Bayern spazieren ins Achtelfinale

Von Stefan Rommel
Robert Lewandowski erzielte in der Imtech Arena das 1:0 für den Rekordmeister
© getty

Der FC Bayern München hat das Achtelfinale im DFB-Pokal erreicht. Der Rekordpokalsieger setzte sich in der 2. Runde beim Hamburger SV mit 3:1 (2:0) durch.

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Vor 57.000 Zuschauern in Hamburg erzielten Robert Lewandowski (6.), David Alaba (44.) und Franck Ribery (55.) die Tore für die Bayern, die in der Bundesliga an gleicher Stelle vor wenigen Wochen noch 0:0 gespielt hatten. Pierre-Michel Lasoggas Tor vier Minuten vor dem Ende war kaum mehr als ein Schönheitsfleck auf eine starke Münchener Vorstellung.

Für Aufregung sorgte ein Flitzer kurz vor Schluss, der Franck Ribery seinen Schal ins Gesicht schlagen wollte und den Franzosen mit ausgestreckten Mittelfingern beleidigte. Er wurde kurz wurde kurz darauf von Ordnern eingefangen.

Reaktionen

Josef Zinnbauer (Trainer Hamburger SV): "Der Knackpunkt war natürlich das 0:2 kurz vor der Halbzeitpause. Es gibt nicht viele Mannschaften in der Welt, die dann gegen die Bayern das Spiel noch drehen können. Positiv im Hinblick auf die Partie gegen Leverkusen am Samstag war immerhin unser Tor in der Schlussphase."

Josep Guardiola (Bayern München): "Wir haben unsere Lektionen aus dem 0:0 vor einigen Wochen in Hamburg gelernt. Es war ein sehr gutes Spiel meiner Mannschaft, und es war schön, dass das Team in der zweiten Halbzeit weiter fokussiert war."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: HSV-Coach Joe Zinnbauer baut etwas um: Für den verletzten Behrami beginnt Jiracek im defensiven Mittelfeld, Jansen und Van der Vaart sitzen nur auf der Bank. Dafür beginnen Stieber und Holtby.

Pep Guardiola schickt im Vergleich zum Gladbach-Spiel Boateng wieder in die Innenverteidigung. Dazu muss Götze zunächst auf die Bank, Ribery beginnt am linken Flügel.

6., 0:1, Lewandowski: Müller startet einem zu langen Zuspiel nach und setzt Westermann an der Eckfahne unter Druck. Der sieht nicht, dass sich Müller zu Drobny orientiert und spielt den Pass auf den Keeper. Müller geht dazwischen, legt auf Lewandowski ab. Dessen ersten Versuch kratzt Djourou noch vor der Linie weg, den Nachschuss verwandelt Lewandowski dann aber aus sechs Metern.

20.: Lewandoski lässt sich ins Mittelfeld fallen, Alaba und Müller laufen sofort ein. Lewandowski spielt den Ball in die Tiefe, Alaba ist noch leicht dran. Deshalb steht Müller einen Hauch im Abseits. Der umkurvt Drobny und schiebt ins leere Tor ein. Fritz gibt den Treffer zunächst, revidiert seine Meinung nach Absprache mit dem Assistenten aber wieder. Zu Recht.

42.: Lewandowski spielt fast von der Eckfahne quer auf Alaba, der sich viel zu leicht um Steinmann drehen kann und scharf zur Mitte passt. Lahm rutscht vier Meter vor dem Tor in den Ball, schießt aber nur Drobny an. Westermann klärt dann vor Müller.

44., 0:2, Alaba: Der HSV diskutiert mit dem Assistenten, während Rafinha einen Einwurf schnell ausführt. Alonso sofort weiter ins Zentrum zu Alaba, der sich mit einer Körpertäuschung Raum und Zeit verschafft und dann aus 25 Metern aufs linke Eck abzieht. Djourou zieht den Kopf weg, der Ball flattert nach links weg. Drobny sieht nicht besonders gut als, ist noch dran, kann den Schuss aber nicht mehr abwehren.

55., 0:3, Ribery: Und wieder geht es über links. Bernat auf Ribery. Der zieht locker zur Mitte, weil ihn kein Hamburger attackiert und schließt aus 22 Metern ab. Djourou fälscht den Ball unhaltbar für Drobny ins rechte Eck ab.

