"Ich verstehe es, und ich ducke mich nicht weg", sagte der Nationaltrainer, der nach dem 0:0 gegen Slowenien in Köln von den Fans mit Pfiffen und Buhrufen verabschiedet wurde.
"Besser es trifft mich als die Spieler", betonte Southgate: "Wir kommen nur weiter, wenn wir alle zusammenhalten. Diese Energie der Fans ist für uns von entscheidender Bedeutung."
Doch auch Harry Kane, Jude Bellingham und Co. bekamen auf der Ehrenrunde im Stadion Pfiffe zu hören. Die Boulevardzeitung Sun schrieb von einem "gähnend langweiligen Unentschieden". Und Southgate sei ein "Umkehralchemist, der Gold in unedle Metalle" verwandle.
Der Coach selbst lobte seine Spieler, auf die er "sehr, sehr stolz" sei, schließlich sei der Umgang mit diesen immens großen Erwartungen "sehr herausfordernd". Die zweite Halbzeit hätte England "komplett dominiert, und wir hatten einige gute Chancen, die wir leider nicht verwertet haben."
Christoph Kramer mit scharfer Kritik an Gareth Southgate
Kein gutes Haar an Southgate ließ derweil auch Deutschlands Rio-Weltmeister Christoph Kramer. Im ZDF kritisierte er in seiner Funktion als TV-Experte: "Normalerweise hast du als Trainer eine klare Idee und wenn die nicht klappt, rastest du aus. Du versuchst, deinen Spielern etwas mitzugeben. Das macht er (Southgate, d. R.) gar nicht. Das finde ich so komisch. Er lässt diese Weltklasse-Mannschaft einfach spielen. Nach der ersten Halbzeit, die wir von England gesehen habe, dachten wir schon: Da passiert ja gar nichts!"
Für Kramer unverständlich: Southgate ändere trotz der biederen Auftritte bei der Endrunde weder Marschroute noch Personal. "Er schickt einfach die Elf ins Rennen", so der Gladbacher. "Es ist egal, wer da spielt. Die tun mir teilweise leid, die werden da hingeschickt. Da kannst du ein Spielermaterial haben, so wie du möchtest. Wenn du so in ein Spiel geschickt wirst, hast du keine Chance."
Christoph Kramer über England: "Mir fehlt die Fantasie"
England trifft jetzt am Sonntag (18 Uhr) in Gelsenkirchen auf einen Gruppendritten. Das drohende Achtelfinalduell mit Deutschland, das die Medien als "Albtraum-Szenario" beschrieben hatten, vermieden die Engländer immerhin.
"Die öffentliche Erwartungen" sei größer als zuletzt, sagte Southgate. Das liege aber auch an den guten Leistungen bei den vergangenen Turnieren. "Wir haben dafür gesorgt, dass England wieder Spaß macht." Jetzt sei es "mein Job, sicherzugehen, dass das Team bestmöglich spielt."
Christoph Kramer hat den Glauben daran allerdings verloren: "Jetzt haben wir drei solche Spiele gesehen und mir fehlt die Fantasie, dass das im vierten anders sein sollen. Egal gegen wen es geht: Im nächsten Spiel sind die weg."