Gattusos Linker: Zaubern statt spazieren gehen

Von SPOX
Milans Gennaro Gattuso zauberte gegen Parma - Teamkollege Antonio Cassano staunte nicht schlecht
© Getty

Antonio Cassano ist über die Fußballkünste von Gennaro Gattuso erstaunt. West Hams Geschäftsführerin Karren Brady träumt mit der Glaskugel und Atletico Madrid funkt Kun-SOS. Die Blitzlichter des Wochenendes aus Europa.

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Serie A

von Oliver Birkner

Gennaros Rastelli-Linker: Man kann sich bereits nach dem 25. Spieltag festlegen: Zum ersten Mal seit 2004 geht der Scudetto an den AC Milan. Nun gut, der Vorsprung auf den Zweiten Napoli beträgt lediglich drei Punkte. Doch wenn - wie beim 4:0 über Parma tatsächlich geschehen - Gennaro Gattuso einen High-Tech-Direktpass in den Lauf von Torschütze Antonio Cassano spielt, und das mit dem linken Fuß, dann kann wirklich nichts mehr schieflaufen. Ringhio hat ja selbst einmal erklärt, seine Füße wären zum Spazierengehen ganz gut geeignet, aber nicht zum Fußballspielen. Und erst kürzlich monierte Cassano: "Gennaro, ich kenne dich jetzt seit zehn Jahren, doch deine Füße haben noch nie jemandem Freude bereitet." Jetzt ist wohl eine ernsthafte Entschuldigung fällig. Und Tottenham sei am Dienstag gewarnt, dass die größte Gefahr vielleicht doch nicht von Zlatan Ibrahimovic, Pato oder Robinho ausgehen wird, sondern von dem Rastelli-Linken der Nummer acht.

Cavani auf Maradonas Spuren: In Neapel glauben die Tifosi trotzdem noch an die Meisterschaft und zelebrierten das 2:0 bei der Roma bis in die frühen Morgenstunden. Zunächst wurde der Teambus die zirka 200 Kilometer auf der Autobahn von einem hupenden Korso begleitet, dann feierten rund 1500 Fans die Ankunft ihrer Heroen am Trainingscamp Castelvolturno. Die beiden Treffer schoss natürlich Edinson Cavani mit den Liga-Saisontoren 19 und 20. Der 24-jährige Uruguayer könnte in diesem Jahr ein paar Vereinsrekorde brechen. Die Treffer-Bestmarke in der Serie A liegt bei 22 aus der Saison 1932/33 und Diego Maradona schaffte bislang als einziger Napoli-Spieler, die Torjägerkanone zu gewinnen (1987/88). Übrigens siegte Neapel bei der Roma zum ersten Mal nach 18 Jahren, damals gab es ein 3:2 unter Trainer Marcello Lippi.

Danke an die Eltern - und an Mutter und Vater auch: Und über Lippi verriet am Wochenende Ex-Interista und Nationalkeeper Gianluca Pagliuca Folgendes: "Nach einer heißen Partie gegen Juventus 1998 sind ich, Beppe Bergomi und Diego Simeone im Kabinengang lauthals auf Lippi losgegangen. Ein Jahr später wurde er dann Inter-Trainer und wir drei waren die einzigen, die gevögelt wurden: Lippi hat uns grußlos aussortiert." Heißsporn Alessandro Altobelli wäre sicher auch in Vögel-Gefahr geraten. Er kann von Glück reden, dass er da schon lange nicht mehr für Inter kickte, und seine Karriere 1990 mit den Worten beschloss: "Ich muss meinen Eltern für alles danken - besonders meiner Mutter und meinem Vater." Und den Eltern sicher auch.

Premier League

von Raphael Honigstein

West Hams Glaskugel: Schafft West Ham United den Klassenerhalt? Eine Prognose ist nach dem kuriosen 3:3 gegen West Bromwich (0:3 zur Pause) nur noch schwieriger geworden, aber Geschäftsführerin Karren Brady hat zum Glück eine funktionierende Glaskugel auf dem Schreibtisch stehen. In einer unfreiwillig komischen "Sun"-Kolumne berichtete sie vergangene Woche vom ersten Hammers-Spiel im neuen Londoner Olympiastadion -  im August 2014. "Der Tag ist gekommen. Endlich Anstoß im ausverkauften Olympiastadion. Vor drei Jahren haben viele bezweifelt, dass es dazu kommen wird." So weit, so gut. Doch dann geht es weiter. "England-Trainer Harry Redknapp ist heute unser Gast, nachdem er uns in einem wunderbaren Sommer wieder zu einem WM-Triumph  geführt hat. Seine Jungs sind aus Brasilien zurück und haben den Pokal mitgebracht, der die nächsten zwölf Monate in unserem Museum stehen wird. Der Erfolg ist auch ein Triumph für unsere Fußball-Akademie". Well done, congratulations! Schade nur, dass die Hammers auf dem Platz nicht annähernd soviel Fantasie entwickeln.

