Geheimnis gelüftet, Rätsel gelöst? Ganz genau weiß man es auch weiterhin nicht. Viktor Gyökeres hat in seiner ersten Saison für Sporting in Lissabon sehr häufig gejubelt, 43-mal in 50 Pflichtspielen (dazu 15 Vorlagen). Doch was es mit seiner Geste beim Jubeln auf sich hat, wollte der Schwede mit ungarischen Wurzeln lange Zeit partout nicht verraten.
"Ich sag's nach der Saison, wenn wir Meister werden", bekannte er gegen Ende der Spielzeit, die Sporting mit zehn Punkten Vorsprung tatsächlich den Titel bescherte. Mit 29 Buden wurde der 26-Jährige natürlich Torschützenkönig, der Zweitplatzierte traf achtmal weniger.
Am 24. Juni, also eigentlich lange nach der Meisterfeier, postete Gyökeres schließlich ein Highlight-Video der Saison auf Instagram. Daneben stand: "Nobody cared until I put on the mask." Dieses Zitat (zu deutsch: "Niemanden interessierte, wer ich war, bis ich die Maske aufsetzte.") stammt aus dem Mund von Bane, einem Bösewicht aus der Verfilmung "The Dark Knight Rises" von 2012, die auf den Batman-Comics basiert.
Anschließend bestätigt hat der Stürmer, der einst auf Leihbasis für den FC St. Pauli auflief, nicht, dass diese Interpretation tatsächlich korrekt ist. Für Sportings Fans war dies im Sommer ohnehin nur die zweitwichtigste Frage in Sachen Gyökeres.
Viktor Gyökeres hat bei Sporting eine Ausstiegsklausel über 100 Millionen Euro
Bedeutsamer war für sie und freilich auch den Klub, wie lange er seine Hände noch vor sein Gesicht hält, nachdem er für Sporting ins Tor traf. Der mit einer Ablösesumme von 24 Millionen Euro teuerste Einkauf in der langen Geschichte des portugiesischen Hauptstadtklubs, der zudem seinem abgebenden Verein Coventry City eine Rekordeinnahme bescherte, stand nämlich bei sehr vielen Vereinen im Fokus.
Kein Wunder bei dieser wundersamen Torausbeute, die Gyökeres gleich in seiner ersten Saison völlig überraschend auflegte. Chelsea, Tottenham, Liverpool, Paris Saint-Germain, AC Mailand und vor allem dem FC Arsenal wurde ein großes Interesse an Gyökeres nachgesagt.
Doch Sporting hatte schlau verhandelt und auch das nötige Quäntchen Glück, dass der Angreifer derart einschlug. In seinem bis 2028 datierten Vertrag ist eine Ausstiegsklausel über 100 Millionen Euro enthalten und Sportings Verantwortliche werden nicht müde zu betonen, dass man auch genau diesen Betrag sehen möchte, sollte man Gyökeres abgeben.
Viktor Gyökeres' Zukunft war eng mit Trainer Rúben Amorim verbunden
"Viktor ist ein großartiger Spieler und ich glaube, er ist 100 Millionen Euro wert. Daher ist das der Preis: Jeder, der ihn verpflichten möchte, muss 100 Millionen zahlen", sagte Gyökeres' Trainer und Förderer Rúben Amorim. Präsident Frederico Varandas machte klar: "Ich habe gesehen, dass in meinen Augen schwächere Spieler für über 100 Millionen gewechselt sind."
Neben dem riesigen Paket, das zu stemmen gewesen wäre, um Gyökeres zu verpflichten, war auch die Personalie Amorim ein integraler Bestandteil für einen möglichen Transfer. Gyökeres' Berater Hasan Cetinkaya sagte in der portugiesischen Zeitung Record: "Ich habe Viktor nur wegen Amorim zu Sporting geholt. Ich kannte seine Philosophie und wusste, wie er Viktor auf das nächste Level bringen kann. Die Zukunft hängt auch stark davon ab, was mit Amorim passiert."
Der 39-jährige Coach, seit März 2020 im Amt und nach 221 Pflichtspielen an der Seitenlinie mit einem Punkteschnitt von 2,26 unterwegs, gehörte zu den Kandidaten auf die Nachfolge von Jürgen Klopp in Liverpool. Auch andere Vereine baggerten an Amorim, doch wie bei Gyökeres waren alle Versuche vergebens.
Viktor Gyökeres: "Es ist kein Problem für mich, zu bleiben"
"Der Verbleib von Viktor ist vielleicht wichtiger als die Tatsache, dass wir für seine Ablöse zwei Stürmer hätten holen können", sagte Amorim. "Er ist nicht nur für die Sporting-Fans ein Idol, sondern für alle. Sogar sein Torjubel wird von allen kopiert. Er ist sehr freundlich, die Leute lieben ihn. Selbst wenn er drei Elfmeter verschießen würde, würden sie seinen Namen schreien."
