Rummenigge unterstützt eine zumindest teilweise Abschaffung der 50+1-Regel in der Bundesliga, die derzeit Investoren verbietet, die Mehrheit an den Klubs zu übernehmen. "Ich persönlich bin dafür, dass jeder Verein selbst entscheidet, ob er die Tür für fremdes Kapital aufmacht", sagte der Mann aus Lippstadt beim Football Summit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Die Regel, die nur in streng geregelten Ausnahmefällen umgangen werden kann, sei "ein Luxus, und die Frage ist, wie lange wir das noch aufrechterhalten können", sagte Rummenigge: "Wir sind die letzte der Top-5-Ligen, die sich diesen Luxus noch leistet."
Investoren könnten die Wettbewerbsfähigkeit der Liga erhöhen. Zudem "haben wir einen Wettbewerb, den ich nicht nur national, sondern auch global sehe", sagte Rummenigge.
Zwar sehe der Vorstandsvorsitzende des deutschen Rekordmeisters derzeit keine Krise, die eine Abschaffung der 50+1-Regel zwingend nötig machen würde: "Aber ich schließe nicht aus, dass wir irgendwann etwas tun müssen für den globalen Wettbewerb."
Rummenigge: FFP muss modernisiert werden
Außerdem sprach Rummenigge über das Financial Fair Play, das angepasst und modernisiert werden müsse: "Wir müssen die Dinge überdenken und zusammen mit der Europäischen Fußball-Union angehen."
Das FFP war eingeführt worden, um zu kontrollieren, dass die europäischen Klubs grundsätzlich nicht mehr ausgeben als einnehmen. "Wir wussten von Anfang an, dass es vielleicht kein Holzschwert, aber auch kein scharfes Schwert ist", sagte Rummenigge, der sich für "ein bisschen mehr Rationalität und Kontrolle" aussprach.
In der vergangenen Transferperiode waren die Ablösesummen schier explodiert. Paris St. Germain überwies 222 Millionen für den Brasilianer Neymar an den FC Barcelona. "Wir müssen vorsichtig sein was das Verständnis der Öffentlichkeit und unserer Fans angeht", sagte Rummenigge: "Ein Sprichwort heißt 'Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht.' Wir müssen aufpassen, dass er nicht bricht."
Rummenigge setzt auf UEFA-Boss
Der Bayern-Boss sei aber überzeugt, dass UEFA-Präsident Aleksander Ceferin "klar und konsequent" gegen den neuen Trend vorgehen werde. "Ich glaube nicht, dass er sich da zurückpfeifen oder beeinflussen lässt. Er wird auch den unbequemen Weg gehen."
Auch neue Gesetze auf EU-Ebene könnten helfen. "Ich glaube, es ist ein guter Zeitpunkt, mit den Damen und Herren in Brüssel (am Europäischen Gerichtshof, d. Red.) zu diskutieren", sagte Rummenigge. Die Bereitschaft bei den europäischen Wettbewerbshütern, die Geschäfte im Fußball zu regulieren, sei "größer geworden".
Die Neymar-Ablöse werde "über Jahre" die Höchstsumme bleiben, sagte der 61-Jährige: "Weil ich nur zwei Klubs sehe, die in dieser Größenordnung handeln können." Gemeint waren Paris und Manchester City, die beide regierungsnahen Investoren aus dem Nahen Osten gehören.
Rettig warnt vor externen Geldgebern
Andreas Rettig, Geschäftsführer des Zweitligisten FC St. Pauli, warnte vor der Öffnung der Klubs für externe Geldgeber. "Dann werden nicht nur die guten Leute wie Herr Kind (Martin Kind, Präsident Hannover 96) auf die Idee kommen, sich einzukaufen", sagte das frühere Mitglied der Geschäftsführung der Deutschen Fußball Liga (DFL): "Da kann man nicht mehr zwischen guten und schlechten Investoren differenzieren."
Zudem würde die Kluft zwischen der ersten und zweiten Liga immer größer werden, weil nur die Bundesligisten attraktiv für Geldgeber seien. "Absteigen müssen trotzdem mindestens zwei", sagte Rettig.