Roo und Berba, das geht besser! Alex Ferguson wandte nach dem 2:1 gegen Manchester City die gute, alte "Zuckerbrot und Peitsche"-Methode an. Zuerst wurde Wayne Rooney für "das beste Tor im Old Trafford überhaupt" gelobt, dann wieder eine Spur kürzer gemacht. "Ich brauche von ihm und Berba (Dimitar Berbatow, Anm d. Red.) auch auswärts solche Leistungen", sagte der Schotte. "Auswärts sind sie nicht so gut in dieser Saison". Rooney hat  in der Tat im vergangenen Jahr nur ein Auswärtstor in der Liga erzielt, 15 von 19 Berbatows Toren in dieser Saison fielen im Old Trafford. Komisch, oder? Gerade von Wayne weiß man ja, dass er (hüstel, hüstel) normalerweise keine Probleme hat, auf fremden Terrain die Dinger zu versenken...

Sprechende Dinosaurier gehen on air: Richard Keys und Andy Gray, die wegen sexistischen Kommentaren gefeuerten Sky-Kommentatoren, gaben am Montag ihr Debüt beim Radiosender "TalkSport". Die Show hieß nicht, wie einige Spötter vermuteten, "Sprechende Dinosaurier", und war auch sonst sehr brav, fast schon langweilig. Leider sprach kein Anrufer Grays auf eine Analyse an, die viel befremdlicher als sein Chauvinismus war. "Lionel Messi ist gut", hatte der ehemalige Everton-Spieler diesen Winter gesagt, "aber La Liga ist ja auch einfacher. Könnte er an einem nassen Dienstagabend bei Stoke City so gut spielen?" Tja, diese berechtigte Frage wird spätestens beantwortet, wenn sich Tony Pulis' Rustikaltruppe für die Champions League qualifiziert. Und das kann  - wie Englands nächster WM-Sieg - ja nur eine Frage der Zeit sein.

Primera Division

von Paula Villamarin Temperan

Der madrilenische Valentinstag:Nach dem 1:0-Auswärtssieg bei Espanyol hat sich Real im Titelrennen zurückgemeldet. Die "As" titelte am Montag: "Real Madrid fühlt sich unsterblich" und sprach vom "madrilenischen Valentinstag." Nach dem Platzverweis von Iker Casillas spielte Real 88 Minuten in Unterzahl - und gewann trotzdem. "In der zweiten Minute hat ganz Spanien geglaubt, dass wir das Spiel verlieren würden", sagte ein gewohnt Verschwörungstheoriebefallener Jose Mourinho nach der Partie. Ach Jose, genieß doch einfach den Sieg und den auf fünf Punkte geschrumpften Vorsprung Barcas.

Kun, wir brauchen deine Tore! Seit nun mehr als zwei Monaten muss Atletico Madrid  ohne die Tore von  Kun Agüero auskommen. Seit dem 11. Dezember hat der Argentinier nicht mehr getroffen - eine Ewigkeit für einen Mann seiner Klasse. Stattdessen machte Agüero durch Wechsel-Gerüchte zu Real Madrid auf sich aufmerksam. "An dem Tag, an dem ich gehen will, werde ich sagen 'Ich möchte wechseln' und dann werde ich das tun", sagte er kürzlich. Atletico hofft, dass das noch sehr lange dauern wird. Vor allen Dingen hoffen die Rojablancos aber auf Kun-Tore, denn nach vier Ligapleiten in Serie dümpelt das Team nur noch im Tabellenmittelfeld herum.

Lass dich drücken, Trainer: Durch einen hartumkämpften Sieg gegen Villarreal hat sich Deportivo La Coruna vorerst aus der Abstiegszone befreit. "Es war ein hartes Spiel gegen einen sehr starken Gegner und ein Sieg voller Engagement, Intensität und enormer Unterstützung der Fans", sagte Trainer Lotina nach der Partie. Der Coach stand nach der bisher schwachen Saison heftig in der Kritik, sogar ein schlechtes Verhältnis zu seinen Spielern wurde ihm nachgesagt. Doch Abwehrmann Lopo lieferte den Gegenbeweis und rührte die Zuschauer im Estadio Riazor: Nach seinem Treffer rannte er direkt auf seinen Trainer zu und umarmte ihn herzlich und innig. Ein bisschen Valentinstag also auch in Galizien.

DiashowDie umsatzstärksten Klubs Europas 2011