Dies und mehr wie immer montags in den Blitzlichtern aus Europa - zusammengetragen von unseren Korrespondenten vor Ort.
Premier League
Von Raphael Honigstein
13. Treffer im 13. Spiel: Der Star des Wochenendes war, wie könnte es anders sein, natürlich Didier Drogba. Der Ivorer hatte im Vorfeld des Spitzenspiels gegen Arsenal enthüllt, dass er als Youngster bei Le Mans beinahe von Arsene Wenger auf die Insel geholt worden wäre, aber nach einem Scouting durchgefallen war. "Das Schicksal wollte es anders", sagte der Stürmer. Drogba war damals für 150.000 Euro zu haben gewesen, und Wenger hätte sich viel Ärger sparen können. Drogba trifft gegen die Gunners nämlich immer: am Sonntag war es bereits sein 13. Treffer im 13. Duell mit Arsenal. Von einem "unvermeidlichen" Tor wollte der enttäuschte Wenger nach dem 0:2 an der Stamford Bridge jedoch nichts wissen. "Unvermeidlich, unvermeidlich, so etwas gibt es vielleicht in der Literatur, aber nicht im Sport", insistierte "Le Prof", "sie können mir doch nicht erzählen, dass Drogba noch 120 Jahre gegen uns spielt und immer ein Tor machen wird." Das sicher nicht. Aber so lange der 32-Jährige im Sturm der Blauen sein Wesen treibt, wird zumindest der deutlichste Unterschied zwischen den beiden Teams weiter schmerzhaft sichtbar bleiben. Arsenal hatte wie so oft den Ball, ein gepflegtes Spiel und einige Chancen - aber eben nicht jene brutale Effizienz, die Drogba verkörpert.
Übertriebene Härte: Unvermeidlich sind zur Zeit leider auch Knochenbrüche auf der Insel. Zwei ekelhafte Horror-Tackles sah man am Wochenende, aber nur eines davon - Karl Henrys gänzlich hirnlose Grätsche gegen Jordi Gomez (Wigan) - wurde mit Rot bestraft. Nigel de Jong dagegen durfte Hatem Ben Arfa (Newcastle United) beim 2:1 Sieg von Manchester City unbeanstandet das Schien- und Wadenbein brechen. Nicht mal einen Freistoß gab es, weil der Niederländer zuerst den Ball gespielt hatte. Dass er mit seinem zweiten Bein noch völlig unnötig nachzog, und das bei vollem Tempo, übersah der Schiedsrichter jedoch. Richtig deprimierend wurde es, als die versammelten Experten im englischen Fernsehen die fahrlässige Körperverletzung als "Unfall" (Lee Dixon) oder "eine dieser Grätschen, bei denen man den Gegner spüren lässt, dass man da ist" (Kevin Keegan) entschuldigten. Vom Tatbestand der übertriebenen Härte haben die ehemaligen Profis anscheinend noch nichts gehört.
Die Roten sehen schwarz: Auch in England war der Sonntag ein schwarzer Tag für die Roten. Liverpools 1:2-Heimniederlage gegen Aufsteiger Blackpool ließ die Fans an der Anfield Road einen Moment lang ihren Zorn über die Eigentümer vergessen und dafür den Rausschmiss von Trainer Roy Hodgson fordern. Dirk Kuyt entschuldigte sich bei den Zuschauern für die desolate Leistung: "Es tut mir sehr Leid", sagte der Niederländer. Die Reds haben als 18. in der Tabelle nun eine der farblich passenden Laternen in der Hand. Das letzte Mal, dass man derart schlecht in die Saison startete, liegt übrigens 57 Jahre zurück. Damals ging es am Ende in die zweite Liga.
Serie A
Von Oliver Birkner
Wettkönige auf Facebook: So manch einer hat die exponierte Reichweite von "Facebook" scheinbar noch nicht genau begriffen. Dort veröffentlichte Luca Brunetti vom Drittligisten Salernitana vor einigen Tagen nämlich: "Und jetzt soll mich Scheiß-Snai auf den letzten Cent bezahlen!" Snai ist führender Wettanbieter Italiens, Brunetti hatte dort offensichtlich erfolgreich getippt. Dumm nur, dass aktiven Profis direkte oder indirekte Wetten auf Fußballspiele untersagt sind. Teamkollege Andrea Pippa antwortete auf der Facebookseite seines Freundes umgehend: "Bravo, endlich siehst du ein bisschen Kohle :)" Brunetti: "Lombardi kann mich mal, der bezahlt ja nie!!!!" - Pippa: "Ahahahahahah!" Lombardi ist Präsident von Salernitana. Eine dritte Person öffnete beiden die Augen und schrieb: "Ihr wisst schon, dass das hier jeder lesen kann? Achtung: Eure Einträge werden euch teuer zu stehen kommen." Brunetti, dessen Vertrag in dieser Woche ohnehin aufgelöst werden sollte, droht wegen der Wettgeschichte nun eine monatelange Sperre seitens des Verbandes. Und Pippa, was wohl nicht umsonst übersetzt Nichtskönner bedeutet, muss Sanktionen vom Verein fürchten. Mittlerweile erklärte er, sein Bruder habe die Kommentare in Facebook platziert - die Ausrede könnte man vielleicht so kommentieren: Ahahahah!
