Luka Modric hörte zu, schaute grimmig, dann stapfte der große alte Mann des kroatischen Fußballs einfach davon. Und ließ so die Reporter-Frage unbeantwortet, wer Kroatien bei dieser EM im Gruppenfinale retten soll. Die Jugend? Oder doch lieber die Alten?
"Wir haben keine andere Wahl, als zu gewinnen", sagte Modric vor seinem Abgang in Hamburg, das spektakuläre 2:2 (0:1) gegen Albanien hat ihn und den Rest der "goldenen Generation" in eine missliche Lage gebracht.
Nur ein Punkt aus den ersten zwei Spielen, im Gruppenfinale gegen Titelverteidiger Italien am Montag geht es schon früher als gedacht für Kroatien um alles.
"Es hängt von uns ab. Wir wissen, was zu tun ist. Ich glaube, dass wir es schaffen können", sagte Modric, Anführer des Teams und Gesicht der so erfolgreichen vergangenen Jahre.
Doch die Fans erkennen ihre "Vatreni" in diesen Tagen in Deutschland kaum wieder, auch gegen Albanien legten sie zunächst einen lahmen Auftritt hin. Klar, sie steigerten sich enorm - aber es reichte wieder nicht zu drei Punkten.
Trainer Zlatko Dalic reagiert auf Kritik
Und so ist in der Heimat längst eine Diskussion um den Altherren-Fußball beim WM-Dritten ausgebrochen. In der Startelf gegen Albanien standen fünf Ü-30-Spieler, viele Fans wünschen sich mehr Jungspunde wie Luka Sucic, der 21-Jährige brachte als Einwechselspieler ordentlich Tempo rein.
"Einige unserer Spieler sind nicht mehr in der Form, die sie einmal hatten", sagte TV-Experte Tomislav Ivkovic, auch Modric sei mit seinen fast 39 Jahren "körperlich nicht bereit und das merkt man. Er ist nicht mehr der, der er war."
Und so wächst der Unmut über Trainer Zlatko Dalic. Der Vorwurf: Er stelle nicht nach Leistung auf, halte zu lange an den Altstars fest.
Dalic denke wie "ein Vater", anstatt als Trainer harte Entscheidungen zu treffen, sagte Ivkovic. Der Coach sei den Altstars zu "dankbar", deshalb stelle er sie immer weiter auf.
"Solange ich lebe, werde ich ihnen dankbar sein", bestätigte Dalic am Donnerstag, aber das habe keinen Einfluss auf seine Aufstellungen: "Diejenigen, die es verdienen zu spielen, spielen."
Andrej Kramaric: "Schwierig, wenn man nicht gerade Lionel Messi ist"
Es wächst die Angst, dass bei dieser EM die Ära von Modric, Ivan Perisic (35) oder Andrej Kramaric, der am Mittwoch seinen 33. Geburtstag mit einem Tor feierte, unrühmlich endet.
"Es war nicht einfach in der ersten Hälfte gegen die tiefstehende Verteidigung" der Albaner, rechtfertigte sich Hoffenheim-Angreifer Kramaric: "Da ist es schon schwierig, ein Tor zu machen, wenn man nicht gerade Lionel Messi ist."
Aber auch gegen Italien werden die Kroaten ihren Messi-Moment sicher brauchen. "Wir müssen auf jeden Fall gewinnen, und dann sehen wir, was uns das bringt", sagte Modric, bevor die böse Generationen-Frage kam - und der Altmeister verschwand.