Auch Gyökeres, der zwischenzeitlich mit den üblichen Phrasen - man werde sehen, was passiert und dergleichen - nicht gerade für Zuversicht bei Sportings Anhängern sorgte, betonte schließlich: "Ich bin sehr glücklich bei Sporting. Es ist kein Problem für mich, zu bleiben."
Noch erstaunlicher als die Tatsache, dass es kein Klub schaffte, diesen aufstrebenden Spieler mit brachialer Torquote vom Verkäuferklub Sporting loszueisen, ist, dass es für Gyökeres auch kein Problem ist, die brachiale Torquote noch brachialer zu gestalten. Was der 22-malige Nationalspieler (zehn Tore) nämlich seit Saisonbeginn abzieht, ist europaweit einzigartig.
Viktor Gyökeres in der Saison 2024/25: Noch kein Spiel ohne Scorerpunkt
"Europas nächster Elitestürmer", wie ihn der englische Guardian bezeichnete, wird aktuell lediglich von Erling Haaland überboten. Der ManCity-Stürmer schoss in fünf Spielen und 450 Minuten bislang zehn Tore, Gyökeres benötigte dafür ein Spiel und 90 Minuten mehr.
In mittlerweile zehn Pflichtspielen in dieser Saison für Klub und Land schoss Gyökeres schon 14 Tore, fünf weitere legte er auf. Er war in all diesen Partien an mindestens einem Tor beteiligt und traf nur bei der Pleite im Supercup gegen Porto (3:4 n.V.) nicht. Seitdem gewann Gyökeres jedes Spiel, bei dem er das Feld betrat. Für Sporting steht er aktuell bei einem Schnitt von 1,75 Scorerpunkten pro 90 Minuten.
Imposanter werden die Zahlen, wenn man auf Gyökeres' gesamte Zeit bei Sporting seit Sommer 2023 blickt und sie den Werten von Top-Stürmern wie Harry Kane, Kylian Mbappé und Haaland gegenüberstellt. Hier reicht nur Kane an den gebürtigen Stockholmer heran: Wie Gyökeres traf der Bayern-Angreifer seitdem 54-mal (17 Vorlagen), benötige dafür aber mit 51 sieben Partien weniger als er. Mbappé netzte seither 50-mal in 56 Spielen, Haaland steht bei 48 Toren in 52 Begegnungen. "Ich bin in sehr guter, aber nicht in perfekter Form. Ich kann noch besser werden. Es stimmt aber, dass ich mich gut fühle", sagte Gyökeres kürzlich recht lapidar.
Viktor Gyökeres: Das sind seine Stärken als Stürmer
Der 1,87 Meter große Stürmer bringt einen seltenen Mix mit, weil er wuchtig und wendig zugleich ist. Ein breiter Körperbau verhilft ihm zur nötigen Physis, um Bälle unter Druck zu verarbeiten und festzumachen. Hinzu kommen ein starker Antritt, schnelle wie kurze Drehungen und gute Dribblings. Gyökeres verharrt in Sportings 3-4-3-System zudem nicht nur im Zentrum, sondern weicht auch gerne auf die Flügel aus, um dort isolierte Situationen zu suchen.
Da sein irrer Lauf nicht aufzuhören scheint und er es in der laufenden Spielzeit gar nicht mehr ohne Scorerpunkt macht, hat die Gerüchteküche natürlich längst wieder zu brodeln begonnen. Ein möglicher Wintertransfer steht nun im Fokus der Spekulationen, doch am Preis wird sich nichts ändern.
"Ja, die Ausstiegsklausel in meinem Vertrag ist hoch", sagte Gyökeres. "Ich habe keine Probleme, noch eine weitere Saison hier zu bleiben. Ich habe einen Wert, aber das ist alles im Moment. Wir werden es sehen, wann etwas passiert."
Viktor Gyökeres: Seine Leistungsdaten als Profi
Verein | Zeitraum | Pflichtspiele | Tore | Vorlagen |
IF Brommapojkarna | 2015-2018 | 67 | 25 | 9 |
Brighton & Hove Albion | 2018-2021 | 8 | 1 | 1 |
FC St. Pauli (Leihe) | 2019-2020 | 28 | 7 | 4 |
Swansea City (Leihe) | 2020-2021 | 12 | 1 | - |
Coventry City | 2021-2023 | 116 | 43 | 17 |
Sporting | seit 2023 | 58 | 54 | 18 |