Von Adlern und Prostituierten: Der Adler "Olimpia" brachte mal wieder Glück. Wie zuletzt ließ man das Wappentier der Römer vor dem Anstoß übers Stadio Olimpico steigen und Lazio Rom siegte 1:0 über Brescia. Die Römer belegen nach sechs Spieltagen Platz eins - zuletzt genoss man die alleinige Tabellenführung in der Saison 1999/2000, dem Jahr des letzten Scudetto. Lob gab es dafür selbst aus England: "Edy Reja hat das Zeug, Lazio in die Champions League zu führen", sagte Fabio Capello. Capello und Lazio-Coach Reja kennen sich bereits seit den 60er Jahren, als sie zusammen bei SPAL in Ferrara kickten und ein Zimmer teilten. Damals, munkelt man, soll Capello Reja übrigens beim Vorstand verpetzt haben, als er eine chronische Darmentzündung vortäuschte, um sich anstatt auf dem Feld mit einer Prostituierten zu vergnügen.
Die Frage der Schuld: Bisweilen treffen Spieler oder Trainer mit ihren Aussagen unglückliche Entscheidungen. "Wie der Gegner heißt, ist egal: Wenn wir gewinnen wollen, gewinnen wir auch", sagte Fiorentina-Coach Sinisa Mihajlovic vor dem Duell mit Palermo. Nach der 1:2-Niederlage muss der Umkehrschluss erlaubt sein, dass Florenz offenbar keine große Lust auf drei Punkte besaß. Später berichtete Marco Borriello in der Folge des 0:2 seiner Roma in Neapel: "Es ist allein unsere Schuld, dass wir derzeit Vorletzter sind. Der Kader ist eigentlich so gut wie der von Inter, Chelsea oder Barcelona." Es soll Leute geben, die da anderer Meinung sind.
Primera Division
Von Paula Villamarin Temperan
Gestern Bundesliga, heute Spanien: Mesut Özil durchlebt in Madrid bislang ein Wechselbad der Gefühle. Mal ist der deutsche Nationalspieler der Buhmann und muss von der einheimischen Presse Prügel einstecken, um nur ein paar Tage später der gefeierte Held zu sein. Beim 6:1-Erfolg gegen La Coruna gab's nun zurecht Lob für den Ex-Bremer, der seine beste Saisonleistung ablieferte und seinen ersten Treffer für Real erzielte. Weitaus unauffälliger präsentierte sich dagegen Sami Khedira. Der ehemalige Stuttgarter musste zur Pause raus. Einen noch unspektakuläreren Spieltag erlebten die anderen beiden Akteure, die vor der Saison aus der Bundesliga nach Spanien wechselten. Nelson Valdez wurde bei Hercules Alicante erst nach 56 Minuten eingewechselt, konnte allerdings auch nichts mehr an der 0:3-Niederlage in Getafe ändern. Der Ex-Bremer Markus Rosenberg kam bei Racing Santander überhaupt nicht zum Zug. Der Schwede kassierte letzte Woche Rot und ist vorerst gesperrt.
Mehr als Glück: Vor dieser Saison hatte der FC Villarreal richtig Glück. Nur weil RCD Mallorca vom Europa-Cup ausgeschlossen wurde, rutschten die Spanier noch in die Europa League. Was die Submarinos bislang allerdings in der Primera Divison abziehen, hat nur wenig mit Glück zu tun. Schon vor dem Spiel gegen Villarreal sagte Racing-Coach Miguel Angel Portugal: "Nur der FC Barcelona spielt derzeit besser als Villarreal." Hinterher sah er sich bestätigt. Santander war beim 0:2 relativ chancenlos. Mit 15 Punkten liegt Villarreal nach sechs Spielen auf Platz zwei. Ganz oben steht sogar Villarreals Sturm-Duo: Nilmar (5) und Guiseppe Rossi (4) führen die Torjägerliste an.
Verkehrte Welt in Spanien: Nicht Real oder Barca thronen an der Spitze der Primera Division, sondern der FC Valencia gefolgt vom FC Villarreal. Dennoch zweifelt in Spanien niemand daran, dass am Ende Real und Barca den Titel unter sich ausmachen werden. Bei Barca läuft's allerdings noch nicht richtig rund. Nach der 0:2-Heimniederlage gegen Aufsteiger Alicante vor ein paar Wochen gab's gegen Mallorca mit dem 1:1 die nächste Enttäuschung vor heimischem Publikum und dafür Pfiffe der eigenen Fans. Real hingegen nutzte die Gunst der Stunde und zog am Erzrivalen vorbei. Beim 6:1-Erfolg gegen Depor brillierte erstmals auch die Offensivabteilung um Ronaldo, Higuain und Özil. Coach Jose Mourinho spottete anschließend über die Kritik der letzten Wochen: "Einerseits motivieren mich die Zweifel, andererseits bringen sie mich zum Lachen."