Bei der Tragödie von Port Said waren inmitten der politischen Umwälzungen im Land der Pharaonen bei der Begegnung zwischen Al-Masry und Al-Ahly 74 Menschen bei einer Stadion-Panik zu Tode getrampelt, erstochen oder erschlagen worden. Polizeikräfte schritten damals kaum ein und wurden danach beschuldigt, Al-Ahlys Anhänger wegen ihrer bedeutenden Rolle beim Sturz des früheren Staatspräsident Hosni Mubarak in einer Art Racheakt geradezu geopfert zu haben.
Der nun abgeschlossene Prozess in Kairo war das zweite Verfahren wegen der größten Katastrophe im ägyptischen Sport. Im Vorjahr hatte ein Berufungsgericht 21 erstinstanzliche Todesurteile aufgehoben und außerdem angeordnet, das gesamte Verfahren noch einmal neu aufzurollen.
Weiterer Prozess
Nach dem juristischen Schlussstrich unter die tödlichen Ereignisse in Port Said wartet die ägyptische Öffentlichkeit nunmehr auf die Aufarbeitung der Stadiontragödie zu Jahresbeginn in Kairo. In der Metropole waren Anfang Februar bei gewalttätigen Ausschreitungen am Rande des Premier-League-Spiel zwischen Zamalek Kairo und dem Lokalrivalen ENPPI im Stadion der Luftwaffe 19 Menschen ums Leben gekommen.
Nach bisherigen Ermittlungen geht die Staatsanwaltschaft von einem terroristischen Hintergrund der Krawalle zur Destabilisierung der innenpolitischen Lage aus und plant eine Anklage gegen 16 Zamalek-Fans wegen Mitgliedschaft in der als terroristisch eingestuften Muslim-Bruderschaft. Weitere Anschuldigungen lauten auf Mord, Vandalismus, Besitz von Sprengstoff und Widerstand gegen die Staatsgewalt. Im Gegensatz dazu müssen sich bislang noch keine Polizeibeamte wegen der Schüsse, die in Kairo zur verhängnisvollen Panik und zu Todesopfern führten, vor Gericht verantworten.