Für Spanien war es der ersten Sieg gegen Frankreich bei einer Welt- oder Europameisterschaft.
Die Reaktionen:
Vicente del Bosque (Trainer Spanien): "Ich glaube nicht, dass es ein unfaires Resultat ist, denn Frankreich hatte wenige Chancen. Wir wollten viel Ballbesitz und das Spiel dominieren. Die meiste Zeit haben wir das Spiel kontrolliert. Xabi Alonso ist ein sehr guter Teamspieler, er weiß, wie man das Spiel gestalten muss und auch wie man abschließt."
Xabi Alonso (Spanien): "Ein ganz besonderes Spiel für mich. Zwei Tore im 100. Spiel - ein Traum! Es war kein spektakuläres Spiel, aber wir hatten eigentlich alles im Griff. Unser nächster Gegner Portugal ist nicht nur Cristiano Ronaldo. Das wird die nächste harte Nuss, aber wir sind hier, um den Titel zu holen."
Laurent Blanc (Trainer Frankreich): "Wenn man verliert, hat etwas gefehlt. Wir sind viel gelaufen und hatten ein paar Chancen. Aber wir hätten vor allem in der ersten Halbzeit etwas mutiger sein müssen. Und die Spanier haben ihre erste Chance genutzt."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Titelverteidiger Spanien wie im ersten Spiel gegen Italien mit Fabregas im Sturm. Ansonsten vertraut Trainer del Bosque auf die Startelf der gesamten Vorrunde. Xabi Alonso macht sein 100. Länderspiel.
Frankreich dagegen mit einigen Wechseln, überwiegend taktisch bedingt. Nasri fällt der Defensivtaktik von Coach Blanc zum Opfer. Debuchy rückt dafür von der rechten Verteidigerposition ins rechte Mittelfeld, Reveillere übernimmt hinten rechts. Cabaye spielt statt Diarra im Mittelfeld. Koscielny vertritt in der Innenverteidigung den gelbgesperrten Mexes.
19., 1:0, Xabi Alonso: Zum ersten Mal zieht Spanien das Tempo an. Iniesta mit Dampf links an Cabaye vorbei, Alba startet und bekommt den Ball von Iniesta. Debuchy kommt nicht hinterher und stolpert. Alba flankt butterweich von der Grundlinie zu Xabi Alonso, der den Ball gegen die Laufrichtung von Lloris in die linke Ecke köpft.
32.: Freistoß Cabaye aus 28 Metern über die Mauer. Casillas holt den Ball mit der rechten Hand aus dem rechten Giebel.
38.: Ecke Xavi von rechts, Pique am Elferpunkt völlig frei, sein Kopfball geht aber weit drüber.
60.: Ribery vernascht Arbeloa und flankt in die Mitte. Debuchys Kopfball aus zehn Metern fliegt knapp drüber.
62.: Xavi mit dem perfekten Pass von halblinks auf den einlaufenden Fabregas. Lloris spielt stark mit und klaut Fabregas in höchster Not den Ball vom Fuß.
90., Elfmeter für Spanien: Reveillere stößt Pedro um, klare Sache.
90.+1, 2:0, Xabi Alonso: Lloris taucht nach rechts ab, halbhoch links schlägt's ein.
Fazit: Glanzlos, aber halbwegs souverän: Spanien erreicht das Halbfinale gegen eine französische Mannschaft, der die Überzeugung fehlte, den Titelverteidiger aus dem Turnier zu werfen.
Der Star des Spiels: Xabi Alonso. Glänzende Vorstellung im Jubiläumsspiel. Stark in der Balleroberung, sicheres Passspiel, hohes Laufpensum. Wechselte sich meist mit Xavi ab, den ersten Ball aus der Viererkette abzuholen. Die Krönung: Doppeltorschütze!
Der Flop des Spiels: Florent Malouda. Sollte Ribery und Benzema in der Offensive unterstützen. Sein Beitrag war aber bis zur Auswechslung in der 65. Minute sehr überschaubar. Machte zwei, drei Mal das Spiel der Franzosen unnötig langsam, als mal Platz da war, und verlor auch noch die Bälle. Vor dem 0:1 pennte er, als ihm Alonso im Rücken weglief.
Der Schiedsrichter: Nicola Rizzoli machte bereits nach fünf Minuten einen Fehler, als Clichy Fabregas im Strafraum am linken Fuß traf und Rizzoli den fälligen Elfmeterpfiff verweigerte. Sonst hatte der Italiener keine Probleme mit der fairen Partie.
Die Trainer:
Vicente del Bosque: Fabregas oder Torres? Del Bosque entschied sich bei seinem 50. Spiel als Spanien-Coach in der Kardinalfrage zum zweiten Mal in diesem Turnier für die "falsche" Neun Fabregas. Der Barca-Spieler blieb weitgehend unauffällig und wurde durch eben Torres in der 67. Minute ersetzt. Beide Stürmer liefen auffällig oft ins Abseits. Die Paradelösung für die Sturmposition hat del Bosque auch im vierten EM-Spiel nicht gefunden.
Laurent Blanc: Schickte Debuchy mit dem Auftrag ins Spiel, sich bei Ballbesitz der Spanier als zweiter Rechtsverteidiger neben Reveillere einzuordnen, um die starke linke Seite mit Iniesta und Alba zuzumachen. Die Spanier sollten so gezwungen werden, über rechts und den offensiv zaghaften Arbeloa zu spielen. Brachte nach 65 Minuten mit Menez und Nasri zwei offensiv ausgerichtete Spieler, die aber blass blieben.
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Das fiel auf:
- Ohne Nasri fehlte den Franzosen vor allem in der ersten halben Stunde ein kreativer Spieler im Mittelfeld, der die Bälle verteilen und das Umschaltspiel schnell machen kann. Benzema ließ sich immer wieder weit zurückfallen, um die Bälle schon an der Mittellinie in Empfang zu nehmen. Dadurch fehlte den Franzosen aber eine Anspielstation im Angriff.
- Spanien kontrollierte mit seinem Passspiel das Spiel, ging dabei aber wenig Risiko und wenig Tempo ein. Arbeloa rückte nie mal mit Tempo in den Freiraum auf seiner rechten Seite.
- Dem Titelverteidiger gelang es aber immer wieder durch ein überragendes Spiel ohne Ball, sich aus dem engmaschigen Netz der Franzosen im Zentrum zu befreien. Wenn Xavi, Alonso oder Busquets von drei Gegenspielern attackiert wurden, fanden sie dennoch fast immer eine Anspielstation.
- Frankreich hatte enorme Probleme im Aufbauspiel, wenn Spanien frühes Pressing spielte. Gefahr für Spanien entstand nur, wenn Ribery einen seiner seltenen Flügelsprints anzog. Allerdings fehlten ihm und Benzema die Unterstützung der Mitspieler in der Offensive.
- Die Viererkette der Spanier stand stabiler als in der Vorrunde. Sergio Ramos gewann 80 Prozent seiner Zweikämpfe, über Albas Seite entwickelte Frankreich null Gefahr.
- Frankreich ging in der zweiten Halbzeit mehr Risiko, konnte sich aber keine einzige echte Torchance herausspielen. Spanien zog sich gegen Ende relativ weit zurück. Der unbedingte Wille, das Spiel zu drehen, war bei den Franzosen aber nicht erkennbar.
Spanien - Frankreich: Daten zum Spiel