Lähmendes Entsetzen in Argentinien: Weltfußballer Lionel Messi kam bei Temperaturen um den Gefrierpunkt nicht auf Touren, die Seleccíon enttäuschte zum Auftakt der Copa America beim 1:1 (0:0) gegen Bolivien auf ganzer Linie. Ausgerechnet der Schwiegersohn von Ex-Nationaltrainer Diego Maradona rettete den Rekord-Champion vor einer Blamage.
Aber selbst der erst kurz zuvor eingewechselte Sergio Agüero konnte mit seinem Ausgleichstor per Volleyschuss in der 75. Minute die Pfiffe gegen Maradona-Nachfolger Sergio Batista nicht verhindern. Der neue Chefcoach meinte anschließend lapidar: "Die Erwartung, die wir hatten, haben sich nicht erfüllt."
Tevez appeliert an Fans
England-Legionär Carlos Tevez fand da schon klarere Worte und gab zu: "Wir haben überhaupt nicht gut gespielt." Der bei den Fans beliebte "Apache" appellierte aber an seine Landsleute, "nicht jedes Mal ein 5:0" zu erwarten.
Barcelonas Superstar Messi, der trotz einer erneut mäßigen Leistung im Nationaltrikot zum Mann des Spiels ausgezeichnet wurde, erklärte: "Wir sind traurig und müssen jetzt die beiden nächsten Spiele gewinnen."
Bolivien war vor den Augen von Staatspräsident Evo Morales durch ein Glückstor kurz nach Wiederanpfiff (48.) in Führung gegangen, als Gaucho-Verteidiger Ever Banega ein harmloser Schuss von Edivaldo Rojas durch die Beine rutschte.
Der Ex-Bremer Marcelo Moreno hatte bei einem Sololauf in der 66. Minute gar die große Chance zur Vorentscheidung, brachte den Ball aber nicht an Keeper Sergio Romero vorbei.
Die Hausherren begannen die Jagd nach dem ersten großen Titel seit 1993 vor 52.000 Zuschauern im Stadion Ciudad de La Plata zwar mit einem spielerischen Übergewicht, kamen aber gegen die eng stehende Defensive des Andenteams kaum zu Chancen. Die teils einfältig wirkenden Angriffsversuche der Gauchos fanden auch im zweiten Durchgang ihre Fortsetzung.
Dabei wollten sich Messi und Co. für das 1:6-Debakel beim letzten Duell im April 2009 revanchieren. Argentiniens Medien demonstrierten nach dem Remis dann auch ihre Enttäuschung. "Das schmeckte nach gar nichts", titelte "Clarin", und "Ole" stellte gar fest: "So holen wir nicht den Pokal."
Druck auf Argentinien wächst
So wächst der Druck auf den Turnier-Gastgeber vor dem zweiten Gruppenspiel am Mittwoch in Santa Fe gegen Kolumbien. Die "Cafeteros" gewannen am Samstag durch ein Tor von Adrián Ramos von Bundesliga-Aufsteiger Hertha BSC Berlin ihr Auftaktspiel gegen Costa Rica 1:0 (1:0) und übernahmen die Tabellenführung.
Am Sonntag geht es in der Gruppe B weiter. Dabei spielt Titelverteidiger Brasilien gegen Lieblingsgegner Venezuela. Die "Vinotintos" mit den Bundesliga-Profis Juan Arango (Mönchengladbach), Tomas Rincon (Hamburg) und Yohandry Orozco (Wolfsburg) waren in den bisherigen fünf Copa-Duellen nur Sparringspartner der Selecao. In der gleichen Gruppe treffen am gleichen Tag noch Paraguay mit dem Dortmunder Lucas Barrios und Ecuador aufeinander.
Copa America: Der komplette Spielplan