"Unfassbar wichtig": Selbst die gegnerischen Fans verneigen sich vor Pepe

EM 2024, Pepe, Portugal, Dortmund
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Pepe spielt mit 41 Jahren in Portugals Innenverteidigung kompromisslos und aufmerksam wie eh und je. Beim 3:0 gegen die Türkei lieferte er eine blitzsaubere Vorstellung ab - und bekam sogar von den gegnerischen Fans Standing Ovations.

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Wenn man nicht hinsah und nur hinhörte, klang es beinahe wie: "Messi, Messi". Das hätte ja sogar auch sein können, schließlich wird Cristiano Ronaldo seit Jahren schon weltweit mit Sprechchören über seinen ärgsten sportlichen Rivalen provoziert.

Doch wenn man hinsah und noch einmal genauer hörte, dann waren es die Stimmen der portugiesischen Fans im Dortmunder Signal Iduna Park, die man vernahm. Sie werden ihren eigenen Helden freilich nicht provozieren - sondern sie besangen: "Pepe, Pepe".

Wenig später ertönten die Sprechchöre ein letztes Mal, als der seit vergangenen Dienstag mit 41 Jahren und 113 Tagen älteste Spieler der EM-Historie in der 83. Minute ausgewechselt wurde. Pepe bekam Standing Ovations. Und dies auch von den türkischen Anhängern, deren Lautstärke vom einseitigen Spiel und dem klaren Rückstand ordentlich heruntergeregelt wurde.

Die Lobpreisungen hatten ihre volle Berechtigung, schließlich lieferte der Innenverteidiger gegen die Türkei eine durchweg bockstarke Vorstellung ab. Vier Ballgewinne, überragende sieben klärende Aktionen, eine Passquote von knapp 97 Prozent - der alte Mann verströmte im Dortmunder Stadion die Vibes, für die in der abgelaufenen Saison der 35-jährige Mats Hummels dank zahlreicher toller Leistungen für den BVB gesorgt hatte.

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Pepe kann bei Portugal auch mit 41 noch locker mithalten

"Ich bin stolz darauf, bei meiner fünften Europameisterschaft dabei zu sein und die Farben meines Landes zu verteidigen", sagte Pepe vor dem Turnier. Beim mühsamen 2:1 gegen Tschechien bewies er erstmals, dass er zwar zum alten Eisen gehört, aber noch locker mithalten kann.

Elf Ballgewinne - die meisten von allen Spielern auf dem Feld - gelangen ihm, er gewann alle seine Luftduelle und sieben von neun Zweikämpfen (ebenfalls Bestwert), auch da lag seine Passquote jenseits der 92 Prozent. Pepe hält den portugiesischen Laden dicht wie eh und je.

139 Länderspiele stehen jetzt für ihn zu Buche, acht Tore erzielte er dabei. Seinen ersten Treffer markierte er passenderweise gegen denselben Gegner wie am Samstag und dies auch bei einer Europameisterschaft. 2008 war das, im ersten Gruppenspiel bezwang Portugal die Türkei mit 2:0. Pepe schoss nach 61 Minuten das erlösende 1:0.

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Pepe und sein Portugal-Start auf Madeira

"Unfassbar" nannte Mitspieler Vitinha, schlanke 17 Jahre jünger als Pepe, seinen Teamkollegen. "Unfassbar wichtig" für die Mannschaft seien er und auch der 39-jährige Ronaldo: "Ich fühle mich geehrt, mit ihnen zu spielen."

Selbstverständlich ist das keinesfalls, nicht nur wegen Pepes hohen Alters. Geboren wurde er 1983 in Maceió im Nordosten Brasiliens. Erst mit 18 kam er nach Portugal, er landete auf der Insel Madeira, der Heimat Ronaldos.

Auf der Reise machte Pepe einen Zwischenstopp in Lissabon. Wie es damals für ihn weitergehen und ob er es im europäischen Fußball zu etwas bringen sollte, konnte er damals gewiss nicht abschätzen.

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Pepe: Ein Thunfisch-Baguette, "an das ich mich noch heute erinnere"

Im Interview mit der UEFA erinnerte er sich kürzlich an eine Anekdote, die sich nach der Landung in Portugals Hauptstadt zutrug. Er wollte mit seiner Mutter sprechen, aber: "Ich hatte fünf Euro, mehr hatte ich nicht, um zu essen oder meine Mutter anzurufen."

Pepe ging in ein Restaurant und bat um Hilfe: "Ich erklärte einem Kellner die Situation und er gab mir ein Thunfisch-Baguette, an das ich mich noch heute erinnere. Das hat mir gereicht und mit dem Geld habe ich meine Mutter angerufen."

Diese Episode verhalf ihm freilich nicht zum Durchbruch. Doch sie zeigt, welch weiten Weg Pepe zurücklegen musste, um 23 Jahre später als wohl bester Innenverteidiger in Portugals Geschichte einzugehen.

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Ohne Pepes Grätsche fällt Portugals 1:0 nicht

Der Mann spielte schließlich nicht umsonst zehn Jahre bei Real Madrid (von 2007 bis 2017). Die Qualitäten, die ihn früh schon von der Masse absetzten, zeigt er bis heute noch. Pepe ist zeitlos.

Er verteidigt mit hoher Leidenschaft und enormer Entschlossenheit. Auch seine Spieleröffnung ist weiter sehr ordentlich. Pepe agierte gegen die Türkei stets aufmerksam, verteidigte gekonnt vorwärts, räumte aber auch kompromisslos ab.

Wie etwa unmittelbar vor dem 1:0 durch Bernardo Silva in der 21. Minute. Dieser Angriff kam nur zustande, weil Pepe kurz zuvor mit einer zünftigen Grätsche Orkun Kökcü gestoppt hatte.

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Pepe: Karriereende zusammen mit Cristiano Ronaldo?

Wo soll das noch alles hinführen, mag man sich fragen. Der neue Trainer Vitor Bruno vom FC Porto, wohin Pepe Anfang 2019 nach einem Jahr bei Besiktas wechselte, gab da bereits einen kleinen Hinweis.

Demnach wolle Pepe während und auch nach der EM "auf seinen Körper hören" und anschließend eine Entscheidung über die Fortsetzung seiner Karriere treffen. Glaubt man Pepes eigenen Worten, dann wird die Laufbahn weitergehen - zumindest die im Dress Portugals.

Schließlich sagte er bereits vor einiger Zeit: "'Ich werde mich zur gleichen Zeit wie Cristiano vom internationalen Fußball zurückziehen. Solange er da ist, werde ich ihm helfen, Portugal nach vorne zu bringen.'' Noch ist von einem baldigen Ronaldo-Rücktritt nichts bekannt.

Pepe: Die Daten seiner Länderspielkarriere für Portugal

WettbewerbSpieleToreVorlagen
Freundschaftsspiele4022
WM-Qualifikation3411
Europameisterschaft212-
EM-Qualifikation16--
Nations League12-1
Weltmeisterschaft122-
Confederations Cup41-
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