Während in Tschechien das ganze Land auf die verletzte Achillessehne von Tomas Rosicky schaut und auf einen Einsatz des Regisseurs hofft, leisten sich die Polen eine Luxus-Diskussion um die Torhüter-Position.
Die hat es allerdings in sich: Wojciech Szczesny vom FC Arsenal, den manche schon für Weltklasse hielten, flog im Eröffnungsspiel nach dem zweiten schweren Fehler vom Feld und machte Platz für den bescheiden auftretenden Przemyslaw Tyton, der den fälligen Elfmeter der Griechen hielt und auch gegen Russland überzeugte.
Smuda: "Kein Problem mit dieser Frage"
"Wir haben kein Problem mit dieser Frage", behauptet allerdings Nationaltrainer Franciszek Smuda, was jedenfalls für ihn selbst stimmt. Smuda hat die Entscheidung offiziell an seinen Torwart-Trainer Jacek Kazimierski delegiert. Für den sollte kein Faktor sein, dass Szczesny äußerst populär und in gefühlt jedem zweiten Werbespot im polnischen Fernsehen zu sehen ist, während Tyton höchstens mal sein Kreuz küsst, das immer am Hals hängt.
Die pikante Debatte hat für die Fans den angenehmen Effekt, sich weniger mit den unberechenbaren Tschechen beschäftigen zu müssen. "Jeder weiß, dass sie angreifen und Chancen kreieren können", sagt Polens Mittelstürmer Robert Lewandowski, "die zwei schnellen Tore gegen Griechenland werden uns sehr aufmerksam sein lassen."
Auf dem Dortmunder ruhen alle Hoffnungen, dass Polen das notwendige eine Tor mehr schießt, doch Lewandowski mahnt Geduld an: "Wir müssen bei unserer Taktik bleiben und Disziplin bewahren, dann habe wir die beste Chance."
Chancen rechnen sich aber auch die Tschechen aus. "Polen muss gewinnen, uns reicht eventuell ein Unentschieden. Sie müssen angreifen, das wird uns entgegenkommen", sagt der Leverkusener Tscheche Michal Kadlec. "Der Druck der Anfangstage ist weg", sagt Polens Mittelfeldspieler Adam Matuschyk vom 1. FC Köln, "jetzt sind wir im Turnier angekommen und werden gegen die Tschechen unsere Hausaufgaben erledigen."
Cech: "Wir wollen die drei Punkte"
Die Hausaufgaben der Polen sind aber kein Selbstläufer: Der Co-Gastgeber (zwei Punkte) muss gewinnen, um - dann wahrscheinlich als Zweiter hinter Gruppenfavorit Russland (vier Punkte) - ins Viertelfinale einzuziehen. Dort könnte mit einiger Wahrscheinlichkeit Deutschland der Gegner sein: "Ein Traum", sagt Matuschyk. Auch für die Tschechen wäre die DFB-Auswahl ein willkommener Gegner. Schließlich scheiterte die "Goldene Generation" 1996 erst im EM-Finale - gegen Deutschland.
Die tschechischen Chancen auf ein mögliches Duell mit der DFB-Auswahl bezifferte Torhüter Petr Cech auf 50:50. "Wir schauen aber nicht auf das andere Ergebnis. Wir wollen die drei Punkte", sagt Cech. Die Chancen dürften aber drastisch sinken, sollte Rosicky nicht spielen können. "Falls er nicht dabei ist, wird es schwierig. Dann werden wir für ihn gewinnen, damit er dann im Viertelfinale wieder dabei sein kann", kündigt Cech an.
Der Keeper von Champions-League-Sieger FC Chelsea selbst wird trotz Schulterproblemen wohl spielen können. Der Wolfsburger Petr Jiracek gibt zu, dass er schon an den möglichen Viertelfinal-Einzug denkt. "Ich glaube, dass wir das richtige Ergebnis schaffen werden", sagt der Mittelfeldspieler.
Wojciech Szczesny im Steckbrief