller Meisterschaftskandidaten.

Veränderte Vorzeichen

Sechseinhalb Wochen später steht im League Cup die Wiederauflage des Leckerbissens an. Diesmal sind die Vorzeichen jedoch andere. Die Citizens sind zwar nach wie vor Spitzenreiter der Premier League, blieben zuletzt allerdings fünf Pflichtspiele in Serie ohne Sieg. Ein ungewohntes Gefühl für Pep Guardiola. Eine solche Sieglosserie hatte er zuletzt als Barca-Trainer im Jahr 2009.

United gewann zwar zweimal in der Europa League, in der Liga war die Form zuletzt jedoch verheerend. Nur ein Sieg aus den letzten sechs Spielen, nur 14 Punkte und Platz sieben nach neun Spieltagen bedeuten den zweitschlechtesten Saisonstart der Vereinsgeschichte. Schlechter war United nur unter einem Manager, der nicht in bester Erinnerung geblieben ist. Unter David Moyes waren die Statistiken beinahe deckungsgleich, nur ein Tor weniger hatte man erzielt.

Auf die Mütze von den Ex-Klubs

Eine weitere Gemeinsamkeit vor dem Derby: Innerhalb der letzten sieben Tage kassierten beide Teams empfindliche Niederlagen gegen die Ex-Klubs ihrer Trainer, City bekam in Barcelona 0:4 auf die Mütze, United unterlag mit dem gleichen Ergebnis gegen Chelsea.

Die alte Börsenweisheit "The trend is your friend" trifft derzeit nicht auf die Edelklubs Manchesters zu. Der Umgang mit der Situation ist in den verschiedenen Lagern jedoch komplett unterschiedlich.

Bei den Red Devils kracht es im Gebälk. Im vereinseigenen MUTV polterte Jose Mourinho gegen seine Spieler: "Das ist nichts für Kinder, das ist ein Sport für Männer. Ihr müsst jetzt zeigen, was ihr könnt. Bei mir versteckt sich niemand mehr."

Klublegende Gary Neville sagte gegenüber Sky Sports, dass Mourinho vor dem Stadtderby bereits "massiv unter Druck stehen" würde. Der Portugiese sei bei United noch nicht richtig angekommen: "Er sucht immer noch nach seinem Weg mit dieser Mannschaft, sie sind nicht stark genug."

Problem Pogba

Eines der Hauptprobleme für Mourinho ist, dass er es noch nicht geschafft hat, den Rekordtransfer Paul Pogba in sein System zu integrieren. "Pogba ist ohne Zweifel verwirrt. Er ist für eine so hohe Ablösesumme gekommen, dass Mourinho ihn irgendwie zum Funktionieren bringen muss. Aber er hat seine Rolle noch nicht gefunden. Er war in Anfield als Nummer zehn überfordert und das sah gegen Chelsea nicht viel besser aus", sagte Neville zur Problematik.

Darüber hinaus soll es bereits jetzt Verstimmungen im Verhältnis zwischen Mannschaft und Manager geben. Nach Informationen des Mirror sind einige Spieler "überrascht" von Mous Trainingsmethoden. So lasse der Portugiese immer häufiger seinen Assistenten Rui Faria die Einheiten leiten, während er selbst nicht einmal auf dem Platz stehe, sondern in seinem Büro arbeite.

Außerdem sollen sich bereits einige Spieler beklagt haben, dass Mourinho zu wenig mit ihnen rede. Ein Mangel, über den zuletzt auch Louis van Gaal gestolpert ist.

Natürlich gehören diese Medienberichte in den Bereich der Spekulationen. Fakt ist jedoch, dass die Anfangseuphorie bei United unter Mourinho verflogen ist. The Special One wirkt wieder wenig souverän und nicht unantastbar.

Immer noch unantastbar

Dies ist der entscheidende Unterschied zur Situation von Pep Guardiola beim Lokalrivalen Manchester City. Zwar hat die blütenweiße Weste des Katalanen durch den bislang sieglosen Oktober zuletzt auch erste Flecken bekommen und nach der Klatsche in Barcelona setzte es auch ersten Medienspott. Den uneingeschränkten Rückhalt der Mannschaft und des Umfelds genießt er dennoch weiterhin.

Nach dem enttäuschenden 1:1-Unentschieden am Wochenende gegen Southampton hielt Guardiola nach Angaben von Kevin de Bruyne eine 50 Minuten lange Kabinenrede: "Er wollte uns vermitteln, dass wir an uns glauben sollen", sagte der Belgier zur Daily Mail: "Er hat uns klar gemacht, dass unsere Spielweise jetzt die richtige ist. Wir spielen mit hohem Risiko, das ist uns bewusst. Ich weiß, dass wir nicht in einer geduldigen Welt leben, aber wir versuchen etwas völlig Neues. Da ist es klar, dass es nicht nur bergauf geht. Wir wissen, dass wir alles perfekt verinnerlichen müssen und dann auch erfolgreich sein werden."

Rotation bei City

Gegen United wird de Bruyne ausfallen: "Er hat einen Schlag auf sein Bein bekommen und kann nicht spielen", sagte Guardiola auf der Pressekonferenz vor dem Spiel. Ebenso sind Bacary Sagna und Pablo Zabaleta verletzungsbedingt nicht mit von der Partie.

Ohnehin kündigte der City-Manager Rotation an. Unter anderem können sich die Youngsters Pablo Maffeo und Aleix Garcia Hoffnungen auf einen Einsatz machen, im Tor wird Willy Caballero stehen.

Dass die großen Rotations-Ankündigung als geringere Wichtigkeit des Wettbewerbs und des Derbys interpretiert wird, will Guardiola dennoch verhindern: "Ich bin mit der Einstellung aufgewachsen, dass jedes Spiel wichtig ist. Und Derbys sind sowieso immer etwas Besonderes. Wir werden es mit vollem Ernst und voller Leidenschaft angehen und versuchen zu gewinnen."

Weniger angekratzt

Guardiola wirkt deutlich weniger angekratzt als Mourinho. Verständlicherweise: Schließlich steht er trotz fünf sieglosen Pflichtspielen in Folge in der Liga noch auf Rang eins und ist in der Champions League auf Achtelfinalkurs.

Da sieht die Situation für Mou schon deutlich unangenehmer aus. Siege sind in der Liga für United in den kommenden Spielen gegen Burnley und Swansea absolute Pflicht, um den Anschluss nicht endgültig zu verlieren. Entsprechend macht der Portugiese auch keinen Hehl daraus, worauf er sich in den kommenden Wochen konzentrieren will: "Ich würde jetzt lieber in der Premier League spielen."

Die Vorzeichen haben sich gedreht, statt Aufbruchstimmung gegen Aufbruchstimmung trifft Krisenbekämpfung auf Krisenverhinderung. Klar ist aber auch: Sobald das Flutlicht im Old Trafford brennt, brennt auch der Rasen. Dafür sind die beiden Klubs zu stolz. Und ihre Trainer sowieso - allen Ankündigungen zum Trotz.

Manchester United - Manchester City: Die Daten zum Spiel

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