58.: Alaba flankt von links zur Mitte, wo sich Müller schnell um Ostrzolek dreht, aus sechs Metern aber an Drobnys Knie scheitert.

73.: Eine weite Rode-Flanke nimmt Ribery volley. Drobny ist rechtzeitig unten und pariert den flachen Ball stark.

86., 1:3, Lasogga: Ein flaches Zuspiel diagonal durch den Strafraum rutscht zu Van der Vaart durch. Der ist für eine eigenen Abschluss zu langsam, flankt aber butterweich auf Lasogga, der aus drei Metern problemlos einköpft.

88.: Konter der Gäste. Müller legt ins Zentrum auf Ribery, der aus zwölf Metern aber an Drobny scheitert. Noch ein Konter, diesmal scheitert Müller am stark parierenden Drobny, der trotz seines Fehlers beim 0:2 der stärkste Hamburger an diesem Abend ist.

90.+1: Müller aus vier Metern, wieder rettet Drobny fantastisch.

Fazit: Hochverdienter Sieg der Bayern, die dem HSV in allen Belangen eine Klasse überlegen waren und höher hätten gewinnen müssen.

Der Star des Spiels: Juan Bernat war eine ständige Bedrohung für den HSV. Der Spanier hatte ein unglaubliches Tempo, schob permanent an, war stark im Dribbling und gab eigentlich eher einen offensiven Mittelfeldspieler denn einen Außenverteidiger. Wohl Bernats bestes Spiel im Dress des Rekordmeisters. Ebenfalls stark: Alaba, der überragende Aktionen in der Rückgewinnung des Balles hatte.

Der Flop des Spiels: Von Nicolai Müller war so gut wie nichts zu sehen. Der Nationalspieler war nicht in das ohnehin schon stockende Kombinationsspiel der Gastgeber eingebunden und brachte seine Schnelligkeit nie zum Tragen. In der Defensive ließ er Götz auf der rechten Seite immer wieder alleine gegen die bayerische Übermacht.

Der Schiedsrichter: Marco Fritz hatte eine Partie mit vielen kniffligen Entscheidungen und Zweikämpfen zu leiten und damit das eine oder andere Problem, vor allen Dingen in der Bewertung von Zweikämpfen. Gut war, wie er bei Müllers vermeintlichem 0:2 seine Entscheidung korrigierte und damit richtig lag. Auch bei den persönlichen Strafen mit einem vernünftigen Maß.

Das fiel auf:

  • Der HSV empfing die Bayern mutig und rückte mit der eigenen Viererkette bisweilen bis zur Mittellinie hoch. So attackierten die Gastgeber früh und kamen sogar zu einigen Ballgewinnen tief in der Bayern-Hälfte.
  • Die Gäste umgingen das Pressing mit einigen schnellen Seitenwechseln, dazu starteten Lewandowski oder Müller auch immer wieder früh in die Tiefe und boten sich für den langen Ball an, um den großen Raum hinter der Hamburger Abwehrkette zu bespielen.
  • Der HSV ließ sich auch vom frühen Rückstand und der Tatsache, dass die Bayern zu leicht in den gefährlichen Raum kamen, nicht von seinem grundsätzlichen Plan abbringen und verteidigte weiter relativ hoch.
  • Die Gäste attackierten die rechte Seite des früh verwarnten Götz, der sich sehr oft Ribery, Alaba oder dem sehr offensivfreudigen Bernat gegenüber sah, die mit Tempo in Eins-gegen-Eins-Situationen kamen.
  • Das Hamburger Problem bleibt die Offensivbewegung. Gegen den Ball stimmt die Ordnung, im Spiel nach vorne fehlt es aber immer noch an klaren Abläufen und an der Genauigkeit im Passspiel -allerdings ließen die Bayern dem Gegner auch kaum einmal eine Sekunde Zeit zum Atmen. Die Hamburger hatten bis zu Lasoggas harmlosen Kopfball in der 53. Minute nach einer Ecke keinen einzigen Torabschluss innerhalb des Strafraums.
  • Nach dem dritten Treffer der Gäste war die Luft ndgültig raus aus der Partie und es entwickelte sich bis zum Abpfiff eine bessere Trainingseinheit für beide unter Wettkampfbedingungen. Entsprechend wechselten beide Trainer auch schon im Hinblick auf die anstehenden Aufgaben am Wochenende.

Hamburg - FC Bayern im Überblick