Leroy Sanes fußballerische Qualitäten sind unbestritten. Das waren sie auch schon 2018. Trotzdem entschied sich Joachim Löw damals gegen eine Einberufung des Offensivspielers in seinen Kader für die Weltmeisterschaft. Die inoffizielle Begründung: Sane lasse die nötige Einstellung zu seinem Beruf vermissen, es mangele ihm an Einsatzbereitschaft und Teamgeist.
Doch weil die deutsche Nationalmannschaft in Russland versagte, stand am Ende in erster Linie Löw als Verlierer da, nicht Sane. Und der dürfte sich bestätigt gefühlt haben, nachdem ihn der Bundestrainer seit dem WM-Debakel nicht nur für jeden Länderspiel-Lehrgang nominierte, sondern auch überwiegend von Beginn an aufstellte.
Sane, so der Plan, sollte eines der Gesichter des neuen DFB-Teams mit Blick auf die EM werden, ein unverzichtbarer Leader im Angrifff. Nach zwei Turnierspielen ist klar: Er ist es nicht.
Wenngleich Pep Guardiola und Hansi Flick ihn zu mehr Mannschaftsdienlichkeit und Defensivarbeit erzogen haben, ist Sane im Grunde immer noch derselbe wie 2018. Einer, der auf dem Platz miesepetrig und umotiviert daher kommt, eine seltsame Körpersprache an den Tag legt.
DFB-Team: Leroy Sanes Verhalten sorgt für Verwunderung
Dass das mittlerweile auch bei seinen Teamkollegen für Verwunderung und Kopfschütteln sorgt, hat nicht nur der kleine Disput mit Joshua Kimmich beim Testspiel gegen Dänemark (1:1) Anfang Juni gezeigt. So ist schon seit den ersten Tagen im Trainingslager in Seefeld immer wieder von mannschaftsnahen Quellen zu hören, dass Sane mit seiner mürrischen Laune die überwiegend positive Gesamtatmosphäre beeinträchtige.
Auch das Trainergespann sei dem Verhalten des Linksfußes inzwischen überdrüssig. Kein Wunder also, dass Löw ihn gegen Portugal zum dritten Mal in Folge für Kai Havertz auf der Bank ließ - und erst nach einer über einer halben Stunde Aufwärmen in der 88. Minute brachte. Mit fehlender fußballerischer Klasse hatte das nichts zu tun.
"Leroy ist ein Spieler, der das das Gefühl braucht, ständig den Unterschied machen zu können", sagte Ilkay Gündogan, einer der wenigen Freunde und Ansprechpartner Sanes im Team, nach dem ersten Gruppenspiel gegen Frankreich. "Wenn er dieses Gefühl hat, ist er unglaublich."
Daran besteht kein Zweifel, Sane ist ein überragender Fußballer, der den Unterschied machen kann. Doch, und das predigte ihm schon Guardiola in Manchester, muss ein überragender Fußballer auch eine überragende Einstellung mitbringen, um in einer Offensive wie der des DFB-Teams unverzichtbar zu werden. Es liegt einzig und allein an Sane selbst, etwas an seiner Situation zu ändern.
EM 2021: Die Partien des DFB-Teams in Gruppe F
Datum | Team 1 | Team 2 | Ergebnis |
15.06.2021, 21 Uhr | Frankreich | Deutschland | 1:0 (1:0) |
19.06.2021, 18 Uhr | Portugal | Deutschland | 2:4 (1:2) |
23.06.2021, 21 Uhr | Deutschland | Ungarn | -:- |