Die Torjäger-Kanone der Bundesliga? Weg damit. Dreimal bester Schütze der Premier League? Egal. Harry Kane würde alles dafür geben, endlich eine große, richtige Trophäe in seinen Schrank stellen zu dürfen. "Es ist kein Geheimnis, dass ich noch keinen Pokal mit einer Mannschaft gewonnen habe. Ich würde alle Auszeichnungen meiner Karriere hergeben, wenn wir morgen gewinnen", sagte der englische Torjäger am Vorabend des EM-Finales gegen Spanien - und seine Augen leuchteten.
Auf Klubebene hat Kane noch nichts gewonnen, nicht einmal zuletzt mit Bayern München, mit England sowieso nicht. Am Sonntagabend soll es in Berlin endlich soweit sein. "Mit jedem Jahr, das vergeht, ist man motivierter und entschlossener, es zu schaffen", sagte der 30-Jährige an späten Samstag auf der Pressekonferenz: "Morgen Abend habe ich die Chance, eine der größten Trophäen überhaupt zu gewinnen. Ich kann es kaum erwarten."
Kein Zweifel: Kane ist heiß, und mit ihm ganz England. Geoff Hurst, 82 Jahre alter WM-Held von 1966, drückt ebenso die Daumen wie König Charles oder der neue Premierminister Keir Starmer. 50.000 Engländer unter den 71.000 Fans werden aus dem Finale ein Heimspiel für die Three Lions machen. "Macht den Traum wahr", schrieb die Daily Mail in großen Lettern.
EM 2024: Harry Kane lechzt mit England nach erstem Titel
Eine Forderung, die Gareth Southgate nur zu gerne erfüllen würde. Der erste Titel für England seit 1966 "würde alles bedeuten", sagte der Nationaltrainer: "Es wäre ein unglaubliches Gefühl für uns als Fußballer und für die Fans, diesen historischen Moment feiern zu können." Vor drei Jahren stand England schon einmal im EM-Finale, sogar im eigenen Land, verlor dann aber gegen Italien: "Es war ein harter Schlag. Jetzt wollen wir den Weg bis zum Ende gehen."
Nur 15 Minuten nach Southgate betrat dann Spaniens Coach Luis de la Fuente die Bühne. Auch er wurde gefragt, was der Titel in seinem Leben verändern würde. Der 63-Jährige lachte nur kurz. "Das würde gar nichts verändern in mir oder in meinem Leben. In meinem Kopf sind die Dinge seit sehr langem klar. Ich bin ganz ruhig", sagte de la Fuente. So sieht spanische Coolness aus.
De la Fuente sprach im Bauch des Olympiastadions. Dort also, wo sein Team am 15. Juni mit einem 3:0 gegen Kroatien in das Turnier gestartet war. Der Spanien-Coach hatte damals das Ziel ausgegeben, zum Finale wieder nach Berlin zurückzukehren. "Ich erinnere mich noch gut an diese Worte", sagte er nun: "Und jetzt sind wie hier. Ich bin stolz auf die Reise, die wir gemacht haben."
Immerhin: Ein kleine Kampfansage ließ sich der sonst so abgeklärte de la Fuente dann doch noch entlocken. "Ich bin ein Gladiator, das habe ich schon oft gesagt. Ich mag es, in der Arena zu stehen und im Zirkus zu kämpfen", sagte er und versprach den spanischen Fans ein kleines Spektakel: "Denn ich weiß, dass meine Spieler genau so denken."