Salih Özcan kann sein doppeltes Heimspiel kaum erwarten. "Das wird der Wahnsinn. Die gelbe Wand wird rot-weiß sein", sagt der türkische Nationalspieler, und er muss es wissen.
Denn Özcan ist nicht nur einer von fünf Spielern im EM-Kader der Türkei, die in Deutschland geboren sind, sondern kennt als BVB-Profi auch noch das Westfalenstadion wie aus seiner Westentasche.
Entsprechend groß ist die Vorfreude. "Wir werden in Deutschland wie Gastgeber sein, vor allem bei den Spielen in Dortmund. Das ist ein Vorteil für uns", sagt Özcan.
Auch Kapitän Hakan Calhanoglu fiebert dem Auftakt gegen EM-Neuling Georgien am Dienstag (18.00 Uhr RTL und MagentaTV) entgegen.
"Wir werden das Gefühl haben, zu Hause zu sein", sagt der langjährige Bundesliga-Profi.
Calhanoglu: "Diese Situation tut mir weh"
Calhanoglu ist in Mannheim geboren, Özcan in Köln, und auch Kaan Ayhan (Gelsenkirchen), Kenan Yildiz (Regensburg) und Cenk Tosun (Wetzlar) erblickten in Deutschland das Licht der Welt.
Özcan, Ayhan und Tosun liefen in der Jugend sogar für DFB-Teams auf, Özcan wurde 2021 gar unter dem späteren türkischen Nationaltrainer Stefan Kuntz U21-Europameister.
Zwei Herzen in einer Brust machen es aber auch nicht immer leicht. Bei Besuchen in der Heimat seiner Eltern fühle er sich manchmal "wie ein Ausgestoßener, sagte Calhanoglu unlängst bei TRT Spor, und "diese Situation tut mir weh".
Das könnte sich ändern, sollte er bei der EM so glänzen wie zuletzt bei Inter Mailand.
Ayhans Äußerung sorgt für viel Aufregung
In Dortmund wird die Türkei jedenfalls ein echtes Heimspiel haben. Einen Vorgeschmack gab es bereits im November beim Länderspiel zwischen Deutschland und der Türkei (2:3) in Berlin, als die türkischen Fans die DFB-Elf an ein Auswärtsspiel glauben ließen.
Ayhans Äußerung, dass die EM gar zu einer Art Heim-Turnier für die Türkei werden könnte, sorgte für viel Aufregung, sogar Julian Nagelsmann runzelte die Stirn.
"Ich weiß nicht, ob man so eine Aussage tätigen muss", sagte der Bundestrainer damals.
Nagelsmanns Antwort "nicht so cool"
Nagelsmanns Antwort habe er "nicht so cool" gefunden, sagte Ayhan nun dem Magazin 11Freunde: "Generell habe ich das Gefühl, dass meine Aussage leider missverstanden wurde."
Deutschland sei für ihn "immer noch Heimat, nicht nur geografisch, sondern auch kulturell." Er habe viel mehr seine Anerkennung für das Land und seine Vorfreude ausdrücken wollen. Über das Thema zu sprechen sei eben "verdammt kompliziert."
Denn: Nur deutsch sein oder nur türkisch, das sei für ihn nie möglich gewesen, sagt Ayhan, der inzwischen für Galatasaray spielt: "Ich fühle mich in Istanbul zu Hause - und in Gelsenkirchen sowieso."
Und am Dienstag sogar in Dortmund - auch wenn sich das für einen Ex-Schalker sicher komisch anhört.