EM

Griechenland schafft das Wunder

Von Bastian Strobl / Manuel Herter
Georgios Karagounis (l.) erzielte das goldene Tor für Griechenland
© spox

Griechenland ist überraschend ins EM-Viertelfinale eingezogen. Die Mannschaft von Fernando Santos gewann gegen Russland mit 1:0 (1:0). Für die Sbornaja ist die EM damit bereits vorbei.

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Im ausverkauften Warschauer EM-Stadion erzielte Georgios Karagounis das Tor des Abends (45.+2). Bitter: Der Kapitän ist in der nächsten Runde gelbgesperrt.

Der Europameister von 2004 zieht mit vier Punkten als Gruppenzweiter ins Viertelfinale ein und würde nach derzeitigen Stand auf Deutschland treffen.

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Für Russland ist die EM dagegen vorbei. Andrej Arschawin und Co. müssen als Dritter der Gruppe A die Koffer packen. Für Dick Advocaat war es zudem das letzte Spiel als Trainer der Sbornaja. Der Niederländer geht nach Eindhoven.

Reaktionen:

Fernando Santos (Trainer Griechenland): "Wir sind sehr, sehr glücklich. Wir haben allen Griechen eine Freude bereitet. Das war sehr wichtig für uns. Das Ergebnis war die Frucht harter Arbeit auf dem Platz. Gott war heute auf unserer Seite und wir haben es ins Viertelfinale geschafft. Die Freude ist immens. Wir sind alle stolz. Heute ist die Zeit zu feiern."

Dick Advocaat (Trainer Russland): "Ich mache keinem Spieler einen Vorwurf. Wir haben sehr gut gespielt. Wir haben angegriffen und Griechenland hat nur verteidigt. Dann schießt Griechenland plötzlich das Tor, und in der zweiten Halbzeit war es sehr schwierig für uns. Wir waren 16 Spiele ungeschlagen, wir hätten heute gewinnen müssen. Leider ist unsere Serie gerissen, so ist Fußball. Respekt an Griechenland. Ich weiß nicht, warum es nicht richtig funktioniert hat. Wenn jemand sagt, wir hätten nicht gut gespielt, kann ich das nicht verstehen. Wir haben gut gespielt, wir haben angegriffen und uns viele Chancen erspielt. Die haben wir leider vergeben."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Griechenlands Coach Santos verändert seine Startformation auf vier Positionen. Im Tor muss Chalkias passen (Oberschenkelprobleme), dafür spielt Sifakis. Vorne erhält Gekas den Vorzug gegenüber Fortounis. Zudem beginnen Sokratis und Tzavellas statt Fotakis und Holebas. Bei den Russen ersetzt Gluschakow den kranken Syrjanow.

6.: Eine Ecke von rechts bugsiert Katsouranis per Direktabnahme auf das Tor. Doch Malafeev ist zur Stelle und kann gerade noch mit der rechten Hand klären.

13.: Kerschakow zieht aus halblinker Position am Strafraumrand ab. Sein Rechtsschuss zischt nur um Haaresbreite am Kreuzeck vorbei.

16.: Schirkow legt ein tolles Solo aus der eigenen Hälfte hin, dringt bis in den Sechzehner ein und legt dann in die Mitte zurück. Sein Querpass findet aber keinen Abnehmer.

45.+2, 1:0, Karagounis: Schirkow verlängert einen griechischen Einwurf unglücklich mit dem Kopf. Karagounis schnappt sich den Ball und schießt humorlos an Malafejew vorbei ins Tor.

63.: Berezutskiy trifft Karagounis im Strafraum. Der Grieche fällt, aber die Pfeife des Schiedsrichters bleibt stumm. Fehlentscheidung!

70.: Tzavellas setzt einen Freistoß per schönem Schlenzer über die Mauer ans Kreuzeck.

75.: Denisov versucht es mit einem Drop-Kick aus 25 Metern, doch Sifakis ist blitzschnell am Boden.

84.: Nach einer Arschawin-Flanke hat Dsagojew die Riesen-Chance zum Ausgleich. Doch sein Kopfball geht um Zentimeter links am Tor vorbei!

Fazit: Russland verzweifelt am griechischen Bollwerk. Griechenland setzte gezielt Nadelstiche und steht nicht unverdient im Viertelfinale.

Der Star des Spiels: Georgios Karagounis. Der Kapitän bestritt gegen Russland sein 120. Länderspiel und stellte damit den Rekord von Zagorakis ein. Spulte viele Kilometer ab und ging als unermüdlicher Kämpfer vorne weg. Zudem störte der 35-Jährige immer wieder erfolgreich Russlands Dreifach-Sechs beim Spielaufbau. Mit seinem Treffer wurde er endgültig zum Mann des Abends.

Der Flop des Spiels: Georgios Tzavellas. Der Linksverteidiger sollte als Holebas-Ersatz für mehr Stabilität in der Abwehr sorgen. Doch das Gegenteil war der Fall. Fast jeder gefährliche Angriff der Russen lief über seine Seite.

Der Schiedsrichter: Jonas Eriksson. Der Schwede lag einige Mal daneben. Auch die Elfmeter-Szene um Karagounis beurteilte der 38-Jährige falsch. Schwache Vorstellung.

Die Trainer:

Fernando Santos wollte mit einer neu formierten Viererkette den russischen Angriffswirbel stoppen. Doch gerade sein Schachzug mit Tzavellas ging nach hinten los. Erst durch hektische Anweisungen nach 20 Minuten zeigte sich die griechische Hintermannschaft verbessert.

Dick Advocaat fand keinen Weg, den Ausfall Syrjanows adäquat zu ersetzen. Bemängelte in der ersten Halbzeit zudem die fehlende Zielstrebigkeit seiner Spieler. Mit der Einwechslung Pawljutschenkos wollte er dies ändern, was jedoch nur bedingt gelang.

Das fiel auf:

  • Griechenland begann ungewohnt offensiv und sorgte für die ersten gefährlichen Szenen. Gerade bei Standardsituationen zeigte sich Russlands Abwehr nicht sattelfest.
  • Die Sbornaja brauchte einige Zeit, um im Spiel anzukommen. Erst als die Dreifach-Sechs um Schirokow mehr Zugriff fand, übernahmen die Russen das Kommando, ohne dabei jedoch zu glänzen.
  • Ab Mitte der ersten Hälfte drückte Russland den Gegner in die eigene Hälfte. Griechenland grifft erst 35 Meter vor dem eigenen Tor an und ließ dadurch den Russen kaum Platz für ihr Kombinationsspiel, brachte sich aber durch unnötige Ballverluste im Spielaufbau häufig selbst in Bedrängnis.
  • Das Tor stellte die Partie auf den Kopf: Während die Griechen wie verwandelt aus der Kabine kamen, schlichen sich bei Russland einige Ungenauigkeiten ein. Von Hochgeschwindigkeits-Fußball keine Spur - die Advocaat-Elf spielte wie im Handball um den griechischen Strafraum herum, ohne das Bollwerk zu knacken.
  • Russland schien keinen Plan B zu haben. Der Favorit kam zwar noch zu einigen Möglichkeiten, zeigte sich größtenteils ideenlos. Auch das viel gelobte kreative Mittelfeld konnte in der letzten halben Stunde die Niederlage nicht mehr verhindern.
  • Griechenland konzentrierte sich zwar nach der Holebas-Einwechslung auf die Defensive, blieb aber weiter gefährlich und war dem 2:0 eigentlich näher als Russland dem Ausgleich.

Griechenland - Russland: Daten zum Spiel

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