Das FIFA-Chaos im Zeitraffer

SID
Auf die FIFA kommen schwere Zeiten zu
© getty

Die Fußball-Welt bebt. Mitten im gewaltigsten Korruptionsskandal tritt FIFA-Präsident Joseph S. Blatter (79) überraschend zurück. Die unglaubliche Woche des FIFA-Bebens im Zeitraffer:

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27. Mai 2015, 6 Uhr: Das FIFA-Beben beginnt im Morgengrauen. Kurz vor dem FIFA-Kongress in Zürich nimmt die Kantonspolizei Zürich sieben hochrangige Funktionäre des Fußball-Weltverbands fest. Die Polizeiaktion im noblen Fünf-Sterne-Hotel "Baur au Lac" gleicht einem Hollywood-Film. Der Auftrag zu den Verhaftungen stammt aus den USA.

27. Mai 2015, 11 Uhr: Auch die FIFA-Zentrale wird durchsucht. In einer weiteren, unabhängigen Justizaktion fordert die Schweizer Bundesanwaltschaft die Aushändigung mehrerer Dokumente. Der Grund: "Verdacht auf Geldwäscherei und Schmiergeldzahlungen bei den WM-Vergaben an Russland (2018) und Katar (2022)".

27. Mai 2015, 11.30 Uhr: FIFA-Pressechef Walter De Gregorio gibt eine seltsame Pressekonferenz. Das sei "ein guter Tag für die FIFA", erklärt er. Der Kongress werde wie geplant stattfinden - inklusive Präsidentschafts-Wahl.

Alles zum Rücktritt Blatters

27. Mai 2015, 18 Uhr: Pressekonferenz in den USA: Justizministerin Loretta Lynch kritisiert die festgenommenen Funktionäre scharf. Oberstaatsanwalt Kelly Currie kündigt weitere Erschütterungen im FIFA-Kosmos an: "Das ist erst der Anfang, nicht das Ende."

27. Mai 2015, 19 Uhr: Der Skandal erreicht die höchste politische Ebene. Das russische Außenministerium fordert die USA auf, den "illegalen Gebrauch der US-Rechtsprechung" zu unterlassen. Staatspräsident Wladimir Putin wird später erklären: "Das ist ganz klar ein Versuch, die Wiederwahl von Joseph Blatter als FIFA-Präsident zu verhindern."

27. Mai 2015, 19.30 Uhr: Nach einer außerordentlichen Sitzung des Exekutivkomitees in Warschau fordert die Europäische Fußball-Union (UEFA) die Verschiebung der Wahl und droht mit Boykott - keine Reaktion bei der FIFA.

27. Mai 2015, 20 Uhr: Blatter äußert sich erstmals selbst zu den Entwicklungen. Die FIFA begrüße die Untersuchungen der Schweizer und US-Behörden, erklärt er und spricht vom "Fehlverhalten Einzelner".

28. Mai 2015, Vormittag: UEFA-Präsident Michel Platini fordert Blatter in einem persönlichen Gespräch zum Rücktritt auf. "Genug ist genug, Sepp", sagt Platini. Der winkt ab.

28. Mai 2015, 14 Uhr: Die UEFA verzichtet auf einen Wahl-Boykott. Man werde aber "für den Wechsel an der FIFA-Spitze kämpfen", sagt DFB-Präsident Wolfgang Niersbach als Mitglied des Exekutivkomitees. Der UEFA-Aufstand ist vorbei ehe er richtig angefangen hat.

28. Mai 2015, 17 Uhr: Blatter eröffnet den Kongress. Die Verantwortung für die Korruptionsskandale lehnt er ab. Man könne "nicht jeden überwachen", meint er lapidar.

29. Mai 2015, 13 Uhr: Eine Bombendrohung sorgt für eine Unterbrechung beim Kongress in Zürich. Die Halle wird geräumt, die Wahl verzögert sich.

29. Mai 2015, 19 Uhr: Ein kleiner Dämpfer für den Amtsinhaber. Blatter verpasst im ersten Wahlgang die nötige Zweidrittel-Mehrheit. Kurz darauf zieht der einzige Herausforderer Prinz Ali bin Al Hussein (39/Jordanien) aber zurück. Blatter ist wiedergewählt und kokettiert mit einer Reduzierung der europäischen Startplätze bei der WM.

29. Mai 2015, Abend: Das Imperium schlägt zurück. Blatter holt zum Gegenschlag aus und kritisiert im schweizerischen Fernsehen das FBI und Platini. Die deutliche Ansage: "Ich verzeihe jedem, aber ich vergesse nicht."

Die Stimmen zum Blatter-Rücktritt

30. Mai 2015, 11.30 Uhr: Die UEFA atmet auf. Das neu zusammengestellte Exekutivkomitee mit DFB-Präsident Niersbach beschließt: Europa erhält auch bei den Weltmeisterschaften 2018 und 2022 13 Startplätze. In drei Jahren starten mit dem Gastgeber sogar 14 UEFA-Teams.

2. Juni 2015, 7 Uhr: Der nächste Brandherd tut sich auf. FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke soll dem mittlerweile geschassten Vizepräsidenten Jack Warner zehn Millionen Dollar Schmiergeld von einem FIFA-Konto überwiesen haben. Die FIFA dementiert umgehend.

2. Juni 2015, 18.45 Uhr: Die Bombe platzt. In einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz gibt Blatter seinen Rücktritt bekannt. Er wolle "nur das Beste für die FIFA und den Fußball", sagt er. Die Neuwahlen werden voraussichtlich zwischen Dezember 2015 und März 2016 abgehalten. Bis dahin bleibt der Schweizer im Amt. (SID)

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