Dabei sehnt sich doch das ganze Fußball-Mutterland nach einer Wiederholung von Allardyces auf der Insel schon legendären Einlage nach dem Klassenerhalt mit dem AFC Sunderland - am liebsten bei der WM in Russland, nach dem Ende von dann 52 Jahren Pleiten und Pannen.
"Big Sam", der große Allardyce also, sieht sich bestens für die Aufgabe bei den seit dem WM-Triumph von 1966 notorisch erfolglosen Three Lions gerüstet. "All die Jahre haben mich hart gemacht", sagte der 61-Jährige: "Ich bin zäh genug, um die Sache anzugehen." Dann rief er den Vertretern der berüchtigten englischen Presse verschmitzt lächelnd zu: "Also: Auf geht's, Jungs, legt los!"
Die Ära Allardyce beginnt am 1. September im Wembley-Stadion gegen Kroatien. Drei Tage später startet England in der Slowakei in die WM-Qualifikation. Der Auftrag ist klar: Allardyce soll die albtraumhafte Vergangenheit vergessen machen. England hat seit dem Heim-Coup vor 50 Jahren nur noch bei den Europameisterschaften 1968 und 1996 sowie bei der WM 1990 das Halbfinale erreicht.
Nach dem peinlichen Achtelfinal-Aus bei der EM in Frankreich gegen Island (1:2) nahm Teammanager Roy Hodgson seinen Hut. Allardyce, der im Laufe seiner Trainerkarriere nie einen großen Titel gewann, stach bei der Nachfolge-Suche unter anderem den früheren Bundestrainer Jürgen Klinsmann aus.
Lineker verhöhnt Big Sam
Er sprach von der "größten Herausforderung" seiner Laufbahn. "Ich bin stolz darauf, der neue Manager zu sein", sagte er, "ich bin hier, weil ich glaube, dass ich die Mannschaft besser machen kann." Er habe in den vergangenen Tagen die Unterstützung "der gesamten Nation" gespürt. Skeptiker gibt es aber auch. "Der WM-Sieg ist ja fast schon sicher", spottete Stürmerlegende Gary Lineker nach der Präsentation.
Allardyce aber sieht die Three Lions "nicht am Tiefpunkt". Der überaus junge Kader habe "außergewöhnlich gute Qualität". Außerdem werde die Spieler um Kapitän Wayne Rooney, den er noch nicht in seinem Amt bestätigen wollte, aus der "bitteren Erfahrung" der EURO lernen. Und: Es sei seine Stärke, "die Dinge schnell zum Besseren zu verändern".
Verbandschef Martin Glenn betonte, dass Allardyce alle drei Suchkriterien erfüllt habe. Er verfüge über einen starken Charakter ebenso wie über großes taktisches Verständnis und Inspirationskraft. Ob der neue Mann auch überzeugen kann? Von der Premier League wünschte er sich die Einführung einer Winterpause. Wenn die käme, würde Allardyce vielleicht sogar noch einmal das Tanzbein schwingen.
Sam Allardyce im Steckbrief