Für viele ist Joseph S. Blatter der Napoleon des Weltfußballs - klein von Statur, aber mit großer Machtfülle ausgestattet.
Am heutigen Donnerstag vollendet der Präsident des Fußball-Weltverbandes FIFA sein 75. Lebensjahr.
Hinter dem Mann aus dem Wallis liegen turbulente Wochen und Monate: Korruptionsvorwürfe an zwei Mitglieder des FIFA-Exkutivkomitees, die höchst umstrittene Vergabe der Weltmeisterschaft 2022 an Katar und weltweite Presseschelte - Blatter wurde mit dem Rücken zur Wand gedrängt.
Blatter - das Stehaufmännchen
Aber Blatter wäre nicht Blatter, würde er klein beigeben. Der langjährige FIFA-Generalsekretär, der seit 1998 an der Spitze des Weltverbandes steht, plant unverdrossen im Sommer die Kandidatur für seine vierte Amtszeit.
Der Schweizer ist wie ein Stehaufmännchen, selbst den Aufstand etlicher FIFA-Vize-Präsidenten und drohende Klagen zu Anfang des Jahrtausends hat er fast unbeschadet überstanden.
Krisen, so hat es den Anschein, befeuern eher den Ehrgeiz Blatters. Und ihm gelingt es außerdem meisterhaft, getroffene Entscheidungen, die weltweit einen Sturm der Entrüstung auslösten, schönzureden.
Die Vergabe der WM 2018 an Russland und 2022 an Katar bewertete der FIFA-Boss flugs als Aufbruch zu neuen Ufern: "Wir haben der Weltmeisterschaft neue Territorien erschlossen."
Blatter nutzt die Stimmung für sich
Und als sich Blatter zunächst für eine Verlegung der WM-Endrunde 2022 in Katar vom Sommer in den Winter stark machte, damit aber im Gastgeberland keine Gegenliebe fand, machte der FIFA-Chef ganz schnell wieder einen Rückzieher. Blatters Umdenken war eine hochpolitische Angelegenheit.
Schließlich galt es, FIFA-Vize Mohamed Bin Hammam aus Katar, Chef der asiatischen Konföderation AFC, zu besänftigen. Dieser liebäugelt immer noch mit einer Kandidatur für das Präsidentenamt in diesem Jahr. UEFA-Präsident Michel Platini unterstrich erst unlängst im "kicker"-Interview, dass er zwar von einer Wiederwahl Blatters ausgehe, aber eine Gegenkandidatur des Katarers erwarte.
Meister der Überzeugungskraft
Blatter versteht es wie kaum ein Zweiter, Stimmungen und Schwingungen auszuloten und für seine Zwecke zu nutzen. Und er ist - bei aller berechtigter Kritik an seiner Person - ein Meister der Überzeugskraft.
Vor allem bei den kleinen der 208 FIFA-Mitgliedsverbände hat er ein Stein im Brett. Diese dürften ihm auch diesmal die Wiederwahl sichern.
Nicht zuletzt die glänzende finanzielle Basis der FIFA (918 Millionen Euro Rücklagen) macht es Blatter leicht, Geschenke zu verteilen. Der Schweizer gefällt sich dabei, wie der Vorstandsvorsitzende einer weltweit operierenden Aktiengesellschaft zu fungieren.
Blatter macht den Familienbetrieb zum Weltkonzern
Beim Kongress vor der WM 2010 in Johannesburg versprach er seinen "Aktionären" die Auszahlung einer "Dividende" für 2009 in Höhe von 250.000 US-Dollar für alle Mitgliedsverbände (insgesamt 52 Millionen Dollar). Die WM 2010 in Südafrika sorgte für den Vierjahreszeitraum (2007 bis 2010) für die Rekordeinnahme von drei Milliarden Euro.
Als Blatter 1975 als Direktor der Entwicklungsprogramme zur FIFA kam, war das noch ganz anders. Der einstige Student der Handels- und Volkswirtschaftswissenschaft stieg 1981 zum Generalsekretär auf. Unter seiner Mitwirkung wurde aus dem Familienbetrieb FIFA ein Weltkonzern, der Milliarden Euro generiert.
"Wir haben die Welt berührt"
Noch sei seine Arbeit nicht beendet, hat Blatter schon häufig gesagt. "Das Spiel gestalten, das ist uns gelungen, und wir werden es weiterhin tun, es ist ein endloser Prozess. Die Welt berühren, das haben wir getan, wir sind überall oder fast überall gewesen. Eine bessere Zukunft gestalten, das heißt, eine bessere Welt vorzubereiten, in dieser Hinsicht stecken wir mitten in der Arbeit", formulierte er.Die Warnung seines Vorgängers, des Brasilianers Joao Havelange ("Es ist nicht so wichtig, ganz nach oben an die Spitze zu kommen. Wichtiger ist, den richtigen Zeitpunkt für einen Rücktritt zu wählen"), schlägt er in den Wind.
Joseph S. Blatter glaubt, auch den nächsten Herausforderungen gewachsen zu sein. Kritiker glauben, dass er da einem fatalen Irrglauben unterliegt.
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