Entgegen aller Wahlversprechen des wiedergewählten FIFA-Bosses an die anderen Konföderationen behält die UEFA ihren Status quo: Auch bei den Weltmeisterschaften 2018 und 2022 stellt Europa 13 feste Starter, in drei Jahren mit Gastgeber Russland sogar einen mehr.
"Das war wichtig, wurde aber überhaupt nicht kontrovers diskutiert", sagte Niersbach nach seiner ersten Sitzung im FIFA-Exekutivkomitee: "Es gab keine Kampfabstimmung." Für die Endrunde 2026, deren Ausrichter 2017 bestimmt wird, sei dann eine Erhöhung auf 40 Teilnehmer möglich.
Vom offensichtlichen Bruch der UEFA mit der FIFA wollte der 64-Jährige nichts mehr wissen. "Es steht fest, dass die UEFA mehrheitlich den Wechsel wollte", sagte Niersbach: "Aber letztlich ist es ein demokratischer Prozess, den man respektieren muss. Es gibt jetzt keinen Abbruch der Kooperation."
Blatter (79) hatte am Freitag mit 133:73 über den aus Europa unterstützten Herausforderer Prinz Ali bin Al Hussein (39/Jordanien) triumphiert. Vorausgegangen waren klare Forderungen nach Blatters Rücktritt.
"Ich vergessen nicht"
"Ich verzeihe jedem, aber ich vergesse nicht", sagte der seit 17 Jahren amtierende FIFA-Chef: "Mich haben 133 Nationalverbände gewählt, aber ich bin auch der Präsident von denen, die mich nicht gewählt haben." Im Schweizer Fernsehen hatte er sogar von "Hass" gegen sich gesprochen.
Der, den Blatter vor allen anderen damit meinte, sitzt im Exekutivkomitee aber mit ihm an einem Tisch: UEFA-Präsident Michel Platini pflegt nach langen Jahren der Verbundenheit seit Monaten eine Privat-Fehde gegen den 79-Jährigen. Immer wieder setzt der Franzose Spitzen in Richtung FIFA - gegen Blatter anzutreten, hatte er sich aber nicht getraut. Die Palastrevolution mit Prinz Ali als Gegenkandidat war spätestens am Freitag gescheitert.
"Ein UEFA-Vertreter", sagte Blatter, habe während der Exko-Sitzung gesprochen. "Er sagte: wir müssen uns zusammenraufen, die UEFA gehört zur FIFA", berichtete der Schweizer: "Die UEFA braucht die FIFA - und die FIFA braucht die UEFA." Blatter selbst sagte: "Ganz sicher bin ich erleichtert, weil ich zum einen wiedergewählt wurde und mir zum anderen die gute Stimmung im Exekutivkomitee Gewähr gibt, dass ich nicht alleine bin. Die Gegner, die verloren haben, können es morgen wieder versuchen." Es gehe ja schließlich um Sport.
Die Pressestimmen zur Präsidentenwahl im Überblick
Europa nicht vereint
Den einen Gegner scheint es aber nicht zu geben. Laut der L'Équipe hat selbst der französische Verbandspräsident Noël Le Graët für Blatter gestimmt - und sich damit dem erklärten Wunsch seines Landsmanns Platini widersetzt. Der einzige Europäer, der Platinis anderem Vorschlag, das FIFA-Exko zu boykottieren, folgte, war am Samstag der Brite David Gill. Niersbach hatte das schon im Vorfeld als wenig hilfreich abgelehnt.
Das war mit Blick auf die internationalen Medien aber auch die Wiederwahl Blatters nicht. Nach dem Skandal - es wurden hohe Funktionäre festgenommen, die US- und Schweizer Behörden ermitteln wegen Korruption und Geldwäsche - titelte der Corriere dello Sport: "FIFA - die letzte Schande! Er hat auch dem gewaltsamsten Tsunami Stand gehalten." In Frankreich schrieb Le Monde: "Der Fußball hat verloren." Für die niederländische Zeitung De Volkskrant war der Schweizer "Der Unbesiegbare - der europäische Albtraum wird Wahrheit".
Blatter-Freund Wladimir Putin sieht das gut drei Jahre vor der WM-Endrunde im eigenen Land ganz anders. Der russische Staatspräsident "ist sich sicher, dass Blatters Erfahrung, Professionalität und hohes Maß an Autorität es ihm erlauben werden, die weltweite Reichweite und Beliebtheit des Fußballs weiter zu vergrößern", zitierten russische Nachrichtenagenturen Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.