Als SPOX Ende Dezember das Zwischenfazit zur Hinserie der 3. Liga zog, fand User Cryss eine eigene Überschrift für den Absatz über Carsten Kammlott. Zugegeben: "Age of Kammlott" lehnt sich nicht nur an die Artus-Sage an, sondern ist so früh in seiner Karriere etwas hochgestochen, doch in Erfurt ist man sich sicher, dass er eine große Karriere vor sich hat.
"Er bringt die Dinge mit, die man heutzutage einfach braucht: Schnelligkeit, Technik, gutes Kopfballspiel und Ausdauer. Carsten ist keiner, der rumsteht. Im Gegenteil, er gibt Gas, mit ihm kann man gutes Pressing spielen. Was ihm noch fehlt, das kann er lernen. Das Talent dazu hat er", sagt sein Trainer Rainer Hörgl zu SPOX.
Tore im richtigen Moment
In Erfurt musste sich Kammlott gegen prominente Konkurrenten wie den erstligaerfahrenen Chhunly Pagenburg und den mittlerweile zu Holstein Kiel geflüchteten Massimo Cannizzaro aus dem Erfurter Angriff durchsetzen - durch Einsatzbereitschaft, Leidenschaft und immerhin sechs Tore ist ihm das gelungen.
Seine Treffer gelangen ihm auch in prestigeträchtigen Spielen. So netzte er nicht nur bei den Siegen gegen Osnabrück und Braunschweig, sondern auch in den Duellen gegen Dynamo Dresden und Carl Zeiss Jena ein. Für die Anhänger der Rot-Weißen war somit klar, "Chipi" - den Spitznamen bekam er von einem Jugendtrainer - ist ihr neuer Fußballgott.
"Carsten ist kein Spinner"
Der 19-Jährige geht mit diesem Status überraschend entspannt um, von einem arroganten Jungspund, dem seine ersten erfolgreichen Schritte im Profifußball zu Kopf gestiegen sind, ist er weit entfernt. Das schätzt auch Hörgl: "Carsten ist kein Spinner, der sich zu Dingen verleiten lässt und nur dem Geld hinterher rennt. Er will im Moment einfach Fußball spielen und arbeitet wirklich ganz konzentriert an seiner sportlichen Weiterentwicklung. "
Kammlott selbst führt seine Bodenständigkeit auf seinen Charakter und sein intaktes Umfeld zurück. Die Unterstützung von seiner Familie, seinen Freunden und dem Verein ist für den Angreifer die wichtigste Quelle, aus der er die nötige Kraft für den gelebten Traum schöpft.
"Ich gebe schon zu, dass mich meine Mutter verwöhnt und mir sehr viel abnimmt. Da kann ich mich nicht beschweren, aber der Verein sicher auch nicht." Kammlott ist dem Verein dankbar, dass er ihm den Sprung in den Profi-Fußball ermöglichte. Aber die Leistungen wecken das Interesse anderer Vereine.
Zur rechten Zeit in die Bundesliga
Erfurts ehemaliger Sportdirektor Stephan Beutel geht davon aus, dass der Verein sein Sturmtalent bei einem Angebot eines Bundesligisten sicherlich nicht wird halten können.
Und auch Hörgl bleibt realistisch: "Man muss jetzt erst einmal die Rückserie abwarten. Wenn er noch ein paar Tore schießt, werden die Begehrlichkeiten größer und irgendwelche Berater wollen Deals mit ihm machen. Ich glaube nicht, dass er dann Dummheiten macht, aber er wird sicher noch Hilfe von erfahrenen Leuten brauchen und bei uns auch bekommen."
Die Erfurter wollen ihn nicht mit Gewalt und um jeden Preis halten. "Aber wir wollen, dass er sich vernünftig weiterentwickelt. Und wenn die Zeit reif ist, kann er zu einem Bundesligisten wechseln", erklärt Hörgl.
Kammlott will in Erfurt bleiben
Deshalb will Kammlott auch nichts überstürzen und keine überhasteten Dummheiten machen. "Es gibt genügend Beispiele, bei denen der schnelle Weg nach oben in eine Sackgasse geführt hat. Ich halte mehr davon, sich erst einmal im Heimatverein im Seniorenbereich in der 3. und dann vielleicht in der 2. Bundesliga durchzusetzen. Das bringt mehr."
Der Vertrag des Angreifers läuft noch bis 2011, beide Seiten können per Option bis 2012 verlängern. Diesen Kontrakt will Kammlott erfüllen, "weil ich mich in Erfurt wohl fühle".
Vorbild Klose
Nach Ende des Vertrages wäre Kammlott 22 und somit genauso alt wie sein Idol Miroslav Klose vom FC Bayern München, als er den Schritt in den Bundesligakader des 1. FC Kaiserslautern schaffte.
Kammlott: "Ich bewundere an ihm, dass er vergleichsweise recht spät Profifußballer wurde und sich erst in unteren Ligen entwickelt hat. Jetzt ist er gestandener Nationalspieler und beim FC Bayern. Davon träumt doch jeder Spieler."