"Roque ist 30 Millionen wert!" So jubelte Uli Hoeneß, damals Manager des FC Bayern München, 2002, als man ihn auf sein paraguayisches Sturmjuwel Roque Santa Cruz ansprach. Fünf Jahre später wechselte der Offensivspieler zu den Blackburn Rovers, demotiviert durch sein Reservistendasein beim deutschen Rekordmeister und von Verletzungen geplagt. Das Ganze für wohlgemerkt nur fünf Millionen Euro. Auch danach war der mittlerweile 29-Jährige nicht von Höhen und Tiefen in seiner Karriere gefeit.
In den Fokus des europäischen Fußballgeschäfts gespielt hatte sich Roque Santa Cruz bei der U-20-Weltmeisterschaft 1999 in Nigeria, wo auch der FC Bayern München auf ihn aufmerksam wurde. Im Mai wechselte das damals 17-jährige Talent für fünf Millionen Dollar an die Isar und wurde mit Lobeshymnen empfangen: "Er ist in fünf Jahren wahrscheinlich der Beste, den wir weltweit haben", sagte Hoeneß damals.
Der Stein aber kam zunächst nicht so ins Rollen, wie man es sich in München erhofft hatte. In 48 Pflichtspielen für den FC Bayern spielte er nur sechsmal durch. Der Start war schwer, denn nicht nur mit der Eingewöhnung hatte der Teenager Schwierigkeiten. "Ich habe mich oft einsam gefühlt", sagte er später. Auch zahlreiche Verletzungen stoppten den Stürmer und immer wieder musste er pausieren.
Auf einmal Stammspieler beim FC Bayern
Dann allerdings, 2002, wurde plötzlich alles besser. Die Familie kam öfter zu Besuch, Santa Cruz übernahm die Villa von Ex-Bayern-Spieler Paolo Sergio und auch sportlich ging es nur bergauf.
Mit Paraguay nahm der 1,89-m-Hüne bei der Weltmeisterschaft teil, und trotz vieler Einwechslungen traf er in 13 Pflichtspielen für den FCB siebenmal. Auf einmal strotzte der von den weiblichen Fußballfans umschwärmte Stürmer vor Selbstvertrauen und steckte sich hohe Ziele: "Ich will 15 Tore in der Bundesliga schießen!"
Auch sein Vertrag wurde bis 2006 verlängert und die Kritiker waren plötzlich verstummt. "Roque ist jetzt Stammspieler bei uns", sagte der damalige Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld im Winter.
Immer wieder Verletzungen
Und Roque selbst? Der zog sich gleich Mitte Januar einen Innenbandriss zu, drei Monate später stoppte ihn das gleiche Band erneut. Immer weiter stürzte der Stürmer nun wieder in die Tiefen des Verletzungsstrudels, im Herbst des Folgejahres fiel er wegen eines Meniskusschadens und Knieproblemen aus, 2005 erreichte er mit einem Kreuz- und Innenbandriss im Knie den bisherigen Tiefpunkt seiner Karriere.
Erneut kämpfte er sich zurück, erneut nahm er mit Paraguay an der Weltmeisterschaft teil. An seine beste Zeit konnte Santa Cruz allerdings nicht mehr anknüpfen. Meist saß er bei den Münchnern nur noch auf der Bank und die Vereinsbosse wollten ihn loswerden. Auch für ihn selbst war klar: "Egal was passiert, wer kommt oder nicht. Ich muss gehen."
Nach acht insgesamt frustrierenden Jahren, folgte 2007 der Wechsel zum englischen Erstligisten Blackburn Rovers.
In Blackburn folgt die erfolgreichste Zeit
Bereits in seinem ersten Spiel für die Rovers erzielte er einen Treffer, viele weitere sollten folgen. "Roque ist ein absoluter Volltreffer", sagte Trainer Mark Hughes im Winter über seinen besten Torschützen. "Er zeigt hier, was wirklich in ihm steckt. Roque spielt intelligent, ist ein Mannschaftsspieler und übernimmt zudem Führungsaufgaben. Er gehört zu den besten Stürmern der Liga."
Auch Santa Cruz fühlte sich in Englands Arbeiterstadt pudelwohl: "Ich bin hier ein ganz anderer Mensch. Hier habe ich erstmals das Gefühl, gebraucht zu werden. Ich habe das volle Vertrauen des Trainers, in München war das ganz anders. Da habe ich nie eine echte Chance bekommen", sagte er damals rückblickend über seine Zeit beim deutschen Vorzeigeklub.
Bei seinem neuen Verein kam plötzlich seine wahre Klasse zum Vorschein und er spielte eine überragende Saison. Mit 19 Treffern wurde der Südamerikaner viertbester Torschütze der Premier League und verpasste nur ein einziges Ligaspiel.
Ziehvater Mark Hughes
Seine zweite Spielzeit bei den Rovers war allerdings nicht mehr so gut wie die erste, und er kam in 20 Ligaspielen nur auf vier Tore. Im März 2009 verletzte sich der Angreifer erneut am Knie. Dennoch holte Mark Hughes, der ein Jahr zuvor den Trainerposten bei Manchester City übernommen hatte, seinen Lieblingsspieler zur Saison 2009/2010 in den Kader der Citizens.
Stolze 21 Millionen Euro ließ man sich Santa Cruz kosten, der am zweiten Spieltag gegen Everton sein Debüt im blauen Dress gab. Als hätte es das Schicksal nicht anders gewollt, ging es nach seinem erfolgreichen Karrieresprung zum millionenschweren Klub aus Manchester allerdings wieder bergab. Von 27 Pflichtspielen bestritt Santa Cruz nur zwei über die kompletten 90 Minuten und erzielte dabei nur vier Tore. Auch mehrere kleinere Verletzungen verhinderten seinen Durchbruch.
Viele Vereine an Santa Cruz interessiert
Nun, zu Beginn der Saison 2010/2011, scheint Santa Cruz bei ManCity auf dem Abstellgleis zu stehen. "Wir werden sehen, wie es läuft. Wie in den vergangenen Saisons haben wir auch jetzt wieder einen hochkarätig besetzten Kader, gerade in der Offensive. Ich muss also meine Chance nutzen, wenn ich denn eine erhalte. Tore sind für mich das beste Argument, regelmäßig zu spielen", erläutert er seine Chancen relativ nüchtern.
Mit zahlreichen Klubs wurde er während der Transferperiode in Verbindung gebracht. Mit Lazio Rom schien Santa Cruz fast einig, kurz vor Ende der Wechselfrist zerschlug sich ein Engagement bei den Italienern allerdings. Zumindest bis zum Winter muss er sich nun bei den Citizens durchbeißen. Aber wer weiß, vielleicht erlebt Santa Cruz bis dahin ja wieder mal ein Hoch.
Manchester City im Steckbrief