Axel Huntelaar kann selbstverständlich noch keine Zeitung lesen. Doch wäre seine Mama Maddy im niederländischen Dorf Angerlo am Freitag mit dem Babywagen zum Kiosk gelaufen, hätte sie dem fünf Wochen alten Sohn aus dem ehrenvollen "Telegraaf" vorlesen können.
Papa Klaas-Jan Huntelaar ist nämlich momentan total "lekker in vorm", der "topschutter" hatte ja gleich "vier doelpunten" gemacht. Und vielleicht wird der kleine Axel auch irgendwann erfahren, dass es seine Geburt war, die den zuvor manchmal lethargischen Vater zum "heißesten" Stürmer im deutschen Fußball werden ließ.
Huntelaar selbst ist das Gegenteil von schillernd, er gab seine Interviews in Schulbubenhaltung mit leiser Stimme und sagte lapidar: "Vier Tore, damit ist man der Matchwinner, glaube ich."
Mitspieler loben Huntelaar
Da hatten die Mitspieler mehr zu sagen. Der Schalker Kapitän Benedikt Höwedes leistete sich den Spaß, Huntelaar zur Zeugung eines dritten Kindes zu animieren - "wenn er dann noch mehr Tore macht". Schließlich gibt es neben Axel auch Seb, den Zweijährigen, der zuletzt ein besonderes Präsent bekam: Den Ball vom 5:1 gegen den 1. FC Köln. Da hatte Huntelaar dreimal getroffen, und auch im Pokal noch viermal, und und und. Doch momentan "reichen zwei Kinder erst einmal - mal sehen", sagte er. Er trifft ja auch so, wie er will. Er trifft ja auch so, wie er will, das kann er in der Gruppenphase der Europa League gegen AEK Larnaca, Steaua Bukarest und Maccabi Haifa beweisen.
Endlich! Diesen Seitenhieb verkneifen sich auch die Kollegen nicht. "Ich freue mich, dass er jetzt da reinwächst und sein ganzes Geld wert ist", sagte Lewis Holtby. Denn das war nicht immer der Fall, Huntelaar galt schon als Flop der teuersten Kategorie. Doch jetzt "ist er ein fliegender Holländer", so sagt Holtby es, "keine Rakete, die 100 Meter in 10 Sekunden läuft, aber er muss Tore machen. Und das macht er richtig gut."
Rangnick kritisiert Schalker Defensivarbeit
Nebenbei sei der 28-Jährige "ein sehr, sehr positiver Mensch. Er tut der Mannschaft gut." Das ist derzeit wörtlich zu nehmen, denn mit Huntelaar kommt die Schalker Tormaschine dermaßen ins Rollen, dass es für die Gegner schon mal beängstigend werden kann. "Wir können immer Tore machen", beschreibt Huntelaar diese Qualität bescheiden, Holtby dagegen spricht von "Kondition, Effizienz, Geilheit auf Tore!". Fünf gegen Köln, vier in Mainz, sechs gegen Helsinki - da fiel nicht groß ins Gewicht, dass Schalke 04 "hinten teilweise abenteuerlich" spielte, wie Trainer Ralf Rangnick mit Recht krittelte.
Huntelaar wusste auch ganz genau, was er mit seinem Viererpack verhindert hatte, deshalb nahm er ein einziges Mal ein Wort mit Sprengkraft in den Mund: "Ein Aus wäre eine Katastrophe gewesen!" Denn intern, dies hatte Manager Horst Heldt eingeräumt, waren die Millionen-Einnahmen aus der Gruppenphase der Europa League bei Schalke längst fest eingeplant, obwohl "das sportliche Renommee im Vordergrund steht".
Im Vordergrund steht für Huntelaar inzwischen die volle Konzentration auf den Verein. Und dabei spielt Angerlo, der 1400-Seelen-Ort in der Gemeinde Zevenaar im Gelderland, eine große Rolle. Denn von dort macht sich der Stürmer jeden Tag auf den Weg zum Training, hin und zurück insgesamt 215 km Autobahn.
Doch seit Schalke ihm intensiv "nahelegte", nicht selbst am Steuer zu sitzen, spielt der Vater den Chauffeur.
"Da kann ich mich voll auf Fußball konzentrieren und muss nicht ständig auf die Straße schauen", sagt Klaas-Jan Huntelaar. Und trifft wie am Fließband, in dieser Saison schon zwölfmal. Sein Sohn, sein Vater, und es fluppt. So einfach ist das.
FC Schalke 04 - HJK Helsinki: Alle Fakten zum Spiel