Die Szene steht sinnbildlich für das Problem, das die portugiesische Nationalmannschaft schon seit Jahren hat: Im Sturmzentrum fehlt ein Vollstrecker.
So wird wohl einmal mehr Superstar Ronaldo die Hauptlast für das portugiesische Offensivspiel tragen und nicht nur auflegen, sondern auch die nötigen Tore erzielen müssen.
Ronaldo klonen?
So würden die Portugiesen den Linksaußen von Real Madrid am liebsten wohl klonen. In der vergangenen Saison erzielte der 27-Jährige 46 Treffer in der Liga, in der Spielzeit zuvor waren es 40 gewesen.
Auch in der EM-Qualifikation war Ronaldo mit sieben Toren in acht Spielen der mit Abstand beste Schütze für sein Land. Die beiden Stürmer Postiga sowie der frühere Bundesligaprofi Hugo Almeida kamen zusammen auf die gleiche Anzahl an Treffern.
"Was er leistet, ist großartig. Ronaldo ist der Protagonist Portugals, der ein Spiel alleine entscheiden kann", sagte Bundestrainer Joachim Löw unter der Woche. Und DFB-Kapitän Philipp Lahm schwärmte: "Er ist sehr dynamisch, sehr schnell und hat einen sehr guten Torabschluss mit beiden Beinen und dem Kopf."
Seleccao ist berechenbar geworden
Doch so zuverlässig Ronaldo seine Tore erzielt, so berechenbar ist die Seleccao geworden. Fußball spielen können sie alle in der portugiesischen Nationalmannschaft, sei es Stoßstürmer Postiga, die Flügelstürmer Nani und Ricardo Quaresma oder auch Mittelfeldallrounder Joao Moutinho.
Aber allzu sehr ist das Spiel auf Ronaldo zugeschnitten - weil er die einzige effektive Kraft in der Offensive ist. Sein Trainer Paulo Bento weiß aber auch: "Ohne das starke Kollektiv im Rücken ist es sehr schwer, der große Star zu sein, auch für Spieler mit der Qualität eines Cristiano Ronaldo."
Also sprach unter der Woche auch Moutinho den im Aufgebot stehenden Sturmspitzen Postiga, Almeida sowie dem 20-jährigen Nelson Oliveira Mut zu. "Wir haben drei exzellente Stoßstürmer. Wir alle müssen so spielen, dass sie eben auch die Möglichkeiten bekommen, Tore zu erzielen", sagte Moutinho - und meinte es wirklich gut mit ihnen.
Gegen Deutschland stürmt wohl Postiga
Denn bei der 1:3-Testspielniederlage gegen die Türkei am vergangenen Samstag legte Ronaldo ein ums andere Mal seinen Kollegen auf. Aber vor allem der ehemalige Werder-Profi Almeida vergab eine Vielzahl an Möglichkeiten, weshalb gegen Deutschland der beweglichere und technisch begabtere Helder Postiga auflaufen dürfte.
Der 29-Jährige hat mit seinem Klub Real Saragossa eine durchwachsene Saison hinter sich gebracht, in 33 Ligaspielen erzielte er nur neun Treffer. Eine Quote, über die ein Cristiano Ronaldo nur schmunzeln dürfte.
Auf der anderen Seite sind sie die Portugiesen die Probleme im Angriff gewohnt. Der letzte verlässliche Schütze war Pauleta, der 2006 seine internationale Karriere beendet und bis dahin 47 Tore in 88 Spielen für die Seleccao erzielt hatte. Am Samstag gegen Deutschland würde Trainer Bento gerne auf einen Stürmer ähnlicher Qualität setzen. So aber liegt eine große Verantwortung auf den Schultern von Ronaldo.