EM

Rooney vs. Balotelli

SID
Die Hoffnungen ganz Englands ruhen auf Stürmer Wayne Rooney
© Getty

Bei den einen geht es um das Überwinden der erfolglosen Vergangenheit, die anderen suchen Trost für die Probleme der Gegenwart - vor dem EM-Viertelfinale am Sonntag (20.30 Uhr im LIVE-TICKER) in Kiew sind die Ausgangspositionen von England und Italien ganz unterschiedlich. Vor allem die Stürmer rücken in den Blickpunkt.

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Die Engländer dürsten nach einem Erfolg. Seit 46 Jahren kein Titel, seit 16 Jahren kein Halbfinale, seit 15 Jahren kein Sieg gegen Italien. Die Probleme der Italiener liegen dagegen in der Gegenwart. Die Eurokrise beutelt das Land, wieder mal erschüttert ein Wettskandal den Fußball und macht auch vor der Nationalmannschaft nicht halt - ein gutes Abschneiden bei der EM würde Italien gut tun, hat sogar Staatspräsident Giorgio Napolitano gesagt.

Bei den beiden Mannschaften herrscht Respekt voreinander, aber auch Zuversicht. "Italien hat ein sehr gutes Team", sagt der englische Torwart Joe Hart und fügt an: "Wir sind Gewinner und gekommen, um für uns und unser Land zu siegen."

Italiens Verteidiger Leonardo Bonucci konstatiert: "Wir waren im Turnier etwas besser als die Engländer. Um weiterzukommen, müssen wir als Kollektiv funktionieren und alle den vollen Einsatz bringen."

"Messias" Rooney?

Im Spiel am Sonntag wird es vor allem auf die Stürmer ankommen. Bei den Italienern sind alle Augen auf Mario Balotelli von Manchester City gerichtet. Für den 21 Jahre alten Stürmer mit dem dünnen Nervenkostüm wird die Partie erneut zur großen Belastungsprobe - nicht nur weil er einigen Mannschaftskameraden gegenüberstehen könnte, wenn er denn von Beginn an spielt, sondern auch weil er im Fall der Fälle wohl als direkten Gegenspieler Scott Parker haben würde.

In der Premier League hatte Balotelli dem englischen Nationalspieler Ende Januar gegen den Kopf getreten und eine Risswunde zugefügt. Dafür wurde er für vier Spiele gesperrt. Obwohl sich Parker sicher ist, dass Balotelli seine "Strafe verdient" hat, sagt er: "Ich hege keinen Groll gegen ihn."

In England wird Angreifer Wayne Rooney bereits als "Messias" gefeiert. Der 26 Jahre alte Stürmer von Manchester United hatte in der letzten Gruppenpartie beim 1:0 gegen die Ukraine sein insgesamt 29. Tor für England erzielt. Rooney selbst versucht, den Druck zu senken. "Wir haben 23 Spieler im Kader. Ich kann nicht allein das Turnier gewinnen."

"Rooney allein ist nicht England", sagt auch Bonucci und lobt vor allem die englische Defensive, die sich in den vergangen Jahren stark verbessert habe - auch Dank der italienischen Trainer. Zuletzt holte Roberto Mancini mit Manchester City die Meisterschaft, Roberto Di Matteo gewann mit dem FC Chelsea die Champions League. Ein anderer Italiener wird am Sonntag nicht dabei sein, obwohl er die Engländer zur EM geführt hat. Fabio Capello quittierte seinen Job als Trainer der "Three Lions" im Februar nach Streit mit dem Verband.

Hodgson - "ein italienischer Engländer"

Capellos Nachfolger Hodgson ist zwar Engländer, hat aber umfassende Italien-Erfahrung. So trainierte er Mitte der 90er Jahre Inter Mailand. "Roy Hodgson ist ein italienischer Engländer", befand gar ManCity-Coach Mancini.

"England wartet auf den Gegner und schlägt ihn dann mit Kontern. Das ist die Art von Fußball, die wir Italiener lange meisterhaft beherrscht haben. Sie haben verstanden, dass es darauf ankommt zu gewinnen", sagt Mancini.

Und trotzdem sind da noch die Schatten der Vergangenheit, wenn die Partie nicht nach 90 oder 120 Minuten entschieden sein sollte: Bislang unterlag die englische Nationalelf in fünf von sechs Elfmeterschießen bei Europa- und Weltmeisterschaften. Hodgson ließ bereits Elfmeter üben.

"Natürlich nehmen wir das jetzt etwas ernster, aber kann man Elfmeterschießen wirklich vorher üben?", fragt er rhetorisch. "Am Ende kommt es auf deine Gelassenheit, deine Zuversicht an, auf die Fähigkeit, alles abzublocken und zu vergessen, was es bedeutet, zu treffen oder zu verschießen."

Der komplette Spielplan der EM 2012

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