Torlinien-Technik: Drin oder nicht drin? In der Vergangenheit erschütterten so einige Phantom-Treffer den Fußball. Das bekannteste beim WM-Finale 1966. Die Geburtsstunde des Wembley-Tores. Erst Mitte der 1990er gaben neueste Studien Aufschluss: England wurde der Titel "geschenkt". Der Ball überquerte nie die Linie, mit freiem Auge kaum zu erkennen. Nun gibt es eine Lösung für die Mutter aller Streitfragen: Die FIFA erkannte die Zeichen der Zeit, konnte sich im Sommer endlich zur Einführung der Torlinien-Technologie durchringen.
In Japan wird nun der Ernstfall geprobt. "Das ist eine Art Revolution", sagte Generalsekretär Jerome Valcke: "Die Tests sind abgeschlossen und waren erfolgreich." Zwei Systeme - das im Tennis genutzte Hawk Eye als auch die magnetfeldbasierte GoalRef-Technik - stehen auf dem Prüfstand. Kamera oder Chip? Die Erkenntnisse möchte man bei einem Workshop im März analysieren und dann eine Entscheidung fällen. Einziger Haken: Strittige Szene waren bislang Fehlanzeige. Ob sich die Hoffnungen darauf noch erfüllen?
Was bisher geschah: Dass die Klub-WM nur spärliche Beachtung in Europa erhält, ist mitunter dem Modus geschuldet. Der FC Chelsea, Titelträger der Champions League, und sein südamerikanisches Pendant Corinthians Sao Paolo steigen erst im Halbfinale ein. Zwei Erfolge würden demnach zur Kür reichen. In einer "Vorausscheidung" spielten Sanfrecce Hiroshima und Auckland City FC, Ozeaniens Vertreter, das K.o.-Runden-Ticket. Mit dem besseren Ende für den japanischen Meister (1:0). Anschließend war Al Ahly Kairo aber eine zu große Hürde.
Fun Fact: Die gesetzten Ägypter hatten ihren achten Auftritt bei der Klub-WM - Rekord. CONCACAF-Champ Monterrey behielt zum Auftakt gegen Ulsan Hyundai aus Südkorea mit 3:1 die Oberhand. Die Mexikaner brennen schon auf den Showdown mit Chelsea, Trainer Victor Vucetich prophezeit: "Sie verfügen über eine hervorragende Mannschaft. Wir werden jedoch kämpfen, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen, und dabei immer als Einheit auftreten." Tags zuvor, am Mittwoch, ermitteln Al Ahly und Corinthians den zweiten Finalisten.
Das sind die Stars: Petr Cech, Juan Mata, Eden Hazard, Fernando Torres, Frank Lampard - über die geballte Star-Power der Blues muss man keinerlei Worte verlieren. Deshalb beschäftigen wir uns an dieser Stelle lieber mit der "exotischen" Konkurrenz. Darunter befinden sich mit Paolo Guerrero und Monterreys Ricardo Osorio, einst beim VfB Stuttgart engagiert, zwei Bundesliga-Erprobte. Ersterer wagte 2002 den Sprung auf den alten Kontinent, reifte im Nachwuchs der Bayern zum Profi. Zuletzt lief er vier Spielzeiten für den Hamburger SV auf. Seit Juli trägt er die Neun bei Corinthians.
Ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt in Europa ist Cesar Delgado, der für Lyon 72 Einsätze in der Ligue 1 bestritt. Er ermöglichte Monterrey das Weiterkommen und konnte eine kuriose Serie fortsetzen: Bei den letzten fünf Auflagen jubelte stets ein Argentinier im Doppelpack. Hingegen nur Insidern der Szene ein Begriff dürfte Al Ahlys Mohamed Aboutrika sein. Er stach als Joker gegen Hiroshima. Mit 38 Jahren zählt er zu den Altgedienten, erlangte in seiner Heimat Ägypten längst Heldenstatus.
Rafas Ausbruch: Er ist zurück: Rafael Benitez. Letztmals saß der nunmehrige Chelsea-Betreuer im Jahre 2010 bei der Klub-WM auf der Bank. Damals triumphierte sein Team Inter Mailand. Freude wollte nicht so recht aufkommen, zu heftig stand er zuvor im Kreuzfeuer der Kritik. Nachdem Jose Mourinho die Nerazzurri noch zum Triple dirigierte, enttäuschten sie in den Folgemonaten unter Nachfolger Benitez. Der holte nach dem Endspiel-Triumph zum Rundumschlag aus.
"Ich verdiene Respekt. Ich trage die ganze Schuld und Verantwortung auf meinen Schultern, aber der Klub hatte mir drei Spieler versprochen. Gekommen ist keiner", fluchte er und forderte Massimo Moratti auf: "Entweder kauft man im Januar vier Spieler oder wir machen weiter wie bisher, mit dem Trainer als einzigen Schuldigen. Oder der Präsident spricht mit meinem Berater und wir finden eine andere Lösung." Kurz darauf die Entlassung - welch Wunder?! Beim neuen Arbeitgeber aus London wird Benitez nicht minder skeptisch beäugt. Wir dürfen gespannt sein, ob sich der Spanier wieder zu einer Wutrede hinreißen lässt...
Blues auf Fan-Akquise: In Japan grassiert das Chelsea-Fieber. Hunderte Anhänger begrüßten die Akteure standesgemäß bei deren Ankunft. Als sie erstmals einen Blick auf Lampard und Co. erhaschten, gab es kein Halten mehr. Mit Trikots bestückt, wollten sie eines der begehrten Autogramme ergattern. Und das obwohl die West-Londoner auf dem Inselstaat zumeist eine Randnotiz darstellen. Zwar erfreut sich die Premier League großer Beliebtheit, im Mittelpunkt des Interesses bleiben allerdings andere. Wie etwa Manchester United.
"In den Sportnachrichten geht es meistens um sie, weil Shinji Kagawa dort spielt", verrät Ryota Matsumoto, ein treuer Wegbegleiter. "Ich hoffe, dass sich noch viele Japaner für Chelsea begeistern können." Man befindet sich in gewisser Weise auf Fan-Akquise. Entsprechend ernst sollte Chelsea das Gastspiel nehmen. "Wir haben die Chance, eine Trophäe zu gewinnen, noch dazu eine derart prestigeträchtige", motiviert Benitez seine Kicker. Das frühe Scheitern in der "Königklasse" trug nicht unbedingt zur Popularität in Asien bei. Denn Erfolg ködert bekanntlich die meisten Fans.