Vor 38.000 Zuschauern in Breslau gingen die Tschechen durch einen Doppelschlag von Petr Jiracek (3.) und Vaclav Pilar (6.) früh mit 2:0 in Führung. Theofanis Gekas gelang nach einem Fehler von Keeper Petr Cech lediglich noch der Anschlusstreffer (53.).
Tschechien hat durch den Erfolg nun drei Punkte auf dem Konto und kann mit einem Sieg im abschließenden Gruppenspiel gegen Polen den Einzug ins Viertelfinale perfekt machen. Griechenland steht dagegen mit nur einem Zähler vor dem Aus.
Reaktionen:
Fernando Santos (Trainer Griechenland): "Das Spiel hat schlecht für uns begonnen. Ich habe meine Spieler gewarnt, aber es ist trotzdem passiert. In der Qualifikation haben wir in zehn Spielen nur vier Gegentore kassiert, hier schon drei in zwei Spielen. Diese ersten Minuten sind uns teuer zu stehen gekommen. Wir haben in der zweiten Hälfte noch alles versucht, sind aber nicht mehr zum Ausgleich gekommen. Ein wenig Hoffnung haben wir noch."
Michal Bilek (Trainer Tschechien): "Unsere Veränderungen in der Startelf haben sich ausgezahlt. Wir haben eine großartige erste Hälfte gespielt, das Spiel kontrolliert und zwei Tore geschossen. Die erste Hälfte war großartig. Tomas Rosicky hat eine Verletzung erlitten und wir haben seine kreativen Stärken vermisst. Nach dem dummen Gegentor sind wir dann noch weiter unter Druck geraten."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Die Griechen mit vier Änderungen: K. Papadopoulos, Fortounis, Fortakis und Salpingidis ersetzen A. Papadopoulos, Ninis, Gekas und den gesperrten Sokratis. Bei den Tschechen beginnen Hübschmann und Limbersky für Hubnik und Rezek.
3., 0:1, Jiracek: Torosidis mit dem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung. Hübschman gelangt an den Ball, zieht ins Zentrum und spielt den perfekten Pass in die Nahtstelle der griechischen Verteidigung. Jiracek bekommt die Kugel und lässt Chalkias mit seinem Abschluss keine Chance.6., 0:2, Pilar: Gebre Selassie setzt sich auf rechts durch, erreicht die Grundlinie und passt flach in die Mitte. Pilar rutscht in den Ball, setzt sich gegen Torosidis und Katsouranis durch und drückt die Kugel über die Linie.
23.: Bei den Griechen muss Keeper Chalkias runter, weil er sich offenbar am Oberschenkel verletzt hat. Sifakis kommt dafür zwischen die Pfosten.
29.: Rosicky bekommt im zentralen Mittelfeld den Ball, hat viel Platz und setzt aus 25 Metern zum Flachschuss an. Sifakis muss sich strecken, um das Leder aus der linken Ecke zu fischen.
53., 1:2, Gekas: Samaras mit einem schlechten Pass ins Sturmzentrum. Cech und Sivok gehen Richtung Ball. Sivok bleibt weg - und Cech rutscht die Kugel durch die Finger. Gekas braucht aus zwölf Metern nur noch ins leere Tor einzuschieben.
Fazit: Verdienter Sieg für Tschechien, das gegen schwache Griechen in Durchgang eins den Grundstein zum Dreier legte. Hätte Cech nicht gepatzt, hätte man wohl nicht bis zum Ende zittern müssen.
Der Star des Spiels: Tomas Hübschman. War beim EM-Auftakt zunächst nur Reservist. Rutschte nun ins Team und war im defensiven Mittelfeld der Tschechen Stabilisator und Ideengeber zugleich. Behielt stets die Übersicht und bereitete mit einem feinen Pass das 1:0 durch Jiracek vor.
Der Flop des Spiels: Vassilios Torossidis. War auf der rechten Abwehrseite erneut eine echte Enttäuschung. Schaltete sich viel zu selten mit nach vorne, spielte fast nur Querpässe und hatte in der Defensive große Mühe mit dem quirligen Pilar. Schwacher Trost: Die meisten seiner Kollegen waren nicht besser.
Der Schiedsrichter: Stephane Lannoy. Der Franzose gab nicht immer eine gute Figur ab. Wartete mit seinen Entscheidungen bisweilen zu lange. Stark allerdings, dass er Fotakis' Abseitsstellung vor dem vermeintlichen Anschlusstreffer sah (40.).
Die Trainer:
Fernando Santos konnte erneut nicht verhindern, dass seine Mannschaft wie schon gegen Polen die Anfangsphase völlig verschlief. Brachte zur Pause Angreifer Gekas für Mittelfeldmann Fotakis und bewies damit wie im ersten Spiel, als Joker Salpingidis traf, ein gutes Händchen.
Michal Bileks Umstellungen und Wechsel griffen allesamt. Vor allem die Versetzung von Jiracek auf Rechtssaußen und die Hereinnahme von Hübschman erwiesen sich als Schlüsselmaßnahmen. Die Kritik, die Bilek nach der Russland-Pleite einstecken musste, dürfte vorerst vergessen sein.
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Das fiel auf:
- Tschechien von Beginn an enorm giftig, mit frühem Pressing und ordentlicher Härte in den Zweikämpfen. Griechenland immer einen Schritt zu spät und ungewohnt zaghaft.
- Die beiden frühen Tore fielen beide nach dem gleichen Muster: Aus dem Zentrum wurde ein Außenbahnspieler per Pass in die Tiefe bedient. Beim ersten schloss Jiracek direkt ab, beim zweiten legte Gebre Selassie quer auf Pilar.
- Griechenland vor der Pause in allen Belangen katastrophal und im Spiel nach vorne unheimlich eindimensional. Meist wurden die Bälle nur weit und hoch nach vorne geschlagen.
- Der große Unterschied: Während Tschechien auf beiden Außenbahnen unheimlich viel Betrieb machte und die beiden Außenverteidiger regelmäßig mit anliefen, passierte bei den Griechen über die Flügel nichts.
- In Griechenlands Mittelfeld bekamen Maniatis und Karagounis das Spiel zu keiner Zeit in den Griff, bei den Tschechen ergänzte sich das Duo Rosicky (offensiver Taktgeber) und Hübschman (defensiver Stratege) dagegen perfekt.
- Durch die Auswechslung von Rosicky (angeschlagen) ging dem tschechischen Spiel Ruhe und Kontrolle verloren, zumal die Griechen nach dem kapitalen Schnitzer von Cech plötzlich wieder im Spiel waren und das Risiko erhöhten.
- Griechenlands Manko: Es mangelte an Ideen, Überraschungsmomenten und Zuspielen in die Spitze, so dass das tschechische Tor bis zum Ende kaum noch ernsthaft in Bedrängnis kam.
Griechenland - Tschechien: Daten zum Spiel