EM

Frankreichs Rückfall in alte Zeiten

SID
So sehen Verlierer aus: Dank der Niederlage gegen Schweden wartet jetzt der Titelverteidiger
© Getty

Eilig hatte es die französische Mannschaft in Kiew nicht, der Zeitplan der Federation Francaise de Football erlaubte eine gewisse Gemütlichkeit. Erst am Mittwochnachmittag verabschiedeten sich Franck Ribery und Co. aus der ukrainischen Hauptstadt. Ob sie den Endspielort während der EM noch einmal zu Gesicht bekommen werden, ist indes äußerst fraglich.

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Denn mit dem 0:2 (0:0) gegen Schweden hat die "Equipe Tricolore" nicht nur ihren Ruf des Geheimfavoriten, sondern auch die gute Ausgangsposition verspielt.

Welt- und Europameister Spanien - und nicht Italien - heißt nun für die Franzosen der nächste Gegner am Samstag im Viertelfinale. Gut möglich, dass es auch der letzte in diesem Turnier ist. Denn die Mannschaft von Laurent Blanc erlebte einen Rückfall in vergessen geglaubte Zeiten.

Vieles erinnerte beim Auftritt im Olympiastadion an die Schmach von Südafrika vor zwei Jahren, als sich Frankreich als zerstrittene Gemeinschaft mit desolaten Leistungen in der WM-Vorrunde sang- und klanglos verabschiedete. Die folgende Serie von 655 Tagen oder 23 Länderspielen ohne Niederlage wirkte nun wie mit einem Schlag verflogen.

Ribery: "Stehen nicht unter Schock"

Vermochten sie gegen bereits ausgeschiedene Schweden wenig auszurichten, kämpften die Franzosen immerhin im Nachgang gegen die Weltuntergangsstimmung an. "Wir sollten die Niederlage nicht dramatisieren, denn wir stehen im Viertelfinale und nur das zählt. Wir stehen nicht unter Schock", sagte Bayern-Star Ribery.

Und Blanc ergänzte: "Alle Spieler haben nicht ihr Niveau erreicht. Aber das Wichtigste ist, dass wir qualifiziert sind. Obwohl die Schweden toll gespielt haben, fahren sie nach Hause."

Optimismus, der im französischen Lager schwer fiel. "Erniedrigt, aber qualifiziert", titelte die Zeitung "Le Figaro" am Mittwoch und "France Football" schrieb: "Die Blauen kommen durch die Hintertür geschlichen." Doch Blanc erinnerte daran, in welchem Zustand er vor zwei Jahren die Mannschaft übernommen habe.

Damals habe er vom EM-Viertelfinale als Ziel gesprochen und jeder hätte das unterschrieben. "Kroatien hat gezeigt, wie man gegen Spanien spielen muss. Daran müssen wir uns orientieren", betonte Blanc. Er räumte aber ein, dass es schwer sei, wenn man nicht oft den Ball bekommen werde.

Abwehrchef Mexes gegen Spanien gesperrt

Gegen Schweden hatten sie oft den Ball, wussten aber nicht viel damit anzufangen. Ideenlos wirkte das Offensivspiel gegen die physisch stärkeren Skandinavier. Doch die größten Mängel hatte nicht nur Blanc in der Hintermannschaft ausgemacht. Haarsträubende Abwehrfehler leisteten sich Abwehrchef Philippe Mexes und seine Nebenspieler. Mit den Gegentreffern durch Zlatan Ibrahimovic (54.) und Sebastian Larsson (90.+1) waren die Franzosen noch gut bedient.

"Wir hätten es uns einfacher machen können", befand Blanc. So stand unter dem Strich nur der zweite Tabellenplatz hinter England - mit der bescheidenen Ausbeute von nur vier Punkten.

Ein Sieg der Ukraine gegen England hätte ausgereicht, und schon wäre das Aus des zweimaligen Europameisters besiegelt gewesen. Und zu allem Überfluss sah Mexes auch noch die zweite Gelbe Karte und ist somit gegen Spanien gesperrt.

Immerhin konnte Samir Nasri dem Spiel noch positive Seiten abgewinnen. "Spanien? Für mich sind sie nicht der Favorit. Deutschland hat für mich den besseren Eindruck hinterlassen. Es ist schwerer gegen Italien als gegen Spanien zu spielen, weil die Italiener vier Verteidiger und drei defensive Mittelfeldspieler auf dem Platz haben", sagte der Star von Manchester City. Eine Meinung, die er an diesem so ernüchternden Abend exklusiv hatte.

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