Sie haben im November 2020 drei Länderspiele für Marokko absolviert, wurden seitdem aber nicht mehr berufen. Sehen Sie noch Chancen auf einen Platz im WM-Kader?
Boujellab: Auf jeden Fall. Ich stehe in Kontakt mit dem marokkanischen Verband. Sie verfolgen meinen Werdegang genau.
Sie wurden in Deutschland geboren, spielen aber für das Land Ihrer Vorfahren. Warum?
Boujellab: Eigentlich wollte ich für Deutschland spielen. Der DFB hat mich immer wieder zu Stützpunkttrainings eingeladen, aber nie für Nationalmannschaften nominiert. Marokko hat sich sehr um mich bemüht, also habe ich die Chance ergriffen. Für meine Familie war das eine riesige Freude.
Wie eng ist Ihr Bezug zu Marokko?
Boujellab: Ich habe dort viele Verwandte, die ich oft besuche. Alle sind fußballverrückt und Fans von RS Berkane. Meinem Vater reicht das aber nicht: Ich kenne niemanden, der mehr Fußballspiele anschaut. Er verfolgt jede Liga. Als er erfahren hat, dass ich nach Helsinki wechsle, hat er mir gleich gesagt, was in der finnischen Liga so abgeht. (lacht)
Sie haben in der marokkanischen Nationalmannschaft mit Noussair Mazraoui zusammengespielt. Wie haben Sie den Neuzugang des FC Bayern München erlebt?
Boujellab: Mazraoui ist ein super Typ: sehr nett, sehr familienbezogen, sehr offen, für jeden Spaß zu haben. Ich spiele gerne mit ihm zusammen und fühle mich an seiner Seite sehr wohl.
Ebenfalls dabei war bei Ihren Einsätzen Achraf Hakimi. Mit ihm haben Sie eine FIFA-Vorgeschichte ...
Boujellab: Ja, während des ersten Lockdowns haben wir bei der FIFA Bundesliga Home Challenge gegeneinander gespielt. Jeder Klub musste einen Profi nominieren: Ich habe für Schalke gespielt, er für Dortmund - und ich habe das Derby gewonnen. Als wir uns danach bei der Nationalmannschaft trafen, haben wir uns kaputtgelacht.
Wer ist der beste FIFA-Spieler unter den Bundesliga-Profis?
Boujellab: Ich wüsste keinen, der besser ist als ich - zumindest von denen, die während meiner Zeit in der Bundesliga schon da waren. (lacht)
Woher rührt Ihre FIFA-Leidenschaft?
Boujellab: Als Kind hatte ich nur Fußball im Kopf. Wenn ich abends nicht mehr trainieren konnte, habe ich mit meinen FIFA-verrückten Cousins eben FIFA gespielt. Ich wollte lieber zocken, als planlos eine Serie gucken. Ich bin so gut geworden, weil ich so früh angefangen habe. Mittlerweile habe ich aber etwas nachgelassen. Aktuell spiele ich nur sehr selten, weil es einmal negativ auf mich zurückgefallen ist.
Sie meinen die Kritik vom damaligen Schalker Sportvorstand Jochen Schneider, der Sie während der Abstiegssaison für übermäßigen FIFA-Konsum öffentlich gerügt hat?
Boujellab: Viele Fußballer zocken regelmäßig FIFA. Nur weil ich meine Spiele auch gestreamt habe und gleichzeitig besser als die anderen war, hieß es, dass ich mehr Zeit investiere. So war es aber nicht. Ich konnte die Kritik in der schwierigen sportlichen Situation trotzdem nachvollziehen und habe sofort damit aufgehört. Ich will niemals etwas machen, was Schalke oder mir selbst schadet. Nicht verstanden habe ich aber, dass er seine Kritik so drastisch in der Öffentlichkeit formuliert hat. Ich hatte schon damit aufgehört, als er mir das zuvor in einem persönlichen Gespräch gesagt hat.
Hat Sie FIFA irgendwann abgelenkt?
Boujellab: Nein, auf keinen Fall. Für mich ist das eher ein Ausgleich.
Fehlt Ihnen das regelmäßige FIFA-Spielen?
Boujellab: Nein, ich bin ja nicht süchtig. Wenn ich mal nichts zu tun habe, schmeiße ich die Konsole immer noch hin und wieder an und genieße es.